Davis Cup: Kapitän Jürgen Melzer weiterhin optimistisch
ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer lässt sich vorm Länderspiel gegen Portugal in Schwechat auch in Sachen Aufstellung etwas in die Karten blicken.
von PM zuletzt bearbeitet: 13.09.2023, 15:47 Uhr
© GEPA
Es wird ernst fürs Generali Austria Davis Cup Team: Bereits in zwei Tagen erfolgt für die ÖTV-Herren der Aufschlag zum Länderkampf in der Weltgruppe I gegen Portugal (15./16. September) – die Siegernation erhält ein Ticket für die Qualifikationsrunde zu den Davis Cup Finals 2024. Seit Montag bereiten sich beide Auswahlen im Multiversum Schwechat vor, das rund 1800 Zuschauer:innen einen Platz bieten wird.
Bei der obligatorischen Pre-Draw-Pressekonferenz am Dienstag gab der ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer vor Ort Einblick in seine ersten Eindrücke, auch von der Location. Und die waren überaus positiv: „Ich find’s geil. Ich finde, es ist richtig cool aufgebaut, da haben unsere Leute einen verdammt guten Job gemacht. Wenn man da hineinkommt und sich dann vorstellt, dass die Halle fast voll ist, das wird eine Bombenstimmung werden.“ Ein Faktor, der der Mannschaft des Niederösterreichers gewiss behilflich sein wird.
Die Zielsetzung für den Länderkampf sei klar: „Ich hoffe auf einen Sieg. Hoffen darf man aber eigentlich nicht, die Antwort muss auf dem Platz passieren. Und ich bin überzeugt davon, dass wir diese Partie gewinnen werden“, wollte Melzer die leichte Favoritenrolle nicht in Abrede stellen. Der 42-Jährige sah in keiner einzelnen Begegnung schwarz: „Ich glaube, dass wir keine Partie haben, die wir nicht gewinnen können – egal, wer da gegen wen spielt. Auch wenn unsere Nummer zwei gegen Portugals Nummer eins Nuno Borges spielt, sehe ich uns dabei in einer 50:50-Situation.“ Hierbei mache auch die kurzfristige, gesundheitsbedingte Absage von Dominic Thiem für ihn keinen Riesenunterschied: „Mit ihm wäre die Chance vielleicht 60:40 oder 55:45 gewesen – viel ändert sich jetzt nicht.“ Die Wahrheit liege draußen auf dem Platz, jedes Match müsse erst mal gespielt werden.
Erler und Miedler im Doppel gesetztIn Sachen Teamaufstellung, die bis eine Stunde vor der Auslosung beim Official Draw am Donnerstag um 14:00 Uhr offiziell bekanntgegeben werden muss, ließ sich Melzer schon so weit in die Karten blicken: Das eingespielte Duo Alexander Erler und Lucas Miedler sei im Doppel gesetzt – und bei Österreichs aktueller Nummer eins Sebastian Ofner müsste „schon etwas passieren, dass er nicht spielt.“ Die Entscheidung zwischen Jurij Rodionov und dem für Thiem nachberufenen Dennis Novak als zweiter Einzelspieler sei noch nicht gefallen, die Eindrücke im Training seien hierbei hauptsächlich entscheidend: „Man muss einfach schauen, wie jeder auch drauf ist, wie sie sich mit dem Belag zurechtfinden, und dann werde ich am Mittwochabend eine Entscheidung treffen und den Burschen danach mitteilen, wer spielen wird.“
Mit den Spielbedingungen im Multiversum Schwechat könne man sich jedenfalls bestens anfreunden. Diese seien „so, wie wir sie uns gewünscht haben, also dürfen wir uns auch nicht darüber beschweren. Es ist ein relativ flacher Ballabsprung – das Spiel wird sicher aufschlagdominant werden, das ist der erste Eindruck aus den ersten eineinhalb Tagen. Der Belag ist so wie auch in der Stadthalle, die Bälle sind cool, also es passt alles.“ Auch die durch den Ex-Weltranglisten-59. Rui Machado als Non-Playing-Captain angeführten Portugiesen fühlten sich auf dem Hartplatz in der Halle bislang allerdings sichtlich wohl: „Ich habe mir die Trainings von denen angeschaut, das hat echt ordentlich ausgeschaut – auch von Joao Sousa, der hat am Montag im Training richtig gut gespielt. Es wird sehr interessant, wen sie aufstellen werden, die müssen auch pokern. Sie werden Borges auf Position eins hinstellen. Aber wer dann das zweite Einzel spielt … mal sehen.“
Thiem-Absage: "Klar verlieren wir mit Dominic einen Leader"Auch zur Absage von Thiem, bei dem eine Typ-C-Magenentzündung diagnostiziert wurde, äußerte sich Melzer nochmal: „Für mich, muss ich fairerweise sagen, kam es am Montag dann doch etwas überraschend. Ich habe Montagfrüh, als ich nach Schwechat gefahren bin, noch mit Moritz (Thiems Bruder und Manager; Anmerkung) telefoniert, da war’s noch der Plan, dass er spielt. Ein paar Stunden später hat mich dann Dominic angerufen und mir gesagt, er fühlt sich nicht gut – und er glaubt nicht, dass er fürs Team eine Hilfe ist. Da hat er eigentlich noch gar keine Ergebnisse (von den medizinischen Untersuchungen; Anmerkung) gehabt. Als er die gehabt hat, war sowieso klar, dass er nicht spielen kann.“ Der Ausfall sei schmerzhaft: „Klar verlieren wir mit Dominic einen Leader. Wenn der drin steht, ist es einfach auch eine andere Aura, auch wenn’s vielleicht nicht mehr so ist wie zu der Zeit, als er Nummer drei der Welt gewesen ist. Trotzdem hat er ordentlich Tennis gespielt, in Kitzbühel das Finale erreicht und hat eigentlich Selbstvertrauen gehabt. Es tut mir natürlich leid für ihn, dass er nicht spielen kann, und genauso leid fürs Team.“
Nichtsdestotrotz befand Melzer die Ausgangslage weiter für gut: „Klar sind wir noch die Favoriten, wenn wir uns die Rankings anschauen. Wir nominieren mit Dennis auch einen Spieler nach, der viel Erfahrung hat, der das eine oder andere Mal auf dem Belag bereits ganz ordentlich Tennis gespielt hat“, untertrieb der Deutsch-Wagramer in seinen Worten bewusst. „Also da kommt jetzt kein Schlechter hinten nach.“ Schließlich habe er sich vor Thiems Absage schon bewusst dafür entschieden, nicht etwa den 27 ATP-Ränge besser klassierten Filip Misolic nachzunominieren, sondern Novak (ATP 192), „denn für mich ist Dennis auf dem Belag in der Halle der, der hier einfach die Nase vorne hat.“ Den Ausfall Thiems könne man „eh nicht ändern. Wir müssen uns mit jenen Dingen beschäftigen, die wir beeinflussen können, und das ist: Diese Woche gut trainieren und schauen, dass wir gut vorbereitet sind. Das machen die Burschen, somit freue ich mich aufs Wochenende.“