Darts: WM steht ganz im Zeichen von „The Nuke“
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Es ist wieder Zeit, die Kostüme aus dem Kasten zu holen und zur Dart-Party in den Alexandra Palace von London zu pilgern, wo von Sonntag bis 3. Jänner die WM über die Bühne geht. Fans und Experten haben dabei nur eine Frage: Wird Luke „The Nuke“ Littler jüngster Weltmeister aller Zeiten oder verteidigt Luke Humphries seinen Titel? Nach einem Jahr WM-Pause ist auch wieder Mensur Suljovic dabei.
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Der 52-jährige Wiener ist zum 16. Mal bei der WM der Professional Darts Corporation (PDC) dabei und damit Rekordhalter im deutschsprachigen Raum. „The Gentle“ trifft am 19. Dezember in einem sportlich völlig offenen Auftaktmatch auf den Kanadier Matt Campbell (PDC-55.). Die größte Darts-Party der Welt geht bereits in ihre 32. Runde, und das Interesse daran ist so groß wie nie zuvor.
300.000 Karten hätten laut der veranstaltenden Professional Darts Corporation (PDC) verkauft werden können. Die über 90.000 Tickets waren heuer laut PDC in 15 Minuten verkauft. Für die nächste Ausgabe im Dezember 2025 ist bereits eine Aufstockung des Teilnehmerfeldes von 96 auf 128 geplant. Das bedeutet: Vier zusätzliche Tage, acht zusätzliche Sessions, rund 25.000 Tickets mehr. Das gesteigerte Interesse hängt auch mit den Protagonisten zusammen.
„The Nuke“ explodiert auf der SportbühneNicht nur, dass die enorme Dichte und Ausgeglichenheit in der erweiterten Weltklasse immer spannende Spiele und Überraschungen verspricht. Es sind zudem Spieler wie der 17-jährige Senkrechtstarter Littler, die den Hype rund um die Darts-WM noch einmal in neue Sphären beförderten – und zwar weltweit. Littler, mit dem Spitznamen „The Nuke“ (Atombombe, engl.) versehen, explodierte in wenigen Spielen vom hoffnungsvollen Talent zum Superstar.
In einem packenden WM-Finale 2024 gelang es Luke Humphries (r.) den bis dahin groß aufspielenden Littler in Schach zu haltenDas letztjährige WM-Finale, das der damals erst 16-jährige Littler 4:7 gegen den favorisierten Humphries verlor, hatte mit 3,7 Millionen Zuschauern und Zuschauerinnen beim englischen Sender Sky die höchste Quote für eine Sportübertragung außerhalb von Fußball. In der Folge griff die „Littler-Mania“ um sich. Der geerdete Teenager wurde zum Liebling in den sozialen Netzwerken und für die Werbeindustrie.
Das Phänomen Luke LittlerLittler, der bei der letzten WM noch angab, sein Preisgeld (sobald er darüber verfügen kann) für Fast Food und Videospiele auszugeben, ist mittlerweile Namensgeber für seine eigene magnetische Dartscheibe, bewirbt Frühstücksflocken und hat einen Vertrag mit einem Hersteller von Spielekonsolen. Im Sog seiner Erfolge haben auch die Dart-Nachwuchsakademien in England wieder regen Zulauf.
„Mein Leben hat sich in vielen Dingen verändert. Aber ich bin auch als Mensch und Spieler gewachsen“, so Littler über seinen Höhenflug in den letzten zwölf Monaten, der ihn aus dem Nichts auf Rang vier der Weltrangliste brachte. Er gewann heuer zehn PDC-Titel und spielte 1,2 Millionen Euro Preisgeld ein.
Mit 17 Jahren krönte sich Littler zum jüngsten Sieger der Premier League und spielte dabei im Finale einen NeundarterLittler triumphierte in der Premier League, in deren Finale er mit einem Neundarter das perfekte Spiel ablieferte, beim Grand Slam und er gilt auch als Favorit für die prestigeträchtige BBC-Auszeichnung für die „Sportpersönlichkeit des Jahres“. Sein WM-Erstrundenspiel bestreitet der 17-Jährige am 21. Dezember gegen den Sieger der Partie zwischen Ryan Meikle und Fallon Sherrock. Um die einstige „Queen of the Palace“ ist es aber zuletzt ruhig geworden.
„Ooh Gary, Gary“: Anderson in LauerstellungEin Blick auf die Statistiken beweist, Littler ist ganz oben angekommen. Über 99 Punkte beträgt sein Saisondurchschnitt pro Aufnahme, der PDC-Schnitt liegt bei rund 92 Zählern. Er liegt damit an zweiter Stelle und rangiert auch knapp vor dem Weltranglistenersten Humphries, der Dritter in dieser Wertung ist. Nur ein Spieler hatte heuer einen besseren Schnitt: Allzeitgröße Gary Anderson.
Das Endspiel des Grand Slam war lange Zeit fest in der Hand von Gary Anderson (r.), ehe Littler zum Zielsprint ansetzteDer zweifache Weltmeister aus Schottland ist nach einer Schaffenspause wieder in Topform, seine Fans stimmen wieder die Huldigung „Ooh Gary, Gary“ an. Im Finale des Grand-Slam-Turniers ging dem 54-jährigen Anderson gegen Littler nach zeitweise klarer Führung erst im Finish die Luft aus. Der Schotte könnte auch im WM-Finale wieder auf Littler oder eben Humphries treffen, denn die Setzung nach der Weltrangliste will es, dass der Jungstar und der Weltmeister bereits im Halbfinale aufeinandertreffen könnten.
Überraschung jederzeit möglichDoch der Ausgang des Turniers ist offen wie selten zuvor. So gewannen mit dem Belgier Mike De Decker und dem Engländer Ritchie Edhouse zuletzt zwei große Außenseiter die Titel beim World Grand Prix und der EM. Aber auch Nachwuchsweltmeister Gian van Veen und sein niederländischer Landsmann Wessel Nijman überzeugten zuletzt mit starken Spielen.
Beide sind für absolute Sensationen gut, könnten gar in die Rolle von Littler schlüpfen. Auch wenn sie, so wie Littler letztes Jahr, noch keine Major-Turniere gewonnen haben. Der Jungstar weiß jedenfalls, was auf ihn im „Ally Pally“ zukommt: „Ich habe viel Selbstvertrauen gesammelt, aber dieses Turnier wollen alle gewinnen. Ich werde nur von Spiel zu Spiel schauen, so wie letztes Jahr. Aber ich weiß, ich muss immer mein ‚A-Game‘ spielen, weil mich jeder schlagen will. Mein Ziel ist es diesmal, den ganzen Weg zu gehen und das Turnier zu gewinnen.“
Van Leuven geht voranEinen Sieg der anderen Art hat bereits Noa-Lynn van Leuven errungen. Die Niederländerin tritt als erste Transfrau bei der Darts-WM an. Van Leuven hatte 2022 eine Hormontherapie abgeschlossen. Laut den Regularien des niederländischen Dart-Verbandes sind Transfrauen berechtigt, in der Frauen-Klasse zu starten, wenn sie gemäß ärztlicher Bescheinigung die Transition seit mindestens einem Jahr abgeschlossen haben.
Noa-Lynn van Leuven tritt als erste Transfrau bei einer Darts-WM anVan Leuvens Start in der Frauen-Klasse ist nicht unumstritten. So waren mehrere Spielerinnen aus Protest aus der niederländischen Nationalmannschaft zurückgetreten. Gemeinsam mit Sherrock vertritt sie in diesem Jahr die weiblichen Dartsspielerinnen bei der WM.
Die beste Spielerin, die 21-jährige Engländerin Beau Greaves, hat wie schon im Vorjahr auf die PDC-WM verzichtet und sich lieber ungefährdet den Titel bei der World Darts Federation (WDF) geholt. Doppelstarts sind nicht erlaubt.
WM mit 2,5 Mio. Pfund dotiertBei der WM werden 2,5 Millionen Pfund (ca. drei Mio. Euro) ausgeschüttet. Der Sieger oder die Siegerin darf sich über ein Preisgeld von 500.000 Pfund (ca. 600.000 Euro) freuen. Wer bereits in der ersten Runde ausscheidet, darf sich immerhin 7.500 Pfund (ca. 9.000 Euro) mit nach Hause nehmen.
96 Teilnehmerinnen und Teilnehmer umfasst das Starterfeld im Alexandra Palace. Am häufigsten vertreten ist England mit 25 Spielern und einer Spielerin, gefolgt von den Niederlanden (15 Spieler, eine Spielerin) sowie Wales und Deutschland (jeweils sechs Spieler).
PDC-WM 2025 in London Erste Runde: (Spielplan) Thibault Tricole (FRA) Joe Comito (AUS) 15.12. Jermaine Wattimena (NED) Stefan Bellmont (SUI) 15.12. Kim Huybrechts (BEL) Keane Barry (IRL) 15.12. Wesley Plaisier (NED) Ryusei Azemoto (JPN) 16.12. Luke Woodhouse (ENG) Lourence Ilagan (PHI) 16.12. Alan Soutar (SCO) Kai Gotthardt (GER) 16.12. Niels Zonneveld (NED) Robert Owen (WAL) 16.12. Connor Scutt (ENG) Ben Robb (NZL) 16.12. Cameron Menzies (SCO) Leonard Gates (USA) 16.12. James Hurrell (ENG) Jim Long (CAN) 17.12. Kevin Doets (NED) Noa-Lynn van Leuven (NED) 17.12. Ryan Joyce (ENG) Darius Labanauskas (LTU) 17.12. Jeffrey de Graaf (SWE) Rashad Sweeting (BHA) 17.12. Ricardo Pietreczko (GER) Zong Xiao Chen (CHN) 17.12. Ryan Meikle (ENG) Fallon Sherrock (ENG) 17.12. Jim Williams (WAL) Paolo Nebrida (PHI) 18.12. Madars Razma (LAT) Christian Kist (NED) 18.12. Ricky Evans (ENG) Gordon Mathers (AUS) 18.12. Chris Landman (NED) Lok Yin Lee (HGK) 19.12. Callan Rydz (ENG) Romeo Grbavac (CRO) 19.12. Martin Lukeman (ENG) Nitin Kumar (IND) 19.12. Nick Kenny (WAL) Stowe Buntz (USA) 19.12. Mensur Suljovic (AUT) Matt Campbell (CAN) 19.12. Scott Williams (ENG) Niko Springer (GER) 19.12. Stephen Burton (ENG) Alexander Merkx (NED) 20.12. Wessel Nijman (NED) Cameron Carolissen (RSA) 20.12. Ian White (ENG) Sandro Eric Sosing (PHI) 20.12. Mickey Mansell (NIR) Tomoya Goto (JPN) 20.12. Florian Hempel (GER) Jeffrey de Zwaan (NED) 20.12. William O'Connor (IRL) Dylan Slevin (IRL) 20.12. Karel Sedlacek (CZE) Rhys Griffin (WAL) 21.12. Richard Veenstra (NED) Alexis Toylo (PHI) 21.12. Zweitrunden-Tableau: Luke Humphries (ENG/1) Tricole (FRA) / Comito (AUS) 15.12. Raymond van Barneveld (NED/32) Kenny (WAL) / Buntz (USA) 21.12. James Wade (ENG/16) Wattimena (NED) / Bellmont (SUI) 16.12. Peter Wright (SCO/17) Plaisier (NED) / Azemoto (JPN) 17.12. Stephen Bunting (ENG/8) Soutar (SCO) / Gotthardt (GER) 20.12. Dirk van Duijvenbode (NED/25) Razma (LAT) / Kist (NED) 22.12. Damon Heta (AUS/9) Scutt (ENG) / Robb (NZL) 21.12. Mike De Decker (BEL/24) Woodhouse (ENG) / Ilagan (PHI) 17.12. Luke Littler (ENG/4) Meikle (ENG) / Sherrock (ENG) 21.12. Ritchie Edhouse (ENG/29) White (ENG) / Sosing (PHI) 22.12. Danny Noppert (NED/13) Joyce (ENG) / Labanauskas (LTU) 21.12. Ryan Searle (ENG/20) Suljovic (AUT) / Campbell (CAN) 22.12. Rob Cross (ENG/5) S. Williams (ENG) / Springer (GER) 23.12. Gian van Veen (NED/28) Pietreczko (GER) / Zong (CHN) 23.12. Nathan Aspinall (ENG/12) Menzies (SCO) / Gates (USA) 18.12. Andrew Gilding (ENG/21) Lukeman (ENG) / Kumar (IND) 23.12. Michael Smith (ENG/2) Doets (NED) / Van Leuven (NED) 19.12. Krzysztof Ratajski (POL/31) Veenstra (NED) / Toylo (PHI) 23.12. Chris Dobey (ENG/15) Burton (ENG) / Merkx (NED) 21.12. Josh Rock (NIR/18) Sedlacek (CZE) / Griffin (WAL) 23.12. Jonny Clayton (WAL/7) Mansell (NIR) / Goto (JPN) 23.12. Daryl Gurney (NIR/26) Hempel (GER) / De Zwaan (NED) 23.12. Gerwyn Price (WAL/10) Huybrechts (BEL) / Barry (IRL) 16.12. Joe Cullen (ENG/23) Nijman (NED) / Carolissen (RSA) 22.12. Michael van Gerwen (NED/3) Hurrell (ENG) / Long (CAN) 20.12. Brendan Dolan (NIR/30) Landman (NED) / Lee (HGK) 21.12. Gary Anderson (SCO/14) De Graaf (SWE) / Sweeting (BHA) 22.12. Ross Smith (ENG/19) J. Williams (WAL) / Nebrida (PHI) 22.12. Dave Chisnall (ENG/6) Evans (ENG) / Mathers (AUS) 23.12. Gabriel Clemens (GER/27) Zonneveld (NED) / Owen (WAL) 19.12. Dimitri Van den Bergh (BEL/11) O'Connor (IRL) / Slevin (IRL) 22.12. Martin Schindler (GER/22) Rydz (ENG) / Grbavac (CRO) 22.12.