Dagestan: Tote bei Angriffen auf Synagogen und Kirchen

24 Jun 2024

Dagestan

In der russischen Teilrepublik Dagestan waren am Sonntag Synagogen und Kirchen Ziel offenbar koordinierter Angriffe bisher unbekannter Täter. Laut Behördenangaben gibt es etliche Tote. Unter diesen seien mindestens 15 Polizisten und ein Priester, sagte Gouverneur Sergej Melikow. Auch mehrere Angreifer seien getötet worden.

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Foto ORF

Online seit heute, 7.46 Uhr (Update: 9.56 Uhr)

Es gibt auch tote Zivilisten. Deren genau Zahl nannte Melikow jedoch nicht. Russische Ermittlungsbehörden erhöhten Agenturangaben zufolge die Zahl der Toten auf mindestens 19. Zumindest zwölf Menschen seien bei den Angriffen in den Städten Derbent und Machatschkala verletzt worden, wie das Innenministerium der muslimisch geprägten Kaukasus-Republik mitteilte. Die beiden Städte sind etwa 120 Kilometer voneinander entfernt.

Die „aktive Phase“ der Polizeieinsätze sei beendet, die weiteren Ermittlungen würden fortgesetzt, teilte Melikow Montagfrüh via Telegram mit. „Sechs Banditen wurden liquidiert.“ Die Behörden leiteten umgehend eine Großfahndung ein und sperrten die Ausfahrten aus Machatschkala. Später sei es gelungen, die Terroristen zu stoppen, hieß es. Nach Angaben von Russlands Anti-Terror-Komittee wurden fünf Angreifer getötet. Eine unabhängige Bestätigung der Angaben gibt es nicht.

Dagestans Gouverneur Sergej Melikow bezeichnete die Angriffe als „Terroranschläge“ „Wissen, wer hinter Terroranschlägen steckt“

Zu den Anschlägen bekannte sich noch niemand. Auch über die etwaigen Hintergründe gibt es noch keine Information, auch wenn Melikow sagte, sie seien aus dem Ausland gesteuert. Einzelne Politiker in Dagestan und in Moskau haben bereits der von Russland angegriffenen Ukraine die Schuld zugeschoben. Drei der Angreifer seien nach Medieninformationen Söhne und Neffen eines hochgestellten Beamten in der Region. Der Mann wurde in der Nacht bereits verhört. Wegen der Anschlagserie wurde in Dagestan eine dreitägige Trauer verhängt.

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Foto ORF

„Wir wissen, wer hinter den Terroranschlägen steckt und was ihr Ziel ist“, sagte Melikow in einem Video, ohne weitere Details zu nennen. Einer der Vorfälle ereignete sich den Angaben zufolge in einer Synagoge in der Stadt Derbent, Heimat einer alten jüdischen Gemeinde und UNESCO-Weltkulturerbe.

Auf im Netz veröffentlichten Aufnahmen sind brennende Gebäude zu sehen

„Die Synagoge in Derbent brennt“, schrieb der Vorsitzende der Föderation der Jüdischen Gemeinden Russlands, Borutsch Gorin, im Onlinedienst Telegram. „Die Synagoge in Machatschkala wurde ebenfalls in Brand gesetzt und ist abgebrannt“, fügte er hinzu.

Auch zwei orthodoxe Kirchen waren in Derbent und Matschakala Ziele der Angriffe. Der Anti-Terror-Behörde wurde zufolge zudem ein orthodoxer Priester getötet. Die russische orthodoxe Kirche teilte mit, Erzbischof Nikolai Kotelnikow sei in Derbent „brutal ermordet“ worden. Nach Angaben des dagestanischen Innenministeriums habe es zwischen Derbent und Machatschkala zudem einen Angriff auf ein Polizeifahrzeug gegeben.

Festnahmen wegen Angriffs auf Crocus City Hall

Die mehrheitlich muslimische Region Dagestan liegt an der Grenze zu Georgien und Aserbaidschan. Im April waren in der Teilrepublik vier Menschen im Zusammenhang mit dem tödlichen Anschlag auf die Crocus City Hall in einem Vorort von Moskau festgenommen worden. Sie sollen nach Angaben des russischen Geheimdiensts FSB Geld und Waffen für die Attacke geliefert haben. Bei dem Anschlag auf die Halle waren im März mehr als 140 Menschen getötet worden. Zu der Tat bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

In Dagestan war es in den vergangenen Monaten vor dem Hintergrund des Gaza-Konflikts bereits zu antijüdischen Exzessen gekommen. Ende Oktober 2023 drangen etwa wütende Menschen in den Flughafen der Hauptstadt Machatschkala ein, als dort ein Flugzeug aus Israel ankam. Rund 20 Menschen wurden dabei verletzt.

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