Aufrüttelnde Rede von Cornelius Obonya bei Gedenkfeier in Ternberg

Cornelius Obonya

TERNBERG. Mehr als 300 Menschen gedachten in der Pfarrbaracke Ternberg auf Einladung der Katholischen Jugend der Region Ennstal der Opfer des Nationalsozialismus im KZ-Außenlager.

Die heurige Gedenkfeier stand gemäß dem Jahresschwerpunkt des Mauthausen Komitees Österreich unter dem Motto „Recht und Gerechtigkeit“. Anita Buchberger, Vernetzungsverantwortliche in der Region Ennstal und Beauftragte für Jugendpastoral in der Pfarre Ennstal, sowie Sophia Wachter, ehrenamtliches Mitglied des Jugendpastoralteams der Pfarre Ennstal, führten durch die Feier.

Zu Beginn erinnerten sie daran, dass das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ein zentrales gesellschaftspolitisches Anliegen der Katholischen Jugend OÖ sei und es für sie zum Selbstverständnis gehöre, sich für Toleranz und Nächstenliebe im Zusammenleben einzusetzen. Die NS-Verbrechen seien ein trauriges Beispiel dafür, wie das Wegschauen und das Schweigen der Bevölkerung in eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte führten. Es sei gemeinsame Aufgabe, die Erinnerung aufrechtzuerhalten – nicht, um anzuklagen, sondern um wachsam zu sein.

Gedenkrede von Obonya

Der Präsident der Aktion gegen den Antisemitismus und Schauspieler Cornelius Obonya äußerte in seiner Red klare, mutige Ansagen. Bereits im Vorfeld gab es mit den engagierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein „Meet & Greet“, in der er sich für die Errichtung des Gedenkraums bedankte. In ungezwungener Atmosphäre erzählte Obonya über seine ehrenamtliche Tätigkeit – das Amt des Präsidenten gegen den Antisemitismus in Österreich – erläuterte seinen familiären Bezug zur NS Zeit und ging auf die spontan gestellten Fragen ein.

Obonya sprach in seiner Rede die aktuelle politische Situation mit unmissverständlichen Worten deutlich an. Die Radikalität sei längst in einer anderen Dimension angekommen. Wenn man es in der einen Demokratie nicht schaffe, dann mache man sich eben eine andere.

Der ehrenamtliche Präsident gegen Antisemitismus positionierte sich klar für die Einhaltung demokratischer Prinzipien. Sein Appell richtete sich besonders an die politischen Vertreter. Sie sollten sich die Frage stellen: „Haben Sie oder haben Sie nicht / Werden Sie oder werden Sie nicht in Ihren Orten, in Ihren Landtagen, in Ihren Stadtregierungen, in Ihren Foren für eine Koalition mit der FPÖ stimmen?“

Und erst dann, wenn Sie ein klares Nein antworten könnten, wären ihre Worte zu einem Gedenken an die Toten des Holocaust angebracht. Schlussendlich forderte Obonya das Publikum auf: „Bekennen Sie Ihren Glauben an Ihren Gott - und die Demokratie. Lassen Sie sich nicht verhöhnen. Sie die jungen Katholiken Österreichs, die bis jetzt dies alles so einzigartig gebaut, gesägt, besungen, geschrieben, gelacht, gemeinsam sich selbst des Guten und Ihres Glaubens in Ihnen versichernd gelebt haben. Machen Sie weiter, aber machen Sie es klar, anderen klar, was genau Sie meinen.“

Namen der Opfer verlesen

Im weiteren Verlauf der Feier wurden die bekannten Namen der Opfer des KZ-Außenlagers Ternberg verlesen und für jeden Verstorbenen eine weiße Rose als Symbol der Erinnerung in eine Vase gesteckt. Bischof Manfred Scheuer sprach zum Abschluss ein Gebet, bevor die Kränze vor der Pfarrbaracke bei der Gedenktafel niedergelegt wurden. Zum Schluss sangen alle gemeinsam das Lied „We shall overcome“.

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