Chelsea und ein Comeback, das es nicht geben sollte

Plötzlich doch wieder gefragt - wenn auch nur als Joker der B-Mannschaft: Ben Chilwell. IMAGO/Shutterstock

Ben Chilwell war schon Vize-Europameister und Champions-League-Sieger, am Dienstag war er einfach froh, gegen den AFC Barrow zu spielen. Beim souveränen 5:0-Sieg, den der FC Chelsea an der Stamford Bridge in der dritten League-Cup-Runde gegen den Viertligisten einfuhr, stand der Linksverteidiger im zweiten Durchgang auf dem Platz, den er doch eigentlich gar nicht mehr hatte betreten sollen.

Im Sommer gehörte er zu der sehr großen Gruppe von Spielern, die Chelsea loswerden wollte, und zu der sehr kleinen, die blieb. "Es war nicht leicht für ihn", sagte Trainer Enzo Maresca nach dem Barrow-Spiel, was ziemlich untertrieben war. Obwohl er seinen Vertrag erst etwas mehr als ein Jahr zuvor bis 2027 verlängert hatte und wenig später zum Vize-Kapitän aufgestiegen war, hatte ihm Maresca am 17. August erstmals öffentlich einen Wechsel nahgelegt.

Wie viele andere durfte Chilwell nicht mehr mit der ersten Mannschaft und damit Maresca trainieren. Der Druck, den der Nachfolger von Mauricio Pochettino - gewiss mit dem Segen der Bosse - zunehmend auf die Aussortierten erhöhte, gipfelte kurz vor dem "Deadline Day" in der Drohung, dass von denen, die trotzdem nicht wechseln, in dieser Saison niemand auch nur eine Minute spielen werde.

Chilwells Comeback am Dienstagabend hätte es also eigentlich gar nicht geben dürfen. Für den 27-jährigen englischen Nationalspieler, der in einem ersten Schritt der Reintegration zuletzt bereits wieder ins Mannschaftstraining zurückgekehrt war, war es der erste Einsatz seit dem FA-Cup-Halbfinale gegen Manchester City (1:0) am 20. April, bei dem er sich eine Knieverletzung zugezogen hatte. Die letzten Spiele unter Pochettino hatte er deshalb verpasst.

"Ich habe diese Nächte an der Bridge vor euren Augen vermisst, Leute", schrieb Chilwell nun bei Instagram an die Chelsea-Fans, nachdem er es zumindest schon mal wieder zum B-Elf-Joker gebracht hatte. Er hatte sogar die Kapitänsbinde tragen dürfen in einer Mannschaft, die Maresca gegenüber dem 3:0 bei West Ham in der Liga auf allen Positionen verändert hatte und aus der Christopher Nkunku mit drei Toren herausragte.

"Chilly hat es sehr gut gemacht", lobte der Italiener seinen Rückkehrer demonstrativ. "Er hat gezeigt, dass er da ist, dass er bereit ist, dass er gut arbeitet. Es gibt überhaupt kein Problem, und wenn wir eine Gelegenheit haben, werden wir ihm weitere Minuten geben." Sollte Chilwell im Winter oder Sommer plötzlich doch wechseln wollen, hätte Maresca wahrscheinlich trotzdem keinerlei Einwände.

jpe