Anpfiff für die neue Champions League

2 Tage vor

Es soll eine historische Saison für die europäische Königsklasse werden: mehr Klubs, mehr Spiele, mehr Geld, mehr Spannung, mehr Österreicher. Können Sturm Graz und Salzburg profitieren?

Wenn am Dienstag die Champions League 2024/25 angepfiffen wird, soll das zugleich eine Zeitenwende im Fußball-Europacup einläuten. Die Königsklasse wird ab sofort in einer Ligaphase ausgetragen, mit mehr Klubs, mehr Spielen und mehr Geld. Ob am Ende auch neue Sieger triumphieren, ist allerdings fraglich. Der Ausblick:

1 Was bedeutet der neue Spielmodus?

Statt 32 Klubs wird auf 36 aufgestockt, das bekannte Format mit Vierergruppen von einer eingleisigen Liga mit allen 36 Vereinen abgelöst. Auf jeden Teilnehmer warten acht statt sechs Partien, also je vier Heim- und Auswärtsspiele gegen insgesamt acht Gegner. Die letzten beiden Runden dieser Ligaphase werden erst im Jänner 2025 ausgetragen. Die Top acht stehen fix im Achtelfinale, die Teams auf den Plätzen neun bis 24 kämpfen in Play-offs ebenfalls um einen Achtelfinalplatz. Die K.-o.-Spiele gehen dann wie gewohnt über die Bühne, das Finale steigt am 31. Mai in München.

Die Uefa bezeichnet die umstrittene Reform als Chance für Klubs aus kleineren Ligen, die nun mehr Spiele erhalten. Es geht aber freilich auch ums Geld: Noch mehr Spiele werden zwar von Spielervertretern ob der ­zusätzlichen Belastung kritisiert, bringen aber auch mehr Einnahmen.

Die letzten Spieltage der Ligaphase könnten tatsächlich zusätzliche Überraschungen bringen. Dass sich am Ende wieder die großen Namen durchsetzen, daran besteht aber wenig Zweifel.

2 Welche Mannschaften werden im Titelrennen mitmischen?

Real Madrid ist nicht nur Titelverteidiger, sondern auch noch nie in einer CL-Vorrunde gescheitert. Trainer Carlo Ancelotti, Rekordmann mit fünf CL-Titeln, setzt auch heuer auf geordnete Defensive und viel Freiraum für seine Offensivstars Vinicius Júnior, Jude Bellingham und nun auch Kylian Mbappé, obwohl sich dieser in seiner Rolle im Sturmzentrum noch finden muss. Im Mittelfeld scheint Federico Valverde die Lücke zu schließen, die Toni Kroos hinterlassen hat. Einzig in der Innenverteidigung klafft ein Loch: David Alaba ist weiter verletzt, womit mit Antonio Rüdiger und Éder Militão nur zwei zentrale Abwehrspieler für die womöglich längste Saison der Geschichte mit über 70 Spielen zur Verfügung stehen.

Mbappé im Einsatz für Real Madrid.

Mbappé im Einsatz für Real Madrid.  Reuters

Herausforderer Manchester City hat einen makellosen Saisonstart hingelegt, Erling Haaland zeigt sich in bester Torlaune, Schlüsselspieler Rodri ist wieder genesen und Coach Pep Guardiola noch immer der wohl Beste seines Fachs. City sollte die Ligaphase dominieren, schließlich haben die Engländer schon in der Vorsaison in neun ihrer zehn CL-Partien jeweils drei Tore geschossen.

Der FC Bayern wartet unter Neo-Trainer Vincent Kompany noch auf einen ersten Härtetest. Diese CL-Saison ist für die Münchner aber eine besondere: Nach einer titellosen Saison gilt es zurückzuschlagen, zumal das Finale in der heimischen Allianz Arena steigt.

3 Was ist für Sturm Graz und Red Bull Salzburg möglich?

Meister Sturm Graz ist auf CL-Level eine absolute Unbekannte, der bisher letzte Auftritt liegt 24 Jahre zurück. Die Auslosung ist eine undankbare: Bei den acht Gegnern fehlen die großen Namen aus England und Spanien, und dennoch warten Topteams wie Dortmund und Leipzig. Auftaktgegner am Donnerstag (21 Uhr, live, Sky) ist Stade Brest.

Sturm Graz und Christian Ilzer als Unbekannte.

Sturm Graz und Christian Ilzer als Unbekannte.  Gepa

Die Frage ist, ob Leistungsträger wie Otar Kiteishvili auch international das Ruder an sich reißen können. Unter Trainer Christian Ilzer sind Achtungserfolge jedenfalls nicht ausgeschlossen, die Steirer bemühen einen viel zitierten Satz und wollen es ihren Gegnern schwermachen. Ilzer: „Wir wollen einer Frage nachgehen: Was ist an einem Tag möglich?“

Vizemeister Salzburg hat mit Paris Saint-Germain, Real Madrid und Leverkusen das attraktivere Los und nur wenig zu verlieren. Neo-Trainer Pep Lijnders hat als Assistent in Liverpool ausreichend CL-Erfahrung, seine junge Mannschaft hingegen nicht. Das aggressive Pressing scheint dennoch wie gemacht für die kommenden Aufgaben, zuletzt aber hat Salzburg für seine stürmische Spielweise international oft die Rechnung präsentiert bekommen. Ein Auftakterfolg am Mittwoch (18.45 Uhr, live, Canal+) bei Sparta Prag wäre viel wert. Beide Teams mussten ihre Ligapartien am Wochenende wegen Unwetters absagen, ihre letzten Pflichtspiele fanden vor der Länderspielpause statt.

4 Welche Teams sollte man ­außerdem auf dem Schirm haben?

Stade Brest wurde sowohl Sturm Graz als auch Salzburg als Gegner zugelost. Der dritte Platz in Frankreich war eine Sensation, vor fünf Jahren war man noch zweitklassig, nun gibt der Klub aus der Bretagne seine Europacup-Premiere – und fühlt sich in der Außenseiterrolle wohl. Erste Hürde für „Les Pirates“ um Erfolgscoach Éric Roy, zuvor als Sportdirektor tätig, ist Sturm Graz.

Brest-Trainer Éric Roy.

Brest-Trainer Éric Roy.  Gepa

Mit dem FC Girona trifft Sturm auf einen weiteren Debütanten. Platz drei in Spanien spricht für sich, allerdings mussten einige Abgänge verkraftet werden. Auch bei Bayer Leverkusen wird mit Spannung erwartet, wie sich Trainer-Entdeckung Xabi Alonso nach einer Fabel-Saison mit Meistertitel und Cupsieg in der europäischen Königsklasse schlägt.

Champions League im TV: Canal+ zeigt jeden Mittwoch ein Spiel seiner Wahl („First pick“), alle Dienstagsspiele und die restlichen Mittwochsspiele sind auf Sky zu sehen.

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