Dresden: Weiterer Abschnitt der Carolabrücke eingestürzt

Die Abrissarbeiten an der teilweise eingestürzten Dresdner Carolabrücke laufen planmäßig. Die am frühen Morgen eingebrochenen Teile werden zerlegt und sollen dann zeitnah abtransportiert werden, wie die Landeshauptstadt mitteilte. Sechs Bagger sind demnach im Einsatz. „Uns läuft hier die Zeit davon. Wir kämpfen hier wirklich gegen die Zeit“, sagte Feuerwehrsprecher Klahre am Freitagmittag. Für Sonntag wird ein Hochwasser in der Elbe vorhergesagt.

Carolabrücke - Figure 1
Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Der Brückenstrang soll komplett abgerissen werden. Es handelt sich um den Teil, von dem in der Nacht zum Mittwoch ein rund 100 Meter langer Abschnitt in die Elbe gestürzt war. Ein benachbartes Brückenteil hing seither deutlich sichtbar durch. Die Fachleute waren zu der Einschätzung gekommen, dass dieser Strang der Brücke nicht zu halten sei.

In der Nacht zum Freitag waren die einzelnen Brückenelemente voneinander getrennt und gesteuert zum Einsturz gebracht worden, sagte Klahre. Die Trennarbeiten seien um 22.45 Uhr beendet gewesen, wie die Stadt Dresden mitteilte. Um 2.50 Uhr sei das erste Brückenelement auf Neustädter Seite zum Einsturz gebracht worden, wenige Minuten später brach ein zweiter Brückenteil ein, der sich zuvor immer weiter durchgebogen hatte.

Bruchstücke in der Elbe werden mit Bojen ausgestattet

Die beiden noch stehenden Stränge der Brücke bleiben weiterhin gesperrt. Wie schwer sie durch den Einsturz in Mitleidenschaft gezogen worden sind, ist noch unklar.

Wird komplett abgerissen: der Brückenstrang Cdpa

Die Wasserschutzpolizei wird die in der Elbe verbleibenden Teile der Brücke mit Bojen ausstatten, um sie im Hochwasserfall zu verorten. Aus dem Abbruchmaterial entnehmen Fachleute des Straßen- und Tiefbauamtes Proben zur weiteren Prüfung. Später sollen auch von dem noch stehenden benachbarten Brückenteil B Proben entnommen werden.

Statiker prüfen den Angaben nach gerade, was mit den schräg hängenden Teilen der Brücke auf der Neustädter Seite passiert. Bei steigendem Wasserstand der Elbe wäre es besser, diese würden flach im Wasser liegen. Die noch stehenden Teile am anderen Ufer auf der Altstädter Seite bleiben zunächst stehen, soweit sie nicht selbst fallen.

Die rund 400 Meter lange Carolabrücke bestand aus drei parallelen Brückenzügen. Über einen führten Straßenbahngleise sowie ein Rad- und Fußweg. Über die beiden anderen verliefen Autospuren. In der Nacht zum Mittwoch war ein Teil des Stranges mit den Straßenbahnschienen eingestürzt, der sogenannte Brückenzug C. Verletzt wurde bei dem Unglück niemand.

Heftige Regenfälle in der Tschechischen Republik

Für Sonntag wird ein Hochwasser in der Elbe vorhergesagt, was die Gefahr laut Dresdner Feuerwehr noch einmal erheblich verschärfen würde. Wie lange der Abtransport der Überreste der Brücke dauern wird, konnte Klahre am Freitag nicht sagen.

Verantwortlich für das mögliche Hochwasser sind heftige erwartete Regenmengen in der Tschechischen Republik. Laut Landeshochwasserzentrum sollen in der Tschechischen Republik und Südpolen mit dem Iser- und dem Riesengebirge bis zum Montag 200 Liter Niederschlag pro Quadratmeter binnen 72 Stunden fallen. In den oberen Berglagen seien sogar 350 Liter möglich. Auch in Ostsachsen ist mit Dauerregen zu rechnen. Neben der Elbe sollen auch für die Lausitzer Neiße und die Spree Hochwasserwarnungen herausgegeben werden.

Korrosion als mögliche Ursache

Die Ursache des Einsturzes der Brücke ist noch unklar, es wird bisher von Korrosion im Inneren der Brücke ausgegangen. Bei der Carolabrücke handelt es sich um eine Spannbetonbrücke, die 1971 in Betrieb genommen wurde. Die Brückenzüge A und B, die saniert worden waren, stehen noch, aber zumindest der mittlere Brückenzug B ist stark beschädigt. Es wird davon ausgegangen, dass die ganze Brücke abgetragen und neu aufgebaut werden muss. Nach ­ersten Schätzungen wird das fünf Jahre in Anspruch nehmen.

Unklar ist bislang, wie der Wiederaufbau finanziert werden soll. Dresdens Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) gab die Kosten am Freitag mit „mindestens 100 Millionen Euro“ an. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesumweltministerin Steffi Lemke (beide Grüne) sagten am Freitag, dass der Bund den Wiederaufbau der Brücke unterstützen werde. Ersatzneubauten könnten sehr schnell genehmigt werden, teilten sie mit. „Wir dürfen nicht zulassen, dass unser Land zer­bröselt“, hieß es weiter.

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten
Die beliebtesten Nachrichten der Woche