Warum General Motors/Cadillac grünes Licht bekam und Andretti nicht
(Motorsport-Total.com) - Die Ankündigung der Formel 1 am Montag, die Pläne für einen Einstieg von General Motors/Cadillac voranzutreiben, könnte als völlige Kehrtwende ihrer Haltung gegenüber einem elften Team in der Königsklasse angesehen werden.
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General Motors/Cadillac wollen groß in die Formel 1 einsteigen Zoom
Noch im Januar hatte die FOM erklärt, dass der Antrag von Andretti-Cadillac abgelehnt werde, da das damalige Konzept keinen Mehrwert für die Meisterschaft biete.
"Der bedeutendste Beitrag eines neuen Teilnehmers liegt darin, wettbewerbsfähig zu sein. Wir glauben nicht, dass der Bewerber ein wettbewerbsfähiger Teilnehmer wäre", hieß es in einer Pressemitteilung, die sich primär auf 2025 bezog.
Die Ablehnung sorgte für Kontroversen. Andretti reagierte empört und suchte Unterstützung bei amerikanischen Politikern, um eine Neubewertung zu erzwingen. Gleichzeitig setzte das Team die Vorbereitungen für ein Auto ab 2026 an seiner neuen Basis in Silverstone fort, obwohl ein Einstieg zunächst ausgeschlossen schien.
Was hat sich geändert?Nun, nur wenige Monate später, hat sich die Haltung der Formel 1 stark verändert. Wo einst die Tür für Andretti - trotz einer Beteiligung von General Motors/Cadillac - verschlossen blieb, stehen jetzt alle Zeichen plötzlich auf Zusammenarbeit.
Ein wesentlicher Faktor für den Wandel sind die veränderten Rahmenbedingungen des GM/Cadillac-Projekts, die es in den Augen der Formel 1 deutlich attraktiver machen.
Bemerkenswert ist, dass die dreiseitige Mitteilung der FOM zum GM/Cadillac-Einstieg keinen einzigen Hinweis auf den Namen Andretti enthält. Der einzige Verweis auf frühere Beteiligte findet sich in der Erwähnung der "Partner bei TWG Global", dem Unternehmen von Dan Towriss, das die Geschäfte von Andretti Global übernommen hat, nachdem Michael Andretti kürzlich zurückgetreten war.
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Michael Andretti und die Formel 1 hatten sich nie wirklich gut verstanden. Sein Rückzug aus der täglichen Teamführung ermöglichte Towriss einen pragmatischeren Ansatz. Er erkannte, dass er die Formel 1 nur überzeugen könnte, wenn das Projekt grundlegend umgestaltet würde, mit einer stärkeren Einbindung von GM.
Der neue AnsatzLaut unserer Quellen bestand der Schlüssel, die Formel 1 doch noch zu überzeugen, darin, das Konzept zu einem eigenständigen GM/Cadillac-Team umzugestalten.
Während es sich ursprünglich um ein Andretti-Auto handelte, das mit einem GM-Motor betrieben werden sollte, aber zunächst mit Kundenmotoren von Renault geplant war, ist das Projekt, das jetzt auf den Tisch gekommen ist, ein ganz anderes.
Es handelt sich jetzt um ein GM/Cadillac-Auto, das wahrscheinlich ab 2028 in ein vollwertiges Werksteam übergehen würde - auch wenn das zunächst bedeutet, dass in der Zwischenzeit Ferrari- oder Honda-Motoren eingesetzt werden.
Obwohl dieselben Parteien involviert sind, betrachtet die Formel 1 die beiden Projekte als völlig unterschiedlich, was den Mehrwert für die Meisterschaft betrifft.
Dabei darf man nicht vergessen: Bereits im Januar hatte die FOM angedeutet, dass eine GM/Cadillac-Beteiligung als Werksteam oder mit einer Kunden-Motorenlösung in Eigenentwicklung einen besseren Eindruck hinterlassen würde.
"Wir würden einen Antrag für den Eintritt eines Teams in die Meisterschaft 2028 mit einer GM-Antriebseinheit anders bewerten - sei es als GM-Werksteam oder als GM-Kunden, das alle zulässigen Komponenten selbst entwickelt", hieß es damals.
"In diesem Fall gäbe es zusätzliche Faktoren, die den Mehrwert erhöhen, insbesondere durch die Einführung eines neuen prestigeträchtigen Erstausrüsters als Motorenlieferant."
Das erwies sich dann als Schlüssel, wobei sogar der frühere Andretti-Skeptiker und Liberty-CEO Greg Maffei dazu beitrug, die Dinge ins Rollen zu bringen, bevor er kürzlich abtrat. Andeutungen, dass sein Ausstieg ein Faktor dafür war, dass das Projekt die Genehmigung der Formel 1 erhielt, sind deshalb weit hergeholt.
Die Rolle von GM und Liberty MediaGM hat sich in den letzten Monaten stark engagiert und verspricht nicht nur erhebliche Investitionen, sondern auch ein beispielloses Engagement, das die Formel 1 begeistert.
Mark Reuss, Präsident von General Motors, sagte am Montag: "Als Spitze des Motorsports erfordert die Formel 1 bahnbrechende Innovationen und Exzellenz. Es ist eine Ehre für General Motors und Cadillac, Teil der weltweit führenden Rennserie zu werden. Wir sind entschlossen, mit Leidenschaft und Integrität anzutreten, um den Sport für Fans auf der ganzen Welt auf ein neues Niveau zu heben."
Dan Towriss fügte hinzu: "Wir freuen uns, mit General Motors zusammenzuarbeiten, um eine dynamische Präsenz in die Formel 1 zu bringen. Gemeinsam stellen wir ein Weltklasse-Team zusammen, das amerikanische Innovation verkörpert und Rennfans weltweit unvergessliche Momente bescheren wird."
"Wir freuen uns über die Unterstützung der FIA und der FOM für unsere Bewerbung und ihre Anerkennung des Wertes, den wir in die Meisterschaft einbringen können."
Die Rolle von Mario AndrettiAuch wenn der Name Andretti nicht mehr Teil des neuen GM/Cadillac-Plans ist, wird er nicht völlig aus dem Projekt verschwinden. Mario Andretti, Formel-1-Weltmeister von 1978, wird als Direktor im Vorstand des Teams mitarbeiten.
Der Ex-Rennfahrer erklärte: "Meine erste Liebe war die Formel 1, und selbst 70 Jahre später ist das Fahrerlager immer noch mein Glücksort. Ich bin absolut begeistert von Cadillac, der Formel 1, Mark Walter und Dan Towriss." Mit seiner Beteiligung an dem Projekt gehe für den 84-Jährigen ein Traum in Erfüllung.
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Mario Andretti ist auf Führungsebene in das neue Formel-1-Projekt involviert Zoom
Und obwohl Michael Andretti seine Ambitionen, Formel-1-Teamchef zu werden, nicht verwirklichen wird, drückte er am Montag auf X seine volle Unterstützung aus.
"Das Cadillac F1-Team besteht aus einer starken Gruppe von Menschen, die unermüdlich daran gearbeitet haben, ein amerikanisches Werksteam aufzubauen. Ich bin sehr stolz auf die harte Arbeit, die sie geleistet haben, und gratuliere allen Beteiligten zu diesem bedeutsamen nächsten Schritt. Ich werde euch anfeuern!"
Die Rolle der FIAFIA-Präsident Mohammed bin Sulayem spielte ebenfalls eine Schlüsselrolle bei der Neuausrichtung des Projekts. Er setzte sich aktiv dafür ein, GM auf den Weg zu einem eigenen Werksteam mit eigenem Motor zu bringen, und hielt den Druck, die Dinge vorzutreiben, auch nach der ursprünglichen Ablehnung aufrecht.
Da Sulayem ursprünglich die Öffnung für neue Teams in der Formel 1 angestoßen hatte, stellt die Grundsatzvereinbarung des GM/Cadillac-Einstiegs einen Erfolg für seine Vision dar.