BVB - Felix Nmecha und sein Start bei Borussia Dortmund: Ende der ...

20 Okt 2023
BVB

Felix Nmecha hat Borussia Dortmund viel Geld gekostet, bislang konnte der Mittelfeldspieler die hohe Summe aber noch nicht rechtfertigen. Dabei gehört er schon jetzt in einigen Bereichen zur Spitze des BVB-Kaders. Welche Rolle nimmt der 23-Jährige nach der Länderspielpause ein?

Ist man ganz kritisch mit Felix Nmecha, einem der teuersten Einkäufe in der Vereinsgeschichte von Borussia Dortmund, ließe sich sagen: Am Positivsten ist bislang, dass er als BVB-Spieler noch keine unsäglichen Beiträge in den sozialen Netzwerken veröffentlicht hat.

Sportlich betrachtet war Nmecha jedoch in den 512 der 900 möglichen Spielminuten, die er bislang für seinen neuen Klub auf dem Feld stand, höchst durchschnittlich unterwegs - teilweise sogar noch darunter. Das hatte Gründe.

"Er hatte keine leichte Vorbereitung und musste immer wieder nach den Testspielen pausieren. Er hat noch Probleme aus Wolfsburg mitgebracht, sodass er nicht die komplette Vorbereitung mit uns auf dem Platz stehen konnte", sagte Trainer Edin Terzic vor einiger Zeit.

Nmecha erwies sich in seinen ersten Monaten beim BVB mehr als Fremdkörper denn als Verstärkung, für die sich die Westfalen beachtliche 30 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg aus den Taschen ziehen ließen. Wohlgemerkt für einen Spieler, der zuvor lediglich 50-mal in der Bundesliga spielte und nach Informationen des kicker bei den Niedersachsen einen 2024 auslaufenden Vertrag besaß.

BVB: Felix Nmecha und "arrogant wirkende Ballverluste"

Nmecha fehlte in erster Linie die Fitness. Er wirkte schnell schlapp, worunter all seine sonstigen Fähigkeiten litten: das Kreative, das Behaupten im Pressing, das Ausspielen seines Tempos. Was man ihm trotz des Rückstands vorwerfen muss, ist allerdings sein behäbiges Auftreten, nachdem er den Ball verlor.

Die Süddeutsche Zeitung schrieb nach dem 0:0 gegen die AC Mailand in der Champions League gar davon, Nmecha leiste sich "beinahe schon arrogant wirkende Ballverluste" und lud den Gegner nach seiner Einwechslung zu Kontern ein. In einer dieser Szenen, nachdem ein Hackentrick-Versuch von Nmecha gescheitert war und Milan den Gegenangriff gefahren hatte, bekam er von Mats Hummels einen ordentlichen Rüffel. In der Tat ging im Signal Iduna Park nicht nur einmal ein Raunen durchs Stadion, wenn Nmecha einen Ballverlust erlitt und mehr hinterhertrabte, als gierig den Fehler ausbügeln zu wollen.

Das hatte gewissermaßen auch eine Vorgeschichte: Am ersten Spieltag der Königsklasse kam Nmecha für den verletzten Marcel Sabitzer früh in die Partie, irrte anschließend aber in einem solch erschreckenden Ausmaß planlos auf dem Platz herum, dass es erstaunte. Dazu verschuldete er das zweite Gegentor, als er Torschütze Achraf Hakimi arglos laufen ließ.

BVB: Felix Nmecha fehlt Bindung zu Spiel und Teamkollegen

Nmecha fehlte nicht nur in diesen Partien die Bindung zum Spiel und seinen Teamkollegen. Auch im Umschaltspiel nach vorne, was dank seiner raumgreifenden Schritte und wendigen Bewegungen ebenso zu seinen Stärken zählt, war bislang allenfalls in dosierten Ansätzen etwas zu sehen.

"Er hat etwas gebraucht, um ins Spiel zu kommen", hatte Terzic nach dem PSG-Spiel damals schöngefärbt und seinem Spieler selbstverständlich den Rücken gestärkt: "Trotzdem wissen wir um seine Qualität." Sportdirektor Sebastian Kehl äußerte sich ein My kritischer: "Ich glaube schon, dass da natürlich noch Luft nach oben ist."

Im Training dagegen, da bleibt nichts anderes übrig, als den Dortmunder Verantwortlichen Glauben zu schenken, soll Nmecha seine Qualitäten regelmäßig zur Schau stellen. "Er kann uns eine richtig gute offensive Waffe geben. Wir haben es noch nicht hingekriegt, es jedes Mal im Spiel so zu sehen", sagte Terzic.

BVB: In diesen Bereichen gehört Felix Nmecha zur Spitze

Dennoch, das mag vielleicht auch überraschend kommen, gehört Nmecha beim Blick auf die Daten in einigen wichtigen Kategorien zur Spitze im Kader der Borussia. Und dies, obwohl der Mittelfeldspieler nur viermal in der Startelf stand und erst zwei Spiele über 90 Minuten bestritt.

Neun Spieler kommen in dieser Saison auf mehr Pflichtspielminuten als der 23-Jährige, die fünftmeisten Kilometer ist aber er gelaufen. Auch im Bereich der Sprints (124) und der intensiven Läufe (349) liegt Nmecha nur hinter Spitzenreiter Julian Brandt (192 und 525). Platz zwei nach Ramy Bensebaini (68) steht für Nmecha zudem bei der Anzahl gewonnener Zweikämpfe (67).

Terzic hatte bereits zur Geduld gemahnt und einen Vergleich zu Donyell Malen gezogen, der den BVB dieselbe Summe wie Nmecha kostete: "Da haben wir unsere Erfahrungen gemacht, wenn wir an Malen zurückdenken. Bei Felix ist es so ähnlich. Es ist eine Frage der Zeit, dass er es auch im Spiel umsetzt, wenn er so weiterarbeitet und so hart trainiert."

BVB: Welche Rolle nimmt Felix Nmecha künftig ein?

Natürlich könnte man sich jetzt fragen, ob es wirklich normal und schlichtweg einzuplanen ist, dass solch teure Spieler mehrere Monate benötigen, um sich an neue Abläufe zu gewöhnen und sich ins Spiel zu integrieren - zumal der Dortmunder Fußball auch nicht als höchst kompliziert verschrien ist. Andererseits, mit dem Blick in die Zukunft gerichtet, hatte Nmecha nun während der Länderspielpause ausreichend Zeit, an seinen Defiziten zu arbeiten.

Terzic ließ am Donnerstag wissen, "dass es jetzt halt losgeht, jeder Einzelne wird wichtig sein". Dortmund stehen nun sieben Partien innerhalb von 23 Tagen ins Haus, darunter die richtungsweisenden CL-Begegnungen gegen Newcastle United, die zweite Pokalrunde gegen Hoffenheim und Duelle in der Bundesliga mit dem FC Bayern und Überraschungsteam VfB Stuttgart.

Zwar sah Terzic auch bereits bei den zurückliegenden siegreichen Spielen, dass "Vertrauen und Leichtigkeit" bei seinen Profis zurückkommen. Es wird daher interessant zu beobachten sein, welche Rolle Nmecha in den kommenden Wochen einnehmen wird. Die Schonzeit sollte nun vorbei sein.

Angesichts des zwar angepassten, aber weiterhin ausbaufähigen Spielaufbaus und des Rückstands von Sabitzer würde ein fitter und selbstbewusster Nmecha dem BVB durchaus gut zu Gesicht stehen. Es wäre dagegen ein schwerer Rückschritt für ihn, wenn sich an seinem Einfluss nur wenig ändert.

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