Nachtkritik:Bryan Adams in Graz: Zeitlose Rockballaden und ...
Hoher Besuch in der Murmetropole: kein Geringerer als Rock-Haudegen Bryan Adams gastierte am Donnerstag in der Stadthalle. Vor textsicheren Fanchören hat der kanadische Musiker seiner Reputation als Schnulzenkönig alle Ehre gemacht. Seit über 40 Jahren ist er erfolgreich im Geschäft, wenige Künstler haben mehr Platten und CDs verkauft. Ans Aufhören will aber gar nicht erst gedacht werden.
„Mein Name ist Bryan, I‘m your singer tonight“Ein aufgeblasenes Space-Taxi, das quer über die Sitzränge und stehenden Massen schwebt, kündigt gegen 20 Uhr die baldige Ankunft des Main-Acts an. Ohne größeres Tamtam geht dann der eigentliche Auftritt über die Bühne - mit ein wenig Verspätung. Stilsicher und stimmlich sauber gibt der Kuschelrocker ein Potpourri seiner größten Hits zum Besten: gefühlvolle Balladen über Zweisamkeit, Appelle an ein friedvolles Miteinander, nostalgische Erinnerungen an den Sommer von ‘69. Mittendrin wird eine Würdigung an die heuer verstorbene Tina Turner eingeschoben - die „Queen of Rock“, wie der Sänger und Gitarrist sie liebevoll nennt. Alles umhüllt von einem Schwall der Berufsjugendlichkeit.
Jung im Geiste, sehnsüchtig nach alten ZeitenGut gereift ist dagegen das Kernpublikum des 64-Jährigen, Fans unter der 40er-Grenze waren beim Graz-Auftritt ein seltener Anblick. Nostalgie wird bei Adams-Konzerten großgeschrieben, für viele Gäste ist es die wohlverdiente Flucht zurück in angeblich bessere Zeiten. Eskapismus der Extraklasse. Der Altersschnitt ist insofern fast überraschend, liegt die Stärke des Singer-Songwriters ja genau darin, Musik zu schaffen, die Generationen überdauern kann. Kitschige Schmonzetten, ja, in ihrer übersteigerten Emotion aber nie unehrlich und stets einfühlsam vorgetragen. Rockballaden, die nun mal zeitlos sind. Das wird zum Beispiel deutlich, als eine frisch sechzehn gewordene Besucherin - einer der wahrscheinlich wenigen Teenies im Raum - für ein spontanes Geburtstagsständchen auf die Bühne geholt wird.
Zwischen den Performances gibt sich Adams nah am Volk, erzählt Anekdoten über persönliche Schicksalsschläge, hat andauernd einen Schmäh auf den Lippen. Im Finale werden dann sogar Wünsche aus dem Publikum berücksichtigt. Es geht Song auf Song, fast, als würde er die Bühne erst gar nicht mehr verlassen wollen. Bryan Adams möchte den Anwesenden das geben, was sie verlangen, niemand soll hier enttäuscht nach Hause gehen müssen. Und es ist diese aufrechte Liebe zu seinen Fans, die die Kunst des Kuschelkanadiers vorantreibt und authentisch macht. Frei nach seinem eigenen Hitsong „(Everything I Do) I Do it For You“: „Alles, was ich tue, das tue ich für euch.“