Knalleffekt: Brucha leitet Sanierungsverfahren ein

31 Jan 2024
Michelhausner Großbetrieb

Erstellt am 31. Jänner 2024 | 10:24

Brucha - Figure 1
Foto NÖN.at

Lesezeit: 2 Min

Brucha ist einer der größten Arbeitgeber in der Region, österreichweit zählte man zuletzt rund 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Foto: Jean Van Luelik Photographer

Aus vielerlei Gründen angespannte Lage erfordert nun geordnete Entschuldung des familiengeführten Großbetriebes. Geschäftsführer Josef Brucha zeigt sich optimistisch, die Basis „für die nächsten 75 Jahre“ legen zu können.

Passiva von rund 74,2 Millionen Euro und 504 betroffene Dienstnehmer (bisheriger Rekord 2024), das sind die nüchternen Eckdaten der Meldung des Kreditschutzverbandes KSV1870. Die Brucha GmbH mit Sitz in Michelhausen hat ihre Zahlungen eingestellt und beim Landesgericht St. Pölten den Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung gestellt.

Nach 75 Jahren, in denen die Firma Brucha stets all ihre Außenstände beglichen hat, erfordert die derzeitige finanzielle Situation eine geordnete Entschuldung heißt es dazu von seiten des international tätigen Unternehmens. Die Gründe für diese Situation seien komplex. Unter anderem hätten gestiegene Energie- und Finanzierungskosten, Investitions- und Konjunkturrückgang in der Baubranche, gepaart mit Zahlungsausfällen und schleppenden Zahlungen von Großkunden diese angespannte Situation verursacht.

Brucha - Figure 2
Foto NÖN.at
An Umstrukturierung wird gearbeitet

Bereits seit dem vergangenen Jahr arbeite man intensiv an einer tiefgreifenden Umstrukturierung, in welcher bereits viele wichtige Schritte gesetzt wurden. Unter anderem wurden Hierarchien abgeflacht, das Leistungsspektrum angepasst und eine Fokussierung auf die bewährten Kompetenzen durchgeführt, weshalb die Unternehmensführung sehr zuversichtlich ist, den Sanierungsprozess raschestmöglich abschließen zu können und wieder in die Gewinnzone zu kommen.

„Die Kernprodukte und -leistungen unseres Unternehmens wurden als zukunftsträchtig bewertet“, sagt Geschäftsführer Josef Brucha über den aktuell laufenden Prozess, „in dieser für uns außerordentlichen Situation wollen wir mit allen involvierten Parteien im Speziellen – den Kunden, Mitarbeitern, Banken und Lieferanten - so transparent wie möglich zusammenarbeiten, um gemeinsam Brucha rasch zurück auf die Erfolgsspur zu bringen und für die nächsten 75 Jahre -Sicherheit und Qualität - die Basis zu legen.“

Interne Mitteilung

Das Unternehmen und der KSV1870

Brucha - Figure 3
Foto NÖN.at

Brucha ist ein familiengeführtes Unternehmen, das 1948 von Josef Brucha (geb. 1908) als Produktionsbetrieb für Dämmstoffe in Michelhausen gegründet wurde. Das Unternehmen ist diesem Standort treu geblieben und gilt als international führender Hersteller von Sandwichpaneelen sowie als erfahrener Kühlraum-Montagebetrieb. Allein in Österreich zählte man zuletzt rund 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Aus der Mitteilung des KSV1870:Als Insolvenzursachen werden hier angeführt:

Fehlinvestitionen in maschinelle Ausstattung, da sich die zu Grunde liegenden Markterwartungen nicht erfülltenHohe Quersubventionen in Vertriebsunternehmen in den USA, Singapur und der SchweizKalkulationsfehler bei GroßprojektenMillionenaufwand durch Reklamationen und ReparaturschädenVolatile Rohstoffkosten und VerfügbarkeitenGespräche mit Banken und potenziellen Investoren blieben ohne Ergebnis, sodass die Insolvenz eingestanden werden musste.

Betroffene Dienstnehmer: 504Betroffene Gläubiger: 700Den Gläubigern wird im Rahmen eines Sanierungsplans die gesetzliche Mindestquote von 30 Prozent innerhalb von zwei Jahren ab Annahme angeboten.

Ausblick:Die Finanzierungsgrundlage für den Sanierungsplan soll aus dem Fortbetrieb des Unternehmens erwirtschaftet werden. Auch der geschäftsführende Gesellschafter Josef Brucha ist bereit, Liegenschaften, die in seinem persönlichen Eigentum stehen, zu veräußern, um einen Beitrag zur Sanierung des Unternehmens zu leisten.

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten
Die beliebtesten Nachrichten der Woche