Brigitte Ederer soll neue Vorsitzende des ÖBB-Aufsichtsrats werden
Brigitte Ederer soll neue Aufsichtsratspräsidentin der ÖBB-Holding werden, berichtete zunächst die Kronen Zeitung. Dem KURIER wurde der überraschende Aufstieg der früheren SPÖ-Politikerin mittlerweile bestätigt.
Die bisherige Aufsichtsratschefin Andrea Reithmayer zieht sich frühzeitig als Vorsitzende des Kontrollgremiums zurück und wechselt auf eine Managementposition in der ÖBB-Infrastruktur.
Reithmayer, langjährige Vize-Rektorin der Boku, kam seinerzeit auf Geheiß von Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) in den Aufsichtsrat der Staatsbahn.
Reithmayer hätte ihre Funktion noch bis Mitte nächsten Jahres ausführen sollen. Heute Nachmittag wird eine außerordentliche Sitzung einberufen, in der sich der Aufsichtsrat neu aufstellen soll.
Ederer hatte den Posten der Aufsichtsratschefin schon einmal inne: Im September 2014 wurde die heute 68-Jährige zur Aufsichtsratsvorsitzenden der ÖBB gewählt. Sie war im Februar 2014 von der damaligen Infrastrukturministerin Doris Bures in den Aufsichtsrat der ÖBB-Holding berufen worden, dessen Vorsitz sie dann wenige Monate später übernahm. Nachdem die SPÖ aus der Regierung geflogen war und fortan die Freiheitlichen mit den Türkisen paktierten, färbte die FPÖ den ÖBB-Aufsichtsrat um. Erst wenige Wochen im Amt trennte sich der neue Infrastrukturminister Norbert Hofer von Ederer. "Ich habe gute Arbeit geleistet", ärgerte sie sich damals über die vorzeitige Ablöse. Im März 2018 wurde die ehemalige Siemens-Managerin von FPÖ-Manager Arnold Schiefer - aktuell ins Verhandlungsteam der Blauen gewählt - abgelöst.
Im Jahr 2020, die türkis-grüne Regierung war gerade geschmiedet worden, holte Verkehrsministerin Leonore Gewessler Ederer in den ÖBB-Aufsichtsrat zurück, als einfaches Mitglied.
Neben ÖBB Holding AG und ÖBB Personenverkehr AG ist Ederer Aufsichtsrätin bei ams OSRAM AG, Boehringer Ingelheim, Marinomed Biotech AG, Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment, TTTech Computertechnik AG und WEB Windenergie AG sowie Sprecherin des Vereins Forum Versorgungssicherheit der österreichischen Energie- und Wasserversorgung.
Bekannt wurde Ederer als EU-Staatssekretärin ab 1992 unter Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ). Sie warb für den EU-Beitritt Österreichs und propagierte den Ederer-Tausender. Später war sie Finanzstadträtin in Wien, nahm aber im Jahr 2000 ihren Abschied aus der Politik und wechselte zu Siemens in die Privatwirtschaft, wo sie bis zur Personalchefin im Mutterkonzern in München aufstieg.
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