Schweizer Dorf Brienz muss wegen drohenden Felssturzes ...

11 Mai 2023

Das idyllisch gelegene Brienz in Graubünden könnte bald nicht mehr da sein. Gartenhausgroße Felsbrocken rollen auf das Bergdorf zu. Die Bewohner müssen jetzt umsiedeln.

Ich wollte ein letztes Mal hochgehen und mich vom Haus meiner Eltern verabschieden. Wir wissen nicht, ob es unser Brienz in zwei Wochen noch geben wird.

So die Worte einer Frau, die in dem Graubündener Bergdorf aufgewachsen ist. Sie ist eine der über 80 Einwohner, die ihre Heimat vorübergehend, aber vielleicht auch für immer verlassen müssen.

Dorf Brienz rutscht einen Meter pro Jahr

Ihre Heimat ist Brienz, ein kleines Schweizer Alpendorf 25 Kilometer Luftlinie südwestlich von Davos (nicht zu verwechseln mit Brienz am Brienzersee). Es ist schön dort – es gibt nur ein Problem: Das Dorf rutscht seit 20 Jahren mit etwa einem Meter pro Jahr Richtung Tal. Und nicht nur das Dorf: Die ganze Region ist seit Jahrhunderten in Bewegung, regelmäßig kommt Geröll den Berg hinunter.

Moderatorin Daniela Hilpp hat in SWR3 PUSH mit unserer Schweizer Korrespondentin Kathrin Hondl gesprochen. Sie war vor Ort in Brienz und berichtet, wie es klingt, wenn sich die Felsen bewegen, und was die Evakuierung für die Einwohner bedeutet:

Logo SWR3 (Foto: SWR, SWR)

Nachrichten 11.5.2023 Schweizer Korrespondentin: „Trügerische Idylle“ Dauer 2:31 min

Moderatorin Daniela Hilpp hat in SWR3 PUSH mit unserer Schweizer Korrespondentin Kathrin Hondl gesprochen. Sie war vor Ort in Brienz und berichtet, wie gruselig es klingt, wenn sich die Felsen bewegen, und was die Evakuierung für die Einwohner bedeutet.

Schon 2019 wurden den Bewohnern Evakuierungspläne vorgestellt. Damals hoffte man allerdings noch, das Dorf mithilfe eines Drainage-Tunnels retten zu können, der das Wasser aus dem Berg hätte ziehen können. Denn Wasser begünstigt das Rutschen des Gesteins.

Die Bündner Gemeinde #Brienz rutscht bis zu einem Meter pro Jahr. Bevölkerung und Wissenschaft kämpfen fieberhaft um die Rettung des Dorfes. #srfeinstein hat Forscher begleitet, die versuchen, das Dorf zu retten. #PlaySRFhttps://t.co/beItN7EE0u pic.twitter.com/FeHgPfBYeY

Bergsturz: Brienz könnte unter Felsen begraben werden

Jetzt wird die Bedrohung durch die Felsen akut: Die Gesteinsmassen oberhalb des Dorfes bewegten sich mehr als doppelt so schnell wie noch vor wenigen Wochen, berichtet der Leiter des Frühwarndienstes, Stefan Schneider. Bis zu zwei Millionen Kubikmeter Felsmaterial seien in Bewegung – das ist ein bisschen weniger als das Volumen der Cheops-Pyramide. Man rechnet damit, dass die Felsen in den kommenden 7 bis 24 Tagen abstürzen oder abrutschen werden.

Außerdem soll es bis Sonntag jeden Tag regnen, wodurch sich die Rutschgeschwindigkeit noch mehr erhöhen könnte. Ob und wie viel Felsmasse Brienz treffen könnte, ist unklar. Aber:

Aber im extremsten Fall (...) kann es einen Bergsturz geben. Das ist etwas, wobei mit einer Geschwindigkeit von 100 bis 200 Kilometern in der Stunde der Hang herabdonnert, in 30 Sekunden im Dorf ist und das Dorf zerstört.

Evakuierung von Schweizer Bergdorf Brienz

Am Dienstag (9. Mai) informierten die Lokalbehörden die Einwohner von Brienz über die Einzelheiten zur Evakuierung. Bis Freitag (12. Mai) muss das Dorf geräumt sein. In der jetzt eingetroffenen Phase Orange darf nach der Evakuierung niemand mehr in Brienz übernachten. Tagsüber darf der Ort vorübergehend betreten werden.

Alarmstufe Orange: #Brienz im Albulatal muss bis Freitagabend evakuiert werden. Die drohende Gefahr durch einen Felssturz oberhalb des Dorfes wird immer akuter. pic.twitter.com/dpRhflTJFo

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