Brics-Staaten: Neue Macht gegen den Westen?

22 Aug 2023
ZDFheute

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Ab Dienstag treffen sich die Brics-Staaten in Johannesburg. Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika wollen zu einer ‎Alternative zu den G7 aufsteigen.

"BRICS" sind die Anfangsbuchstaben der Länder mit aufstrebenden Volkswirtschaften: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.

Beitragslänge: 2 min Datum: 22.08.2023

Für kommerzielle Flugzeuge ist der Luftraum über dem Sandton Convention Centre in ‎Johannesburg gesperrt - zum Ort des Geschehens kommt nur noch, wer eine Einladung oder ‎als Medienvertreter eine Akkreditierung vorweisen kann. Hunderte Polizisten sind im Einsatz.

‎Insgesamt 67 Staats- und Regierungschefs und -chefinnen sind zum Brics-Gipfel in ‎Johannesburg geladen, die meisten werden wohl kommen. Einer aber wird sicher fehlen: ‎Wladimir Putin.

Wegen Haftbefehl: Putin nur per Videokonferenz dabei

Der Internationale Strafgerichtshof hat wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in der Ukraine einen Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten verhängt. In ‎Südafrika hätte ihm die Verhaftung gedroht. Stattdessen schickt er Sergej Lawrow und nimmt ‎selbst virtuell am Gipfel teil. Putin light also.

ZDF-Korrespondent Armin Coerper berichtet aus Moskau:

"Dass der Präsident des größten Landes der Welt nicht nach Südafrika reisen kann, weil er dort eine Festnahme fürchten muss: Das kann man getrost als Blamage bezeichnen", so ZDF-Korrespondent Armin Coerper in Moskau.

Beitragslänge: 2 min Datum: 22.08.2023

Das wird ihm nicht passen, meint Brics-Experte Professor William Gumede von der Universität Witwatersrand in Johannesburg. ‎Denn es geht unter anderem um die mögliche Aufnahme neuer Mitglieder und damit um eine ‎Stärkung einer Gemeinschaft gegen den Westen.

Dass er nicht persönlich dabei sein kann, ‎ist für ihn eine Niederlage. Er hätte sich sicher gern im Glanz der Erweiterung gesonnt.

William Gumede, Universität Witwatersrand Johannesburg

Wenn ‎es sie denn geben wird.

Brics-Staaten wollen bestehende Weltordnung ändern

Brics, das sind die Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Sie zielen auf ‎nicht weniger als auf ein Ende der bestehenden Weltordnung. Und Gastgeber Südafrika rollt ‎dafür den roten Teppich aus.

‎Gegründet im Jahr 2009 galt die Brics-Gruppe zunächst als loser, weitgehend ‎symbolischer Zusammenschluss ungleicher Volkswirtschaften, ein Zweckbündnis mit wenig ‎Gewicht. Das hat sich mit der Zeit geändert, so Prof. Gumede.

Er beobachtet die Entwicklung ‎seit Jahren, der Krieg in der Ukraine sei wie ein Motor gewesen: "Dieser Krieg hat Kräfte ‎freigesetzt. Russland zum Beispiel ist fest entschlossen, Brics für sich zu nutzen."

Moskau ‎sieht in Brics einen Retter der russischen Wirtschaft und einen Weg, die Sanktionen des ‎Westens zu umgehen. Und bei China ist es ganz ähnlich.

William Gumede, Politikwissenschaftler

Bei dem Gipfel gehe es um eine Erweiterung der BRICS-Gruppe, aber auch "um klassische Verbündete wie Iran und Belarus - es geht darum, ein Gegengewicht zu der - wie Putin es nennt - westlich dominierten Welt zu schaffen", so ZDF-Korrespondent Armin …

Beitragslänge: 4 min Datum: 22.08.2023

Fünf Brics-Staaten verantworten ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung

"Insofern hat der Krieg neues Leben ‎in die Gruppe gebracht", so Gumede weiter. Heute beanspruchten die Brics-Staaten eine wichtige ‎Rolle und sähen sich als "Stimme des globalen Südens" in einer Welt, die aus ihrer Sicht nicht ‎mehr von den Westlichen Staaten dominiert werden solle.

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Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika vertreten zusammen über 40 Prozent der ‎Weltbevölkerung und mehr als ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung. Ursache dafür: vor ‎allem das rasante Wirtschaftswachstum Chinas. Chinas Bruttoinlandsprodukt ist mehr als ‎doppelt so groß wie das aller vier anderen Mitglieder zusammen.

Können die Brics-Staaten ein Gegengewicht zu den G7 bilden? Die Kräfteverhältnisse im Überblick:

Auf der Infografik werden die Brics-Staaten gezeigt zu denen Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika gehören. Sie vertreten rund 41 Prozent der Weltbevölkerung und 26 Prozent Wirtschaftsleistung. Im Vergleich dazu die G7 Staaten zu denen Großbritannien, die USA, Japan, Italien, Frankreich, Kanada und Deutschland gehören. Sie repräsentieren nur knapp 10 Prozent der Weltbevölkerung machen aber einen Anteil von 44 Prozent bei der Wirtschaftsleistung aus.

‎Über 40 Beitrittsanträge für Brics beim Gipfel

Und der wirtschaftliche Aufschwung macht Brics attraktiver denn je. Und so wird in den ‎kommenden drei Tagen ein Schwerpunkt die Erweiterung der Gruppe sein. Über 40 Staaten ‎möchten sich Brics nach Angaben der südafrikanischen Regierung anschließen, mehr als ‎‎20 Staaten haben einen Beitritt bereits formal beantragt.

Darunter:

Saudi-ArabienÄgyptenMexikoArgentinienIran‎

Ginge es nach China oder Russland wäre die Aufnahme neuer Mitglieder längst ‎beschlossene Sache. Aber so einfach ist es nicht, denn Brics ist keine homogene Gruppe; ‎demokratische und autoritäre Regierungen kooperieren mal mehr, mal weniger gut ‎miteinander.

Welche Folgen hat der Ukraine-Krieg auf die Beziehung von Deutschland und China?

China ist der größte Handelspartner Deutschlands. Doch Pekings Nähe zu Moskau verstört seit Putins Überfall auf die Ukraine mehr denn je.

Beitragslänge: 43 min Datum: 20.10.2022

Staatenvereinigung mit gestärktem Selbstbewusstsein

Die Staatengruppe ist geprägt durch ungleiche Interessen und zieht selten an ‎einem Strang, sagt auch Gumede: "Es gibt quasi zwei Brics-Flügel: auf der einen Seite China und Russland - nicht ‎demokratisch - und auf der anderen Seite Südafrika, Indien, Brasilien - demokratisch."

China ‎ist es egal, welche Länder dazukommen, Hauptsache Wachstum. Und das am liebsten so ‎schnell wie möglich. Indien aber hält zum Beispiel dagegen und will erstmal Beitrittskriterien ‎festlegen. Einfach wird es nicht.

William Gumede, Politikwissenschaftler

Ganz egal, ob am Ende im Sandton Convention Centre eine Erweiterung beschlossen wird: ‎Der Westen wird sich mit einem gestärkten Selbstbewusstsein der Brics-Staaten und deren ‎Vorstellungen von internationalen Normen in Zukunft beschäftigen müssen.

Verena Garrett ist Leiterin des ZDF-Studios in Johannesburg.

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