Mord an Brian Thompson: Ein Antiheldentod, der tief blicken lässt
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Ein Mann erschießt den Chef einer verhassten US-Krankenversicherung – und viele Amerikaner feiern ihn. Es ist die Dialektik von Batman und Joker, die die USA antreibt.
10. Dezember 2024, 16:21 Uhr
Ein Mord ist und bleibt zunächst immer genau das: ein Mord, ein schwerwiegendes Verbrechen. Ein Mensch ist gestorben, gewaltsam, ohne Recht. Der Tod von Brian Thompson, der am Mittwoch vergangener Woche in New York auf offener Straße erschossen wurde, eröffnet indes auch einen größeren Blick auf den Zustand der US-amerikanischen Gesellschaft im Jahr 2024. Denn er wirft in den USA eine Reihe von Fragen auf: Wem dient das Recht? Wem nützt es und wen beschützt es? Und was passiert, wenn das Recht seine Bedeutung verliert?
Der Mordanschlag an Thompson, dem CEO von UnitedHealth, der größten Krankenversicherung der Vereinigten Staaten, war als Fanal gedacht, verübt im Gestus der Rache: Der Täter hatte auf die Kugeln die Worte "delay", "deny", "depose" geschrieben – und damit offenbar die Praktiken kritisiert, mit denen Gesundheitsversicherungen – und besonders UnitedHealth – Leistungen hinauszögern (delay) oder verweigern (deny).