Champions League: Überraschungsteam Brest fordert Sturm

15 Stunden vor

Champions League

Stade Brest ist am Donnerstag (21.00 Uhr) der erste Gegner von Sturm Graz in der neu gestalteten UEFA Champions League. Der Einzug des Clubs aus dem äußersten Westen der Bretagne in die Königsklasse darf durchaus als Sensation bezeichnet werden.

Brest - Figure 1
Foto sport.ORF.at

Online seit gestern, 23.50 Uhr

Denn Brest spielt zwar seit 2019 wieder in der französischen Ligue 1, galt aber stets als Abstiegskandidat. Auch im vergangenen Sommer wurde vielerorts von Sorgen um den Klassenerhalt geschrieben, zu klar schienen die Vorzeichen zu sein.

Mit einem Etat von knapp 50 Millionen Euro wies der Club nur das vierthöchste Budget der Liga aus. Zum Vergleich: In Monaco, Lyon und Marseille waren jeweils über 200 Millionen Euro veranschlagt, Paris Saint-Germain war mit über 700 Mio. Euro ohnehin außer Reichweite. Trotzdem gelang es den Rot-Weißen aus der Provinz, die Großen zu ärgern.

Europacup-Premiere gleich in Champions League

Und die in der Champions League in der zweiten Runde auch in Salzburg gastierenden Franzosen taten das gründlich. Sie mischten von Beginn an in den Top Fünf mit und landeten schließlich hinter PSG und Adi Hütters Monaco auf Platz drei. Das Team aus dem Departement Finistere – das die Römer einst als „Ende der Welt“ (finis terrae) bezeichneten – schaffte damit erstmals überhaupt den Sprung in den Europacup.

Trainer Eric Roy hatte vergangene Saison viel Freude mit seinem Club

Als Vater des Erfolges wurde Eric Roy gefeiert. Der 56-Jährige übernahm in Brest im Jänner 2023, nachdem er davor über elf Jahre keinen Job als Chefcoach ausgeübt hatte. Roy, der in dieser Zeit als Sportdirektor (Lens, Watford) und TV-Experte gearbeitet hatte, fand die richtige Mixtur aus Jugend und Erfahrung und wurde verdientermaßen von seinen Amtskollegen als „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet.

Personalprobleme und erst ein Sieg

Sein bester Mann fehlt dem Team aktuell. Mittelfeldspieler Pierre Lees-Melou (31) zog sich Ende April einen Wadenbeinbruch zu und ist noch nicht einsatzbereit. Große Namen sucht man im Kader vergeblich, auch einen echten Torjäger hat Brest nicht. Bei 53 geschossenen Toren in der abgelaufenen Meisterschaft war Flügelstürmer Romain Del Castillo mit acht Treffern am erfolgreichsten.

Aktuell läuft es nicht nach Wunsch: Nach vier Runden steht nur ein Sieg bei drei Niederlagen zu Buche. Gegen Marseille, Lens und am Samstag beim 1:3 gegen PSG gab es nichts zu holen.

Heimischer Mehrheitsaktionär

Heraus sticht in einer Liga, in der Investoren aus Katar (PSG) und den USA (Marseille, Lyon) und russische Milliardäre (Monaco) das Sagen haben, auch der finanzielle Hintergrund des Underdogs. Mehrheitsaktionär ist Denis Le Saint. Der in Brest geborene 60-Jährige führt mit seinem Bruder ein Familienunternehmen, das auf Obst, Gemüse und Milchprodukte spezialisiert und in Frankreich in dieser Sparte einer der Marktführer ist. Le Saint übernahm Stade als Zweitligist.

Dem Erfolg auf dem Rasen der „Les Ti’Zefs“ – eine lokale Bezeichnung der Bewohner von Brest – hinterher hinkt weiterhin das Rundherum. Das heimische Stadion fasst nur 15.000 Zuschauer, ein Neubau wurde bereits ins Auge gefasst, lässt aber auf sich warten. In der Champions League hätte die UEFA nur 5.000 Fans zugelassen. Als Ausweicharena dient deshalb das Stade de Roudourou in Guingamp, in das 18.000 Zuschauer passen.

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