Aktie rutscht ab: Hugo Boss macht Anleger nervös
Wenn Anleger verunsichert sind, gibt es während eines Kursrutschs nach unten oft kein Halten mehr. Dann helfen auch Beschwichtigungen des Unternehmens, dass alles gar nicht so schlimm sei, meist nichts mehr. So ist es diese Woche dem Modekonzern Hugo Boss ergangen. Fast ein Fünftel ihres Wertes büßten die Boss-Aktie innerhalb weniger Tage ein und notierte auf einem Niveau von 32 Euro so niedrig wie seit Anfang 2021 nicht mehr. Damals, während der Corona-Pandemie, hatten Kunden auf schicke Kleidung von Hugo Boss keinen Wert gelegt.
Grund für die neuerliche Misere des MDax-Titels sind Berichte darüber, dass Daniel Grieder, Vorstandsvorsitzender von Hugo Boss, sich im vergangenen Jahr über eine Holding zusammen mit dem gescheiterten Immobilienjongleur René Benko an Hugo Boss beteiligen wollte. Im Zuge dessen soll Grieder nach österreichischen Medienberichten dem befreundeten Benko Geschäftsprognosen verraten haben. Nun wird ermittelt, der Ausgang ist offen. Die passablen Zahlen, die Hugo Boss zuletzt vorgelegt hatte, sind an der Börse vorerst wenig relevant.
Nachzügler aus den USA
Derweil neigt die Berichtssaison der Unternehmen sich dem Ende zu. Ein paar Nachzügler in den Vereinigten Staaten, wo es diese Woche wegen des Feiertags Thanksgiving eher ruhig zuging, gibt es aber noch: Am kommenden Dienstag wird der Softwareanbieter Salesforce seine Ergebnisse für das dritte Quartal 2024 veröffentlichen. Analysten trauen dem Unternehmen, das sich gerade neu erfindet, viel zu. 25 Jahre nach seiner Gründung will Salesforce Ende des Jahres als dritte Generation der Künstlichen Intelligenz (KI) präzise arbeitende intelligente Agenten in Betrieb nehmen. Diese Agenten sollen wie Mitarbeiter Systeme überwachen, Probleme erkennen und Korrekturen in Echtzeit vornehmen können.
Die amerikanische Bank JPMorgan hat das Kursziel für Salesforce von 310 auf 340 Dollar angehoben und die Einstufung auf „Übergewichten“ belassen. Viele Unternehmen seien bei der Integration von KI-Lösungen auf Anbieter wie Salesforce angewiesen, schreibt die Bank. Das Analysehaus Jefferies hat das Kursziel daher sogar von 350 auf 400 Dollar erhöht und rät weiter zum Kauf. Die Aktie sei trotz ihres zuletzt guten Laufs im Branchenvergleich immer noch attraktiv bewertet. Der Kurs erreichte zuletzt den Rekord von 331,75 Dollar.
Ebenfalls in den USA wird nächsten Donnerstag Hewlett Packard als einer der weltweit führenden PC- und Druckerhersteller die Ergebnisse für das vierte Quartal präsentieren, das am 31. Oktober zu Ende ging. Beim Umsatz erwarten 14 Analysten eine Steigerung von durchschnittlich mehr als zwölf Prozent auf 8,25 Milliarden Dollar. Im Vorjahresviertel hatte Hewlett Packard 7,3 Milliarden Dollar erlöst. Für das Ergebnis je Aktie rechnen 16 Analysten im Schnitt mit einem Anstieg um fast zwölf Prozent.
Hierzulande wird am Donnerstag der MDax-Wert Aurubis Jahreszahlen und Geschäftsbericht vorlegen. Erstmals wird dort der neue Vorstand, der nach den tödlichen Werksunfällen und dem Skandal um Metallbetrug und Diebstähle bei dem Multimetallanbieter und Kupferrecycler eingesetzt wurde, Stellung zu Ergebnissen und Prognosen nehmen. Die Baader Bank hat die Einstufung von Aurubis mit einem Kursziel von 90 Euro auf „Kaufen“ belassen. Das Vertrauen in unveränderte Wachstumschancen des Kupferkonzerns komme wieder, hieß es dort. Auch hier ist, wie bei Hugo Boss, der Grad zwischen Vertrauen und Verunsicherung sehr schmal.