Spielfreude, Spielwitz, Schlafmützigkeit: Niederlande kanzeln ...
Spielfreude, Spielwitz und Lust am Fußball prägten das niederländische Spiel gegen Bosnien-Herzegowina. Weil es aber auch eine gehörige Portion Schlafmützigkeit in der Defensive gab, reichte es für Oranje trotz eines deutlichen Chancenplus' am Ende "nur" zu einem 5:2.
Er traf mit dem Rücken zum Tor per Kopf: Joshua Zirkzee. IMAGO/ANP
Ohne den vertragslosen Stürmer Depay sowie Bergwijn, der wegen seiner Ausbootung aus der Elftal infolge seines Wechsel zu Al-Ittihad aus der Nationalmannschaft vorübergehend zurückgetreten ist, startete EM-Halbfinalist Niederlande in den neuen Länderspielzyklus. Gegen Bosnien schenkte Bondscoach Ronald Koeman unter anderem dem Ex-Münchner und Neu-ManUnited-Stürmer Zirkzee von Beginn an das Vertrauen - den Dank dafür sollte es etwas später geben, doch der Reihe nach.
Gegen die Bosnier, die zwar nominell im 4-3-3 am Start waren, das allerdings äußerst destruktiv interpretierten und quasi nur verteidigten, kam Oranje sehr schnell zu klaren Vorteilen und einem Chancenplus. Bis zum ersten Treffer dauerte es 13 Minuten: Nachdem Gakpo hängengeblieben war, setzte Xavi Zirkzee schön per Flanke in Szene. Der 23-Jährige ließ den Ball über den Schädel rutschen und erzielte so sein erstes Länderspieltor.
Die Freude darüber währte nicht lange, denn Bosnien, das neben Altstar Dzeko mit Vasilj (St. Pauli), Huseinbasic (Köln) und Demirovic (Stuttgart) ordentlich Bundesligaerfahrung mitbrachte, schlug aus dem Nichts zurück: Huseinbasic glänzte mit einem starken Schnittstellenpass in den Lauf von Demirovic, der van Dijk und de Ligt alt aussehen ließ und an Verbruggen vorbei ins lange Eck vollstreckte (27.).
Die Niederländer erhöhten danach den Druck, waren drückend überlegen und hatten lediglich in Luftzweikämpfen klare Nachteile. Weil aber Gakpo an Vasilj (31.) und Reijnders an der Latte (41.) scheiterte, blieb es weiterhin ein ausgeglichenes Duell - zumindest im Hinblick auf das Ergebnis. Beim 1:1 blieb es aber nicht, denn noch vor der Pause fand Zirkzee Reijnders, der nur halbherzig attackiert wurde und trocken auf 2:1 stellte (45.+2).
Barbarez wechselt, aber es spielt weiter nur OranjeStarker Auftritt in Eindhoven: Tijjani Reijnders. IMAGO/ANP
Bosniens Nationaltrainer Sergej Barbarez brachte zum Seitenwechsel Krunic für Tahirovic (Ajax Amsterdam) und hoffte damit auf mehr Zugriff im Zentrum. Es spielte aber auch weiterhin fast ausnahmslos Oranje, das unter "Holland-Holland"-Rufen des Publikums über Reijnders und van Dijk (jeweils 48.) weitere Chancen verbuchte.
Nach 56 Minuten drängte sich mal wieder Reijnders auf: Nach feinem Gravenberch-Pass hielt er aus spitzem Winkel von rechts drauf und hätte wohl auch getroffen, wenn nicht Gakpo kurz vor der Linie seinen Fuß nicht noch hingehalten hatte (56.). Kurz darauf vergaben Xavi (57.) und Gakpo (58.) den Doppelschlag.
So blieb den Gästen ein kleiner Funken Rest-Hoffnung. Die Niederländer überzeugten zwar auch im weiteren Verlauf mit Spielwitz und Spielfreude und sahen schon wie der sichere Sieger aus, doch die quasi nicht existenten Drachen schlugen wieder einmal gefühlt aus dem Nichts zu: Bei einer Flanke des eingewechselten Bajraktarevic übers halbe Feld stand de Ligt viel zu weit weg von Dzeko und durfte anschließend nurmehr staunen, wie der 38-Jährige den Ball stark mit links annahm und anschließend in einer flüssigen Bewegung aus sechs Metern mit rechts zum 2:3 vollendete (73.).
1:0 Zirkzee (13')
1:1 Demirovic (27')
Spieldaten
So mussten die Niederländer am Ende sogar noch etwas zittern, ehe der eingewechselte Weghorst kurz vor Schluss per Abstauber (88.) und Xavi in der Nachspielzeit gegen dann bereits gebrochene Bosnier (90.+2) alles klarmachten und den 5:2-Endstand markierten. Am kommenden Dienstag (LIVE! ab 20.45 Uhr) empfängt Oranje damit mit einem guten Gefühl die deutsche Nationalmannschaft, die ihrerseits einen tollen 5:0-Auftakterfolg gegen Ungarn gefeiert hat. Zur gleichen Zeit gastiert Bosnien-Herzegowina in Ungarn.
drm
