„Spiegel“: Erste Rufe nach Pistorius als SPD-Kanzlerkandidat
Online seit heute, 18.19 Uhr
In der SPD haben sich nach einem Bericht des „Spiegel“ erste Abgeordnete des deutschen Bundestags dafür ausgesprochen, Verteidigungsminister Boris Pistorius zum Kanzlerkandidaten zu machen, anstatt mit Amtsinhaber Olaf Scholz in den Wahlkampf zu ziehen.
Die Äußerungen seien am vergangenen Dienstag bei einem Treffen des Seeheimer Kreises gefallen, in dem sich die konservativeren SPD-Bundestagsabgeordneten zusammengeschlossen haben, berichtete das Magazin heute unter Berufung auf Teilnehmerkreise.
Abgeordneter: Scholz „unten durch“Besonders kritisch äußerte sich nach Angaben von Teilnehmern der Abgeordnete Joe Weingarten aus Rheinland-Pfalz. Scholz sei bei den Menschen im Land „unten durch“, werde er aus der Sitzung zitiert. Das gelte bis tief in die SPD-Ortsvereine hinein und werde sich auch nicht mehr ändern. Der Wechsel zu Pistorius müsse kommen, sonst werde die Partei bei der Bundestagswahl im Februar ein „Desaster“ erleben.
Der Abgeordnete Christian Schreider aus Ludwigshafen wird laut „Spiegel“ mit den Worten zitiert, er könne die Parteimitglieder nicht mehr dazu bringen, für Scholz Wahlkampf zu machen. Dazu ließen sie sich nicht mehr motivieren.
Stärkste Strömung in SPDDer Seeheimer Kreis ist eine der drei Strömungen in der SPD-Bundestagsfraktion und zahlenmäßig mittlerweile die stärkste. Pistorius ist seit Monaten der beliebteste deutsche Politiker, Scholz dagegen liegt bei der Popularität weit hinten.
Angesichts von nur noch 15 bis 16 Prozent für die Kanzlerpartei in den Umfragen waren in den vergangenen Tagen auf Kommunal- und Landesebene Rufe nach einem Wechsel des Kanzlerkandidaten lauter geworden. Die Partei- und Fraktionsführung stellte sich allerdings klar hinter Scholz. Pistorius wies seinerseits eigene Ambitionen auf das Kanzleramt zurück.