Prozess: LASK-Neuzugang Boateng vor Gericht

14 Jun 2024
Boateng

Prozess

Kurz vor Trainingsstart muss sich der neue LASK-Spieler Jérôme Boateng ab Freitag vor Gericht in München verantworten. Dem 35-jährigen Weltmeister und Champions-League-Sieger wird erneut vorgeworfen, gegen seine ehemalige Lebensgefährtin gewalttätig gewesen zu sein.

Online seit heute, 6.13 Uhr

Im September 2023 hatte das Bayerische Oberste Landesgericht die Verurteilung Boatengs wegen Beleidigung und Körperverletzung an seiner früheren Lebensgefährtin u.a. wegen Verfahrensfehlern aufgehoben und an das Landgericht München I zurückverwiesen. Dort wird das Verfahren nun neu aufgerollt.

„Er ist natürlich angespannt“, sagte sein Anwalt Leonard Walischewski. Im vorherigen Prozess vor dem Landgericht sei Entlastendes gegen seinen Mandanten nicht genug gewürdigt worden. „Das Verfahren war erschütternd unfair“, hatte Walischewski schon im September vergangenen Jahres gesagt. „Der Angeklagte Boateng war schon endgültig verurteilt, bevor das Berufungsverfahren überhaupt begonnen hatte.“

Millionenstrafe in zweiter Instanz

Das Landgericht München I hatte Boateng im Oktober 2022 wegen Angriffen auf seine Ex-Freundin in einem Karibik-Urlaub in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro verurteilt – insgesamt 1,2 Millionen Euro.

Richter machte entscheidenden Fehler

Doch dabei machte der Vorsitzende Richter einen entscheidenden Fehler, wie das Bayerische Oberste Landesgericht im vergangenen Jahr feststellte: Denn nachdem die Verteidigung einen Antrag auf Befangenheit gegen ihn gestellt hatte, war er selbst an der Entscheidung beteiligt, diesen abzulehnen. Ein Rechtsverstoß, der nun die neue Verhandlung nötig macht. Das Gericht gab damals aber nicht nur der Revision des Ex-Nationalspielers, sondern auch der von Staatsanwaltschaft und Nebenklage statt.

Das Verfahren gegen den langjährigen Verteidiger von Bayern München, der vor kurzem vom italienischen Club US Salernitana zum LASK wechselte, zieht sich schon lange hin. Das Amtsgericht München hatte bereits im Jahr 2021 eine Geldstrafe gegen Boateng verhängt: 60 Tagessätze zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro.

Sechs Verhandlungstage – Urteil wohl am 19. Juli

Für den neuen Prozess hat das Landgericht nun sechs Verhandlungstage angesetzt, um Antworten zu finden auf die zentralen Fragen des jahrelangen Verfahrens: Hat der frühere Fußball-Star seine damalige Lebensgefährtin attackiert und beleidigt? Oder hat die Frau sich das alles – wie Boateng angibt – ausgedacht im Streit um die Kinder?

Das neue Urteil könnte laut der Terminplanung des Gerichts am 19. Juli fallen. Bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens gilt für Boateng die Unschuldsvermutung.

Frauenhäuser: „Verheerende Optik in Verpflichtung Boatengs“

Der Verein der autonomen Frauenhäuser, der Frauen Schutz bietet vor gewalttätigen Männern, sieht eine verheerende Optik in der Verpflichtung von Jerome Boateng beim LASK. Die Gewaltvorwürfe gegen ehemalige Lebensgefährtinnen würden besonders bei einer in der Öffentlichkeit stehenden Person schwer wiegen, sagt Maja Markanović-Riedl, die Geschäftsführerin des Vereins: „Man muss sich ja wirklich vorstellen, dass man in manchen Bereichen in Österreich ein Berufsverbot hätte, wenn man in einem offenen Strafverfahren ist, vor allem, wenn es um häusliche Gewalt geht. Weil Gewalt, Gewalt an Frauen, Gewalt an Kindern kein Nischenthema ist, keine Privatsache. Und ja, es gilt die Unschuldsvermutung. Dennoch, er trägt auch eine nicht zu unterschätzende gesellschaftliche Verantwortung.“

LASK will sich erst nach Prozessende äußern

Auch in Fan-Portalen des LASK wurde zuletzt ähnliche Kritik laut. Der LASK sieht eine Vorverurteilung. Außerdem habe es auch Kritik mit Gewaltfantasien gegen Jerome Boateng gegeben, die nicht akzeptabel seien. Zu Radio Oberösterreich heißt es aus dem Verein, dass man sich nach Ende des Prozesses öffentlich äußern werde. Ob man an der Verpflichtung bei einem rechtskräftigen Schuldspruch festhält, kann derzeit nicht gesagt werden.

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