Boateng-Prozess: "Sie hat mir das Leben zur Hölle gemacht"
Von Christoph Zöpfl, 14. Juni 2024, 11:32 Uhr
„Ich bin seit 40 Jahren in diesem Beruf. Mir ist selten vorgekommen, dass ein Verfahren so lange gedauert hat und das es zu so einer medialen Vorverurteilung gekommen ist“, sagte die Richterin. Zurückzuführen sei der sechsjährige Prozessverlauf auf die Corona-Pandemie aber auch ein „Versagen der Justiz“. Hemmerich: „Mich bewegt, dass da die zwei 13-jährige Töchter des Paars seit sechs Jahren regelmäßig mit der Berichterstattung, wie sich ihre Eltern bekriegen, konfrontiert sind. Aus menschlicher Sicht ist das nicht nachvollziehbar.“
Sowohl Boateng und seine Verteidiger als auch die Staatsanwaltschaft nahmen daraufhin das Angebot an, sich im Richterzimmer auszusprechen. Richterin Hemmerich hatte sie mit dem Hinweis, eine Lösung zu haben, „mit der beide Parteien leben können“, dazu eingeladen.
Die Parteien haben den Vorschlag des Gerichts, im Fall eines Geständnisses des Angeklagten mit einer Geldstrafe den Prozess zu beenden, nicht angenommen. Über die Höhe der Geldstrafe wurde nicht gesprochen.
Fast halbstündiger MonologBei der Fortführung der Verhandlung gab es dann ein langes Statement von Jerome Boateng, das er von mehreren Blättern ablas. Darin beschrieb er sich ausführlich in der Opferrolle. "Nicht ich bin es, der sich nicht unter Kontrolle hat. Frau S. ist der aggressive Part", sagte der 35-jährige. Seine ehemalige Lebensgefährtin hätte ihm das "Leben zur Hölle gemacht." Sie hätte ihn mehrmals körperlich attackiert. "Ich misshandle keine Frauen und ich setze meine Partner nicht unter Druck. Ich bin ein ganz normaler Mensch mit Stärken und Schwächen", sagte Boateng in seinem fast halbstündigen Monolog. Die dritte Auflage einer unappetitlichen Schlammschlacht vor Gericht ist hiermit eröffnet.
Anberaumt ist der Boateng-Prozess bis zum 19. Juli. Es soll noch weitere fünf Verhandlungstage geben.
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