BMW-Aktie: Das kam überraschend – was nun?
Die Aktie von BMW (WKN: 519000) war gestern mit bis zu -11% einer der größten Verlierer im Leitindex DAX. Die Ursache hierfür war die Senkung der Jahresprognose. Bei Continental als wahrscheinlich Mitverantwortlichem für die Prognosesenkung von BMW fiel der Kurseinbruch ebenfalls hoch aus. Am Mittwochmorgen hat sich die BMW-Aktie wieder beruhigt und steht aktuell bei knapp 70 €, somit beträgt der Rückgang im September rund -17%. Was ist jetzt zu erwarten?
Nach den Problemen bei VW trifft es jetzt auch den Automobilhersteller BMW. In einer Pressemitteilung vom 10. September teilte der Konzern die Senkung der erwarteten Jahreswerte mit. Der Grund für die Senkung liegt einerseits in technischen Problemen und andererseits im schwachen China-Geschäft.
Aufgrund von Mängeln an Bremssystemen ist ein Rückruf von 1,5 Millionen Fahrzeugen erforderlich, in denen die mangelhaften Bremssysteme verbaut wurden. Zudem müssen viele Auslieferungen wegen dieser Mängel verschoben werden. Laut Unternehmensangaben liegt der Schaden im hohen dreistelligen Millionen-Bereich und wird größtenteils im laufenden Quartal anfallen.
Konkret wurde die operative EBIT-Marge gesenkt. Statt eines vorherigen Werts von 8 bis 10% stehen jetzt nur noch 6 bis 7% auf dem Zettel. Beim Konzernergebnis wird ebenfalls mit einem deutlichen Rückgang gerechnet – zuvor lagen die Erwartungen bei einem leichten Rückgang. Die Verzinsung auf das eingesetzte Eigenkapital (RoCE) wurde von 15 bis 20% auf 11 bis 13% gesenkt. Der Free Cashflow soll über 4 Milliarden € betragen.
Der zweite Aspekt ist der rückläufige Verkauf in China. China kämpft derzeit selber mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Zudem belasten die angedrohten EU-Subventionen den Absatz von europäischen Fahrzeugen in China. Hierunter leidet auch BMW, sowohl bei Autos als auch bei Motorrädern. Im Motorrad-Segment wurde die EBIT-Marge ebenfalls auf 6 bis 7% gesenkt. Das RoCE soll statt von 21 bis 26% jetzt bei 14 bis 16% liegen.
Die technischen Probleme kamen überraschend, die Senkung aufgrund des schwachen China-Geschäftes war zu erwarten. Hierunter leiden alle europäischen Automobilhersteller, insbesondere auch die deutschen.
Überprüfung der Kostenstruktur wäre sinnvollLange Zeit galt die Automobilindustrie in Deutschland als Wachstumsmotor. Dies änderte sich in den letzten Jahren massiv. Auch ohne Corona wäre diese Entwicklung eingetreten. Die deutschen Hersteller leiden unter hohen Energie- und Personalkosten sowie einer ausufernden Bürokratie.
Die Folge davon ist, dass hierzulande Überkapazitäten entstanden, möglcherweise auch bei BMW. Um einem Szenario wie bei VW vorzubeugen, wäre eine Überprüfung der Kapazitäten sowie aller Kostenblöcke sinnvoll. BMW arbeitet noch hochprofitabel. Sollte der Absatz weiter stottern, kann dies sich schnell ändern.
Ähnlich wie Mercedes sollte der Fokus auf der Verbesserung der Rentabilität liegen. Vor kurzem kündigte BMW an, dass die Entwicklung eines wasserstoffbetriebenen Autos in Planung sei. In diesem Artikel haben wir darüber berichtet. Die Transformation hin zur E-Mobilität, die Weiterentwicklung des Verbrennermotors und jetzt auch noch die Entwicklung von Motoren mit Wasserstoff ist mit sehr hohen Kosten verbunden.
Was bedeutet das für die Aktie?Die Reaktion auf diese Ankündigung war gestern zu sehen. Gerade in der angespannten Automobilbranche reagieren die Marktteilnehmer sehr nervös. Sollte sich die Lage nicht bessern - wovon ich ausgehe - ist mit weiteren Negativmeldungen zu rechnen. Der Automobilbranche kann das Gleiche wie der Chemiebranche bevorstehen. Daher ist es wichtig, rechtzeitig Maßnahmen einzuleiten.
Bei BMW bin ich generell nicht negativ eingestellt. Als Premium-Anbieter verhält es sich anders als bei Massenherstellern wie VW, dennoch sind die fetten Jahre wohl erstmals vorbei. China entwickelt sich immer mehr zu einem globalen Player.
Den fairen Wert der Aktie sehe ich weiterhin bei 95 €. Und liege damit bei den Einschätzungen von Jefferies. Allerdings dürfte dieser Wert kurzfristig nicht zu erreichen sein; erst muss sich wieder Vertrauen bilden. Das negative Börsenumfeld spricht auch gegen eine schnelle Erholung.
Auch wenn die Dividende von zuletzt 6 € reduziert wird, bietet die Aktie eine gute Dividendenrendite. Bleibt sie konstant, läge sie aktuell bei 8,6%.
Mein Fazit: Die BMW-Aktie bietet mittelfristig weiterhin hohes Potenzial. Sie eignet sich auch als Renditewert.
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Rudolf Schneider
Rudolf befasst sich als Bankkaufmann seit vielen Jahren mit Aktien und Börsentrends. Dabei hat er viele Höhen und Tiefen erlebt. Sein spezielles Augenmerk gilt Small Caps, Zukunftsunternehmen und der Energiebranche. Basis für seine Beurteilung von Aktien ist die Fundamentanalyse. Aber auch die Chartbetrachtung lässt er nicht außer Acht.
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