Von der Kryptowährung Bitcoin ist man starke Schwankungen durchaus gewohnt. Doch das, was sich in den vergangenen Tagen in puncto Preis abgespielt hat, ist beachtlich. Binnen einer Woche ist Bitcoin um 20 Prozent gestiegen und hat am Montag ein neues Allzeithoch von über 82.000 Dollar erreicht. Auf den Futures-Märkten wird gar ein Kurs von über 90.000 Dollar eingepreist. In der Vorwoche war mit dem Sieg von Donald Trump ebenfalls ein Rekord gefallen: Jener der 74.900 Dollar-Marke. Bitcoin hat sich damit seit Jahresbeginn um über 90 Prozent verteuert, seit dem Jahrestief von 38.500 Dollar im Jänner, hat sich der Kurs sogar mehr als verdoppelt.
„Da sich der Staub von Trumps Wahlsieg noch nicht gelegt hat, war es nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem Anstieg kommen würde, da Trump als Krypto-Befürworter wahrgenommen wird, und das ist es, was wir jetzt sehen“, sagt Le Shi, geschäftsführender Direktor in Hongkong bei der Marktmacherfirma Auros.
Wie Trump zu Bitcoin stehtDonald Trump ist in der Bitcoin Community zwar nicht unumstritten, doch hatte er in seinem Präsidentschaftswahlkampf aktiv um Stimmen aus diesem Eck geworben. Und auch die Kryptoindustrie hat laut Angaben von Bloomberg rund 135 Mio. Dollar in den US-Wahlkampf (allerdings in beide Parteien) gesteckt. Trump gratulierte den Bitcoinern beispielsweise anlässlich des Jahrestags, an dem das sogenannte Whitepaper veröffentlicht wurde. Das Whitepaper ist das Gründungsdokument von Bitcoin und wurde von jemandem namens Satoshi Nakamoto geschrieben, dessen Identität bis heute ungeklärt ist. Zudem nahm Trump im Sommer auf einer großen Bitcoinkonferenz in den USA teil, auf der er versprach, dass die Vereinigten Staaten eine Bitcoin-Reserve aufbauen könnten bzw. die „Krypto-Haupstadt des Planeten“ sein würden. Der künftige Vizepräsident der USA, JD Vance, ist seit langem ebenfalls bekennender Bitcoinanhänger und -besitzer.
Zwar ist unklar, was Trump für die Kryptowährung dann tatsächlich tun wird, doch die Aussicht, dass der 47. Präsident der USA nicht gegen Bitcoin zu sein scheint und generell für Deregulierung eintritt, stimmt die Anleger optimistisch. Auch die Aktienmärkte haben in der Vorwoche schließlich äußert positiv auf den Wahlsieg von Donald Trump reagiert, da sie sich von ihm einen ordentlichen Schub für die US-Wirtschaft versprechen.
Zudem hat Trump angekündigt, den Chef der US-Börsenaufsicht SEC, Gary Gensler, gleich am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit zu entlassen – was allerdings gar nicht so einfach möglich ist. Zwar hat die Börsenaufsicht zu Jahresbeginn erstmals börsengehandelte Bitcoin-ETF genehmigt, doch gilt der SEC-Chef nach wie vor als Bitcoin-Kritiker. Erst kürzlich machte er auf einer Veranstaltung deutlich, dass er es für „unwahrscheinlich“ halte, dass Kryptowährungen wie Bitcoin jemals eine breite Akzeptanz als Währung erfahren werden.
Hohe ZuflüsseDie Mittel, die derzeit in Bitcoin fließen, sind jedenfalls enorm. Allein in der Vorwoche flossen an einem einzigen Tag 1,4 Mrd. Dollar in börsengehandelte Fonds (ETFs) auf Bitcoin, wobei ein vom Vermögensverwalter Blackrock aufgelegter ETF über 80 Prozent der Neumittelzuflüsse für sich verbuchen könnte. Der iShares Bitcoin Trust ETF von Blackrock hat seit Jahresbeginn bereits über 27 Mrd. Dollar an Kapital eingesammelt. Laut Angaben von Bloomberg gibt es weltweit nur drei andere ETFs, die mehr Zuflüsse verbuchten, der Bitcoin ETF liegt dann aber gleich an vierter Stelle.
„Wir glauben, dass ein erheblicher Teil des institutionellen Marktes im Vorfeld der Wahl Risiken abgebaut hat und nun nach Trumps Sieg wieder einsteigt, was zu einem erheblichen Kaufdruck führt – dieser wird wahrscheinlich noch einige Zeit anhalten“, sagte Richard Galvin, Gründer der auf Krypto spezialisierten Investmentfirma DACM zu Bloomberg.
Ob die Rallye bei Bitcoin nun jetzt in dem Ausmaß weitergeht, ist eher unwahrscheinlich, aber dennoch möglich. Wie „Die Presse“ bereits schrieb, sollte Bitcoin, so es sein bisheriges Vierjahresmuster beibehält, erst 2025 ein zyklisches Rekordhoch erreichen. Doch heftige Korrekturen sind bis dahin möglich. Im Sommer dieses Jahres gab es beispielsweise einen recht deftigen Einbruch. Damals fiel Bitcoin von rund 68.000 Dollar auf knapp über 54.000 Dollar. Schwankungen in dieser Größenordnung sind bei Bitcoin jedenfalls nicht unüblich.
Die Entwicklung des Bitcoin-Preises seit einem Monat.