Bitcoin-Spot-ETF & Co.: 2 Gründe für die neue BTC-Rally
Der Bitcoin trotzt den Turbulenzen an den Märkten und steigt kräftig im Wert. Tatsächlich könnte der Aufwärtstrend weitergehen – wenn die US-Börsenaufsicht mitspielt.
Der Bitcoin schaltet wieder in den Rallymodus. Während die Börsen im Zuge des Krieges in Nahost wackeln, notierte die älteste und bekannteste Kryptowährung am Dienstagmorgen bei rund 34.000 Dollar – und damit so hoch wie seit Mai vergangenen Jahres nicht mehr. Innerhalb weniger Tage stieg der Kurs um gut ein Fünftel. Und wer zum Jahresbeginn eingestiegen ist, konnte sein Bitcoin-Investment inzwischen verdoppeln. Kein anderes Asset kann derzeit die Jahresperformance des Bitcoin toppen.
Nach einem Horrorjahr für Kryptoanleger – gipfelnd im Crash der einst drittgrößten Kryptobörse FTX – erholt sich der Markt für Cyberdevisen deutlich. Von seinem bisherigen Allzeithoch bei gut 69.000 Dollar im November 2021 ist der Bitcoin zwar noch weit entfernt. Doch einiges spricht dafür, dass die Kryptowährung ihre Aufwärtsbewegung fortsetzt.
1. Hoffnung auf einen Bitcoin-Spot-ETF
Geht es nach Marktbeobachter Timo Emden vom Analysehaus Emden Research, gibt es einen Hauptgrund für die starken Kurszuwächse der vergangenen Tage: „Das bestimmende Thema für Krypto-Anleger bleiben die anhaltenden Spekulationen rund um die Freigabe eines Bitcoin-Spot-ETF in den USA.“ Dass Gewinnmitnahmen bislang ausblieben, unterstreiche den Risikoappetit der Anleger und ihren Optimismus, dass ein Spot-ETF genehmigt wird.
Lässt die US-Börsenaufsicht SEC diesen speziellen Bitcoin-ETF zu, hätte dies Signalwirkung. Der ETF würde auf dem sekundenaktuellen Marktpreis von Bitcoin basieren. Anleger könnten damit direkt in die Kryptowährung investieren. Bislang geht das nur über derivativ gestaltete Indexfonds. Diese bilden die Wertentwicklung der Kryptowährung ab, ermöglichen aber kein direktes Investment.
Für Emden wäre die Zulassung eines Spot-ETF der „Ritterschlag für Bitcoin und Co.“. Mit dem Vermögensverwalter BlackRock hat eine etablierte Wall-Street-Größe den Antrag im vergangenen Monat eingereicht, weitere Anträge anderer Wettbewerber liegen in den Schubladen der SEC.
Anleger stimmt positiv, dass die Aufseher gegen den Antrag des Krypto-Vermögensverwalters Grayscale keinen Einspruch eingelegt hatten. Wie sehr die Kryptowelt auf die Zulassung eines Spot-ETFs hofft, war vergangene Woche zu beobachten: Der Bitcoin-Kurs stieg zweistellig, nachdem eine Nachrichtenagentur die Zulassung vermeldet hatte. Dies entpuppte sich allerdings schnell als Falschmeldung.
Sollte die SEC keine Einwände gegen BlackRocks Bitcoin-ETF haben, würde die Kryptowährung in doppelter Hinsicht profitieren. Erstens dürfte das Krypto-Engagement des prominenten Fürsprechers Vertrauen in die spekulative Assetklasse wecken. Und zweitens würde sich die Zielgruppe für den Kryptomarkt vergrößern.
Anleger hoffen darauf, dass insbesondere institutionelle Investoren dann einsteigen. Das dürfte sich positiv auf den Kurs auswirken, denn viele Institutionelle haben einen langfristigen Anlagehorizont. Die Chancen für einen Bitcoin-Spot-ETF von BlackRock stehen jedenfalls gut, Berichten zufolge steht er kurz vor der Zulassung. Ein Restrisiko besteht allerdings weiter. Sollte die SEC sich gegen den Indexfonds aussprechen, könnten die Kursgewinne abschmelzen.
2. Der Zinsgipfel ist allmählich erreicht
Der Bitcoin profitiert von einer weiteren Entwicklung: von dem sich andeutenden Ende der Zinserhöhungen. Seitdem die Notenbanken im Kampf gegen die hohe Inflation die geldpolitische Wende eingeleitet hatten, stand der Bitcoin-Kurs unter Druck. Denn wenn die Zinsen steigen, werden andere Anlageklassen wie Anleihen oder Tagesgeld attraktiver. Diese werfen – anders als Kryptowährungen – laufende Erträge ab.
Nun aber entspannt sich die Zinssituation. Mittlerweile liegt der US-Leitzins zwar bei 5,5 Prozent und damit so hoch wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Doch die hohen Zinsen scheint der Markt weitgehend eingepreist zu haben. Auch wenn die Inflation nach wie vor hartnäckig über der Zielmarke von zwei Prozent liegt: Der Druck auf die US-Notenbank Fed, weiter an der Zinsschraube zu drehen, lässt nach.
Die Kerninflation, die die Teuerung ohne schwankungsanfällige Produkte wie Energie oder Nahrungsmittel abbildet, geht zurück. Im September lag sie bei 4,1 Prozent, 0,3 Prozentpunkte niedriger als im August – und damit so tief wie seit zwei Jahren nicht.
Fed-Chef Jerome Powell will die Inflationsentwicklung abwarten und hält sich weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr offen. Klar scheint aber: Weit nach oben geht es bei den Zinsen nicht mehr. Das Schlimmste dürfte für Bitcoin-Anleger also vorbei sein.
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