Berichte: Biden denkt über Rückzug nach
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Angesichts von enormem Druck aus der eigenen Partei schließt US-Präsident Joe Biden einen Rückzug aus dem Rennen um eine zweite Amtszeit Medienberichten zufolge nicht mehr kategorisch aus. Die „New York Times“ und Reuters berichteten unter Berufung auf mehrere Personen aus dem nahen Umfeld des Demokraten, der 81-Jährige scheine allmählich zu akzeptieren, dass er seinen Wahlkampf womöglich aufgeben müsse.
Online seit heute, 7.16 Uhr (Update: 7.57 Uhr)
„Ich weiß mit Sicherheit, dass er tatsächlich in sich geht“, so einer der Insider gegenüber Reuters, Biden denke „sehr ernsthaft darüber nach“. Dem Bericht zufolge gehen mehrere demokratische Funktionäre davon aus, dass ein Rücktritt nur eine Frage der Zeit sei.
Er habe begonnen, „sich mit dem Gedanken abzufinden, dass er im November möglicherweise nicht gewinnen kann und aus dem Rennen aussteigen muss, um den wachsenden Forderungen vieler besorgter Mitglieder seiner Partei nachzugeben“, schrieb die „New York Times“. Biden habe jedoch noch keine Entscheidung getroffen.
Biden wehrte sich bisher gegen RückzugsforderungenÖffentlich hat der Präsident bisher alle Rückzugsforderungen aus der eigenen Partei rigoros zurückgewiesen. Auch sein Wahlkampfteam betont beharrlich, Biden habe nicht vor, hinzuschmeißen. Bidens stellvertretender Wahlkampfleiter, Cedric Richmond, erklärte gegenüber dem Sender MSNBC, die Berichterstattung sei falsch. Der Präsident habe gesagt, er kandidiere. Quentin Fulks, ebenfalls stellvertretender Wahlkampfleiter, hatte sich zuvor ähnlich geäußert. Die Wahlkampagne schreite voran.
Zuletzt stieg der parteiinterne Druck auf ihn jedoch noch einmal enorm. EinePerson aus Bidens engem Umfeld sagte der „New York Times“, es wäre keine Überraschung, wenn Biden bald eine Rückzugsankündigung machen und seine Stellvertreterin Kamala Harris als Präsidentschaftskandidatin für die Wahl im November vorschlagen würde.
Die kommenden Tage müssten eine Entscheidung bringen, ob Biden mit Harris ersetzt wird. Denn Anfang August findet vor dem Nationalkongress der Demokraten in Chicago eine virtuelle Nominierungsversammlung statt.
ORF-Korrespondent Christophe Kohl spricht über Berichte, wonach US-Präsident Joe Biden über den Rückzug aus dem Wahlkampf nachdenkt. Außerdem analysiert er die Ansprache Donald Trumps bei dem Parteitag der Republikaner in Milwaukee.
Die „Washington Post“ wiederum berichtete unter Berufung auf drei Kongressabgeordnete, die Biden-Vertraute und frühere demokratische Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi habe mehreren Parteikollegen im Parlament gesagt, sie glaube, dass Biden recht bald davon überzeugt werden könne, sich aus dem Präsidentschaftsrennen zurückzuziehen. Auch sie habe ernsthafte Zweifel, dass er die Wahl im November gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump gewinnen könne.
Pelosis Team kritisierte am Donnerstag die Medienberichte über ihre private Unterhaltung mit Biden. Es wurde aber nicht bestritten, dass das Treffen stattgefunden habe, berichtete die BBC.
Auch Ex-US-Präsident Obama hat Zweifel, ob Biden erneut antreten soll Berichte: Auch Zweifel von ObamaSelbst Ex-US-Präsident Barack Obama habe in den vergangenen Tagen gegenüber Verbündeten geäußert, dass Bidens Chancen auf einen Wahlsieg stark gesunken seien und er der Meinung sei, dass Biden sich ernsthaft fragen sollte, ob die Kandidatur noch aufrechterhalten werden sollte, berichtete die „Washington Post“ am Donnerstag unter Berufung auf mehrere Personen, die mit Obamas Überlegungen vertraut seien.
Direkt äußerte sich Obama, der nach wie vor über großen Einfluss in der demokratischen Partei besitzt, bisher nicht. Biden war unter Obamas Präsidentschaft von 2009 bis 2017 dessen Vizepräsident.
Die Vorsitzende des Demokratischen Wahlkampfausschusses, Suzan DelBene, legte Biden vor wenigen Tagen neue Daten vor und erwähnte dabei die Bedenken der demokratischen Spitzenkandidaten für die Wahlen zum Repräsentantenhaus. Einige nationale Umfragen zeigen ein enges Rennen, andere wiederum sehen Trump in Führung.
Verpatztes TV-Duell heizte Debatte anBiden ist wegen seines hohen Alters und Zweifeln an seiner geistigen Verfassung mit einer parteiinternen Rebellion konfrontiert. Seit einem desaströsen Auftritt bei einem Fernsehduell gegen Trump Ende Juni forderten ihn diverse demokratische Abgeordnete offen auf, aus dem Präsidentschaftsrennen auszusteigen. Viele weitere äußerten sich öffentlich sehr besorgt über seine Wahlchancen.
Wegen einer Infektion mit dem Coronavirus absolviert Biden derzeit keine öffentlichen Termine. Er isoliert sich in seinem Privathaus in Rehoboth Beach im US-Staat Delaware.