Italien: Berlusconis Anwesen auf Sardinien soll verkauft werden

Die Kinder von Silvio Berlusconi wollen Ordnung im hypertrophen Immobilienportfolio ihres Vaters schaffen. Der milliardenschwere Unternehmer und viermalige Regierungschef starb am 12. Juni 2023 im Alter von 86 Jahren.

Matthias Rüb

Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.

In erster Linie soll Berlusconis Residenz Villa Certosa an der sardischen Costa Smeralda veräußert werden. Dabei handelt es sich um ein Konglomerat von Villen und Bungalows in einem mehr als hundert Hektar großen Parkgelände, auf dem sich neben sieben Schwimmbädern auch ein See, ein künstlicher Vulkan, Gewächshäuser mit Orchideen und Palmen sowie ein kleiner Vergnügungspark befinden.

Villa Certosa für ausschweifende Partys bekannt

Als Kaufpreis sollen die Erben gut 500 Millionen Euro festgesetzt haben, wobei nach Schätzungen von Immobilienfachleuten der Sachwert des Anwesens allenfalls auf die Hälfte dieser Summe taxiert werden kann. Dem Vernehmen nach hat sich bisher kein Interessent gefunden, der einen Aufschlag von einer Viertelmilliarde Euro allein für den „Weltruhm“ des Anwesens zu zahlen bereit wäre.

In seiner sardischen Residenz empfing Berlusconi während seiner verschiedenen Amtszeiten als Ministerpräsident in den Jahren 1994 bis 2011 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt, von Wladimir Putin über George W. Bush und Tony Blair bis zu José María Aznar.

Von Mirek Topolánek gibt es ein Paparazzo-Foto, das den damaligen tschechischen Ministerpräsidenten nackt an der Poolanlage zeigt. Überhaupt ist die Villa Certosa für die ausschweifenden Partys bekannt, die Berlusconi dort während langer Aufenthalte zur Sommerfrische zu feiern pflegte.

Auch für die Villa Gernetto, ein Anwesen aus dem 18. Jahrhundert in Lesmo nahe Mailand, wo Berlusconi eine Privatuniversität hatte einrichten wollen, suchen Berlusconis Kinder einen Käufer. Der Kaufpreis soll rund 45 Millionen Euro betragen. Nicht zum Verkauf steht dagegen der Hauptwohnsitz Berlusconis, die Villa San Martino in Arcore nordöstlich von Mailand.

Dort soll Berlusconi seine maßgeblichen Entscheidungen als Geschäftsmann und Politiker getroffen haben. In Arcore lebt seit dem Tod Berlusconis dessen letzte Lebensgefährtin Marta Fascina, dem Vernehmen nach mit lebenslangem Nießbrauchrecht. Neben seinen fünf Kindern aus zwei Ehen und seiner heute 34 Jahre alten Lebensgefährtin hatte Berlusconi seinen jüngeren Bruder Paolo sowie seinen Vertrauten Marcello Dell'Utri als Erben eingesetzt.
 

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