Israels Regierung: Drohnenangriff galt Netanjahu

6 Stunden vor

Israels Regierung

Ein Drohnenangriff der Schiitenmiliz Hisbollah aus dem Libanon auf die israelische Stadt Caesarea hat nach israelischen Regierungsangaben Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gegolten. Das teilte ein Sprecher mit. Netanjahu und seine Frau seien zum Zeitpunkt des Angriffs jedoch nicht zu Hause gewesen. Netanjahu warf dem Iran und dessen Verbündeten einen Attentatsversuch auf ihn vor.

Benjamin Netanjahu - Figure 1
Foto ORF

Online seit gestern, 12.06 Uhr (Update: gestern, 20.22 Uhr)

Den genauen Einschlagsort der Drohne nannte der Sprecher nicht. Solche Angaben dürfen in der Regel in Israel nicht veröffentlicht werden. Grund dafür ist, dass Gegner diese Informationen für künftige Angriffe nutzen könnten. Der Regierungschef sagte in einem in sozialen Netzwerken veröffentlichten Video daraufhin, dass er sich nicht abschrecken lasse. Israel werde den Krieg gewinnen, so Netanjahu.

Bei Raketen- und Drohnenangriffen der Hisbollah wurde in Israel nach Angaben eines Rettungsdienstes ein Mann getötet. Der 50-Jährige sei in seinem Auto von Schrapnell getroffen worden, erklärten die Helfer von Magen David Adom auf X. Zudem wurden nach Angaben israelischer Medien mindestens neun Menschen bei den Angriffen aus dem nördlichen Nachbarland verletzt.

Einsatzkräfte vor einer Absperrung in der Nähe von Netanjahus Ferienhaus in Caesarea

Den Versuch, ihn und seine Frau „zu ermorden“, würden der Iran und dessen Verbündete noch „bereuen“, sagte Netanjahu am Samstagabend. „Ich sage den Iranern und ihren Partnern der Achse des Bösen: Jeder, der den Bürgern des Staates Israel Schaden zufügt, wird einen hohen Preis dafür zahlen.“ Außenminister Israel Katz schrieb im Onlinedienst X (Twitter), mit dem „Attentatsversuch“ auf Netanjahu und seine Familie habe der Iran „ein weiteres Mal sein wahres Gesicht“ gezeigt.

Israel: 115 Projektile aus dem Libanon abgeschossen

Nach Angaben der israelischen Armee wurden im Laufe des Vormittags rund 115 Projektile vom Libanon aus Richtung Israel abgeschossen. Einige seien abgefangen worden, weitere auf offenem Gelände eingeschlagen. Einige trafen aber Medienberichten zufolge auch bewohnte Gebiete wie etwa Krijat Ata östlich der Hafenstadt Haifa. Die mit dem Iran verbündete Hisbollah bestätigte, dass sie Raketen auf Israel abgeschossen habe.

Luftalarm gab es auch in der weiter südlich gelegenen Küstenmetropole Tel Aviv. Dort sei eine Drohne im Anflug auf den Stadtteil Glilot gewesen, wo das Hauptquartier des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad und eine andere Geheimdienstzentrale liegen. Die Sirenen heulten nach Armeeangaben auch in zahlreichen Orten Nordisraels wie etwa der Stadt Tiberias am Westufer des Sees Genezareth.

Tote im Libanon gemeldet

Aus dem Libanon wurden unterdessen mehrere Tote gemeldet: Bei einem israelischen Angriff auf die libanesische Stadt Dschunije wurden nach libanesischen Angaben zwei Menschen getötet. Der Angriff habe einem Auto gegolten, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Die Stadt liegt nördlich von Beirut.

Die Gegend des Drohnenangriffs in dem multireligiösen Land wird überwiegend von Christen und Christinnen bewohnt. Dort brach Panik unter Bewohnern aus. Sie hätten sich dort bisher vor israelischen Angriffen in Sicherheit gewähnt, berichteten Augenzeugen. Es ist das erste Mal seit Ausbruch der Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah, dass Dschunije getroffen wurde. Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht zu dem Angriff.

Anspannung nach Sinwar-Tötung

Das Gesundheitsministerium berichtete darüber hinaus von einem Angriff in Zefta im Süden des Landes. Dabei seien drei Menschen getötet und eine Person verletzt worden. Über Nacht und am frühen Morgen habe es nach Angaben der libanesischen Nachrichtenagentur NNA außerdem Angriffe im Raum der Küstenstadt Sidon, in Nabatija im Süden des Landes sowie in Bint Dschubail unweit der israelischen Grenze gegeben.

Im Südlibanon sei Nasser Abed al-Asis, der Vizekommandant der Hisbollah im grenznahen Gebiet Bint Dschubail, getötet worden, erklärte das israelische Militär. Zudem hätten Bodentruppen mit Unterstützung der Luftstreitkräfte zahlreiche Gegner getötet und Waffenlager der mit dem Iran verbündeten Miliz ausgehoben. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die mit der Hamas im Gazastreifen verbündete libanesische Schiitenmiliz Hisbollah beschießt Israel seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober vergangenen Jahres fast täglich mit Raketen und Drohnen. Nach der Nachricht vom Tod des Hamas-Chefs Jahja Sinwar im Gazastreifen am Donnerstag hatte die vom Iran unterstützte Miliz eine „eine neue Phase der Eskalation“ angekündigt.

Viele Tote nach Angriff im Gazastreifen

Im Gazastreifen, wo israelische Soldaten am Mittwoch Hamas-Chef Sinwar getötet hatten, hätten die israelischen Bodentruppen in der südlichen Stadt Rafah und in Dschabalja im Norden des abgeriegelten Küstengebiets mehrere „Terroristen“ getötet, hieß es auch. Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Im Gazastreifen wurden zuvor erneut zahlreiche Tote gemeldet: Nach Angaben der Zivilschutzbehörde des Palästinensergebiets wurden in der Nacht auf Samstag 33 Menschen im Flüchtlingslager Dschabalja getötet. 85 Personen seien bei dem Vorstoß des israelischen Militärs verletzt worden, teilten Mediziner mit. Die Zahl der Toten könnte noch steigen, da noch einige unter den Trümmern vermutet würden, gab die Pressestelle der von der Hamas geführten Regierung bekannt. Der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA zufolge sind auch Kinder unter den Toten.

Am 6. Oktober hatte Israel eine neue Offensive im Norden des Gazastreifens, auch um Dschabalja, begonnen. Israel erklärte, gegen Hamas-Kämpfer vorzugehen, die sich dort neu formierten. Die Gegend war bereits zu Beginn des Gaza-Krieges Schauplatz heftiger Kämpfe. Bei einem weiteren Angriff auf das Flüchtlingslager al-Maghasi im Gazastreifen kamen nach palästinensischen Angaben mindestens elf Menschen ums Leben. Unter den Trümmern würden noch weitere Personen vermisst, berichtet die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA.

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