Debatte über bedingungsloses Grundeinkommen: Studie zeigt ...

26 Jul 2024
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Stand: 26.07.2024, 07:54 Uhr

Von: Katharina Bews

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Ein monatliches Grundeinkommen von 1.000 Euro soll die Gesellschaft positiv beeinflussen. Doch eine neue Studie zeigt gemischte Ergebnisse bei Produktivität und Arbeitszeit.

Bedingungsloses Grundeinkommen - Figure 1
Foto Frankfurter Rundschau

Stockton/Gainesville – 1.000 Euro pro Monat, ohne Verpflichtungen: Das bedingungslose Grundeinkommen soll Armut reduzieren und mehr Raum für Innovation, Kreativität und persönliche Entwicklung schaffen. „Geld ist nur ein Mittel. Die eigentliche Wirkung entsteht durch die Bedingungslosigkeit“, erklärt die Website des Grundeinkommens. Eine neue Studie aus den USA stellt diesen Traum nun infrage.

Sie zeigt, dass Menschen mit einem bedingungslosen Grundeinkommen tendenziell weniger arbeiten und nicht zwangsläufig produktiver sind. Insgesamt scheinen die 1.000 Euro im Monat in mehreren Bereichen kaum Wirkung zu zeigen, obwohl es auch positive Aspekte gibt.

Ein Grundeinkommen könnte viele Menschen aus der Armut holen. © IMAGO/Christian OhdeBedingungsloses Grundeinkommen von 1.000 Euro im Monat: Arbeitsbeteiligung sinkt laut Studie

Für die Studie der amerikanischen Forscher wurden 1.000 zufällig ausgewählten Amerikanern in den Städten Stockton, Kalifornien, und Gainesville, Florida 1.000 Euro im Monat überwiesen. Das Alter variierte dabei zwischen 21 bis 40 Jahren, das durchschnittliche Einkommen betrug 29.900 US-Dollar im Jahr. Das Geld wurde den Amerikanern von einer Non-Profit-Organisation drei Jahre lang jeden Monat überwiesen und musste weder versteuert werden, noch hatte es irgendwelche Auswirkungen auf die Sozialleistungen. Zudem gab es eine Kontrollgruppe von 2.000 anderen Amerikanern, die nur 50 Euro im Monat bekamen.

Die Ergebnisse der Studie sind teils ernüchternd. Bei der Gruppe der Amerikaner, die das bedingungslose Grundeinkommen von 1.000 Euro im Monat bekam, sank das individuelle Gesamteinkommen um etwa 1.500 US-Dollar im Jahr. Außerdem sank die Teilnahme am Arbeitsmarkt um zwei Prozentpunkte und die geleisteten Arbeitsstunden reduzierten sich um 1,3 bis 1,4 Stunden pro Woche, sowie die Stunden der Partner der Teilnehmer. Alles bemessen im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Teilnehmer gaben an, mehr Zeit für Freizeitaktivitäten aufzubringen und folglich auch mehr in Bussen und Autos zu verbringen. Zu mehr Produktivität führte es allerdings nicht.

„Insgesamt scheinen die negativen Auswirkungen auf das Arbeitskräfteangebot nicht durch andere produktive Aktivitäten ausgeglichen zu werden, und es ist nicht zu beobachten, dass die Menschen während der dreijährigen Laufzeit des Programms bessere Arbeitsplätze bekommen“, sagt eine der amerikanischen Forscherinnen Eva Vivalt. So haben sich die Amerikaner mit dem bedingungslosen Grundeinkommen auch nicht auf mehr Arbeitsplätze beworben als die Kontrollgruppe. Und waren häufig länger arbeitslos.

Studie zu bedingungslosem Einkommen: Mehr Risikobereitschaft und Weiterbildung

Andere Ergebnisse der Studie zeigen jedoch ebenfalls positive Effekte des monatlichen Zuschusses von 1.000 Euro. Die Forscher beobachteten ein erhöhtes Interesse an unternehmerischen Aktivitäten und eine größere Bereitschaft, Risiken einzugehen. Zudem blieb die Veränderung der Arbeitsbeteiligung bei älteren Teilnehmern minimal, während jüngere Teilnehmer ihre Arbeitszeiten überwiegend reduzierten und diese zusätzliche Zeit für Weiterbildung nutzten.

Auf der Website von „Mein Grundeinkommen“ heißt es auch, dass das bedingungslose Grundeinkommen die Zufriedenheit und Kreativität fördern soll. Wie zufrieden die Teilnehmer mit dieser Veränderung letztlich waren, abseits von der Zufriedenheit im Job, darüber gibt die Studie keinen Aufschluss.

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