Thomas Tuchel brennt für den FC Bayern München - und die Spieler ...

1 Mai 2024

Der FC Bayern München hat nach dem Remis gegen Real Madrid noch alle Chancen auf den Einzug ins Finale der Champions League - und das trotz eines mal wieder schwachen Min-Jae Kims. Das lag auch an der offensichtlich guten Vorbereitung von Trainer Thomas Tuchel. Erkenntnisse zum Halbfinal-Hinspiel.

Bayern München - Figure 1
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Nach einem ansehnlichen Auf und Ab haben sich der FC Bayern und Real Madrid in München mit 2:2 (0:1) getrennt. Dabei hätte der deutsche Rekordmeister durchaus Chancen auf den Sieg gehabt, welcher aber durch die unfassbare Kaltschnäuzigkeit der Königlichen vereitelt wurde.

Beim Rückspiel in genau einer Woche (8. Mai) im Estadio Santiago Bernabéu ist also für beide Mannschaften noch alles drin. Hoffnung dürfte den Bayern vor allem Tuchels Hingabe machen, die auch auf beinahe die ganze Mannschaft übergeschwappt zu sein scheint.

Einzig Fehlerteufel Kim kann in dieser Rechnung nicht mitgezählt werden. Außerdem war auffällig, was den FCB in den vergangenen Jahren von Real unterscheidet: die Kaderzusammenstellung und die damit einhergehende Transferpolitik.

SPOX hat drei Erkenntnisse zum ersten Duell zwischen den beiden langjährigen Rivalen gesammelt.

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Thomas Tuchel brennt für den FC Bayern München - und die Spieler für ihn

Es war keine genaue Beobachtung vonnöten, um Tuchels Feuer für dieses Spiel zu sehen. Seinen Sitzplatz hätte der scheidende FCB-Trainer über weite Strecken der Partie vermieten können, lief er doch die meiste Zeit durch seine Coaching-Zone und reagierte auf beinahe alle Situationen emotional. Die Unterbrechungen nutzte er zudem für intensive Einzelgespräche.

Wie wichtig die Mannschaft und der gemeinsame Erfolg Tuchel trotz aller Nebenkriegsschauplätze wie der Attacke von Klub-Patron Uli Hoeneß sind, zeigten auch Max Eberls Aussagen vor dem Anpfiff. "Ich habe zum Thomas gesagt: 'Wenn ich heute mit dabei wäre, dann würde es nur zehn Minuten dauern, dann hätte ich eine Rote Karte.' Weil es einfach gebrannt hat. Ich fand das sehr auf den Punkt", erklärte der Sportvorstand und lobte, wie gut die Bayern-Profis eingestellt seien - und das spiegelte sich auch auf dem Platz wider.

Ein Großteil der Münchner lieferte wie schon im Viertelfinale gegen den FC Arsenal einen starken Auftritt ab. Allen voran Konrad Laimer ging voran, glänzte als Antreiber und Balldieb im Zentrum. Das i-Tüpfelchen war das anschließende Lob von Joshua Kimmich, der in den Katakomben vom "besten Spiel" des Österreichers sprach.

Ausgerechnet, ist man gewillt zu sagen. Schließlich muss sich Kimmich seit Wochen mit seiner Rolle auf der rechten Abwehrseite zufriedengeben, während Laimer an der Seite Leon Goretzkas im Mittelfeld inzwischen gesetzt ist.

Bayern München - Figure 2
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Auch Leroy Sanés Leistung ist hervorzuheben, der mit seinem Treffer zum 1:1 nach toller Einzelaktion die Wende einleitete und schon beinahe an Arjen Robbens Kunststücke beim Finaleinzug im Jahr 2010 erinnerte. Der Nationalspieler hatte sich nach einer guten, aber ausbaufähigen ersten Hälfte als einziger Startspieler in der Pause auf dem Rasen warm gehalten und spielte einige druckvolle Pässe mit einem Assistenztrainer.

FC Bayern München: Thomas Tuchel beweist gutes Händchen

Betont werden muss auch, dass Tuchels Einwechslung von Raphaël Guerreiro für Goretzka zum Seitenwechsel voll aufging. Durch die Hereinnahme des Portugiesen war die nach der Anfangsphase verlorene Ballsicherheit wieder schlagartig zurückgekehrt. Die linke Seite mit Noussair Mazraoui, Jamal Musiala und Harry Kane, der mehrfach abkippte, bereitete Real ordentlich Probleme.

Somit sollte sich auch die erneute Entscheidung gegen Alphonso Davies und für Mazraoui vollends bezahlt machen. Der Marokkaner glänzte sowohl defensiv als auch offensiv auf ungewohnter Position.

Ankreiden lassen muss sich Tuchel höchstens, dass er Serge Gnabry erst zur 80. Minute einwechselte. Im Vorfeld hatte er gleich dreimal von seinem Traum erzählt, in dem der Außenstürmer ein Tor erzielen wird und baute auf diesen somit auch einen gewissen Druck auf. Insbesondere Thomas Müller hatte sich für eine frühere Auswechslung beworben.

Doch Tuchel darf sich letztlich dennoch auf die eigene, belastete Schulter klopfen. Wäre hätte nach dieser Saison schließlich damit gerechnet, dass diese Bayern die Madrilenen an den Rande ihrer dritten Saison-Niederlage bringen. Geschweige denn überhaupt gute Chancen auf ein Champions-League-Finale haben.

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Min-Jae Kim sollte kein großes Spiel mehr für den FC Bayern München machen

"Da ist er zu gierig", kritisierte Tuchel seinen Wunschtransfer Kim für dessen Patzer beim 0:1. Der Südkoreaner traf - mal wieder - die falsche Entscheidung, als er vor dem Treffer viel zu weit herausrückte und Vinícius Júnior ein Eins-gegen-Eins gegen Manuel Neuer zu ermöglichen.

Zur ganzen Wahrheit gehört sicher auch, dass die Restverteidigung in der Szene nicht stimmte und Neuer versäumte, das Tor zumindest ein bisschen zu verkleinern. Dennoch kann das nicht der Anspruch eines Innenverteidigers sein, der mit großen Vorschusslorbeeren für 50 Millionen Euro vom italienischen Meister SSC Neapel an die Säbener Straße gewechselt ist.

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Zumal Kim auch noch den Elfmeter zum 2:2 mit einem ungestümen und zugleich unnötigen Tackling gegen Rodrygo verschuldete. Ohnehin zeigte ihm Reals brasilianisches Offensiv-Duo mehrfach die Grenzen auf.

Kim wirkt überspielt - und das nicht erst seit kurzer Zeit. Schon bei seiner Ankunft war er nach dem Militärdienst für sein Land nicht immer der gewünschte Rückhalt in Bayerns Abwehr, seine Abstellung beim Asien-Cup setzte nochmal einen drauf.

Eric Dier bezeichnend für die Probleme des FC Bayern München

Der 27-Jährige besitzt keinerlei Aktien, auch beim Rückspiel in der Startelf zu stehen. Vorausgesetzt, Matthijs de Ligt, der nicht einmal im Kader stand, erreicht die notwendige Fitness. In Dayot Upamecano, dessen Saison ebenfalls von vielen haarsträubenden Fehlern geprägt ist, steht ein weiterer Innenverteidiger zur Verfügung.

Bezeichnend für die Situation in Bayerns Abwehrzentrale ist die Rolle von Eric Dier, der in der Hinrunde bei Tottenham Hotspur nicht von ungefähr kaum Minuten gesehen hatte und seit Wochen der stabilste Verteidiger ist. Ebenfalls bitter, dass Benjamin Pavard sich die Partie im Stadion ansah.

Der frischgebackene Meister mit Inter Mailand in der Serie A hatte auch das Weite gesucht, weil er nie wirklich das Vertrauen in der Innenverteidigung bekommen hatte und meist auf der rechten Abwehrseite eingesetzt wurde. Beide Positionen waren (sind) im Verlauf der Saison eine große Baustelle bei den Münchnern.

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Warum Real Madrid ein Vorbild für den FC Bayern München sein muss

Zu allem Überfluss stellte Real Madrid eindrucksvoll unter Beweis, was der FC Bayern in den vergangenen Jahren in Sachen Kaderzusammenstellung und Transfers falsch gemacht hat.

Der viel zitierte Umbruch hat bei den Königlichen längst stattgefunden. Nach einer im Rückblick mehr als durchwachsenen Transferperiode in der Saison 2019/20 mit den Verpflichtungen von Eden Hazard (115 Millionen Euro) oder Luka Jovic (63 Mio. Euro) haben sich die Los Blancos in der Folge punktuell verstärkt und ausnahmslos richtige Entscheidungen getroffen. Längst werden nicht mehr nur fertige Weltstars verpflichtet.

Zu nennen sind vor allen Dingen die Transfers von Eduardo Camavinga, Aurélien Tchouaméni, Antonio Rüdiger und Jude Bellingham. Sie alle führten zu einem weichen und sauberen Übergang, sodass es kaum Sorgen bei den bevorstehenden Abgängen der alternden Stars wie Luka Modric gibt.

Zwar geben die Madrilenen auch weiterhin regelmäßig utopische Summen für Spieler aus, die in München in dieser Häufigkeit sicher nicht aufgerufen werden können, jedoch wird das Geld auch sinnvoll für einen hohen Standard an Qualität ausgegeben. Zudem liefern die Altgedienten um Toni Kroos weiterhin ab und sorgen für die perfekte Symbiose.

FC Bayern München: Eine schwierige Transferperiode nach der nächsten

Die Bayern hangeln sich derweil nunmehr seit mehreren Jahren von einer schwierigen Transferperiode zur nächsten und sehen sich im Winter obendrein dazu gezwungen, verhältnismäßig viel Geld für Spieler auszugeben, die im Sommer zuvor nicht einmal Thema waren. Wie zum Beispiel ein Bryan Zaragoza oder Sacha Boey, die aus verschiedenen Gründen aktuell überhaupt nichts beisteuern konnten.

Dazu kommt beim Team von Trainer Carlo Ancelotti eine Selbstverständlichkeit hinzu, von der in München seit dem Corona-Triple nichts mehr zu sehen ist. Letztlich reichten Real zwei bis drei gefährliche Szenen, um ein Unentschieden mitzunehmen und letztlich sogar auf mehr von Tuchels geliebten Expected Goals (1,9:1,58) zu kommen.

Selbst wenn die Bayern weiterkommen, können sich Eberl, Freund und Co. an dem neu erfundenen Real ein Vorbild nehmen.

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