Glyphosatpreis sinkt: Bayer-Aktie fällt nach schwachen Zahlen deutlich

Deutlich gesunkene Preise für das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat und ein schwaches Geschäft in China haben dem Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer den Jahresbeginn verhagelt. Auch wenn im Jahresverlauf sich die anderen Geschäfte stabilisieren sollen, rechnet der Dax-Konzern im Agrargeschäft mit fortgesetzten Belastungen durch sinkende Glyphpsatpreise. „Insgesamt rechnen wir mit einer Zielerreichung im unteren Korridor unserer Prognose“, sagte Werner Baumann zu seiner letzten Vorlage der Quartalszahlen als Vorstandsvorsitzender von Bayer.

Für 2023 hat der Leverkusener Konzern einen bereinigten Gewinn (Ebitda vor Sondereinflüssen) zwischen 12,5 und 13 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Im Vorjahr hatte Bayer noch einen Rekordgewinn von 13,5 Milliarden Euro erzielt, der neue Vorstandsvorsitzende Bill Anderson, der Baumanns Amt im Juni übernimmt, muss also sehr wahrscheinlich einen deutlich sinkenden Gewinn vermelden.

Anleger enttäuscht

Die Anleger straften die Quartalszahlen, in dem sie verkauften: Der Aktienkurs lag im Tagesverlauf am Donnerstag rund 6 Prozent im Minus und gehörte damit zu den schwächsten Werten im Dax. Obwohl Bayer schon zur Jahresbilanz und auch der Hauptversammlung auf eine Normalisierung der Glyphosat-Preise hingewiesen hatte, waren die Erwartungen vieler Analysten an Umsatz und Gewinn höher ausgefallen. Auch die pessimistische Prognose belastete den Kurs. Gleichzeitig war das Papier durch die Ankündigung des Vorstandswechsels zuletzt auch eher im Aufwind, seit Jahresanfang hat der Aktienkurs mehr als 10 Prozent gewonnen.

Im vergangenen Jahr war das Agrargeschäft aufgrund stark gestiegener Preise von Glyphosat der Gewinntreiber des Konzerns gewesen, jetzt zeigen die Preise in die andere Richtung. So verbuchte Bayer im ersten Quartal bei den Herbiziden einen Umsatzrückgang von fast einem Viertel, auch der Absatz ging zurück. Maissaatgut hingegen wurde stark nachgefragt, das Geschäft wuchs währungs- und portfoliobereinigt um 15,8 Prozent. Glyphosat ausgeklammert wuchs der Umsatz um 8 Prozent, allerdings hat das Produkt eine so große Bedeutung für Bayer, dass sich der Umsatz der Agrarsparte um 1,1 Prozent auf rund 8,4 Milliarden Euro reduzierte. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen sank um 11 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro, was auch an gestiegenen Herstellungskosten lag.

Weiterhin hohe Rechtskosten

Im ersten Quartal hat Bayer zudem abermals viel Geld dafür ausgegeben, sich Rechtsstreitigkeiten zu entledigen: Für Verfahren zu den Unkrautvernichtungsmitteln Glyphosat und Dicamba und vor allem alten Klagen zu PCB zahlte Bayer 1,5 Milliarden Euro, die Produkte hatte sich der Konzern durch die milliardenschwere Übernahme des amerikanischen Saatgutkonzerns Monsanto ins Portfolio geholt. Dafür hatte Bayer allerdings schon Rückstellungen gebildet.

Das Pharmageschäft in den ersten drei Monaten litt unter sogenannten Tenderverfahren in China, Hersteller müssen dabei an Ausschreibungen teilnehmen, während sich auf der anderen Seite Kommunen und Städte zusammentun, um Rabatte auszuhandeln. Das drückte vor allem die Erlöse des Gerinnungshemmers Xarelto und des Herzmedikaments Adalat. Auch Pandemieeinschränkungen in dem für Bayer wichtigen Land belasteten das Geschäft. Die Neueinführungen entwickelten sich zwar gut, konnten die Einbußen der etablierten Arzneien aber nicht auffangen: Der Umsatz mit rezeptpflichtigen Medikamenten ging um 3,1 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro zurück, das Ebitda vor Sonderflüssen fiel gar um ein Fünftel auf 1,1 Milliarden Euro.

Auf Konzernebene erlöste Bayer 14,4 Milliarden Euro, das operative Ergebnis fiel um 14,9 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis sank um ein Drittel auf 2,2 Milliarden Euro.

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