„Schwarzer Tag“: Andreas Babler erreicht nur Platz 3 für die SPÖ

10 Stunden vor

Eines kann man Andreas Babler schwerlich vorhalten: Dass er im Wahlkampf nicht alles gegeben hat. Bis zuletzt war der Bürgermeister von Traiskirchen unterwegs, um für sich als Bundeskanzler zu werben. Und auch beim offiziellen Wahlkampfabschluss am Wiener Viktor-Adler-Markt tat der neue Vorsitzende, was er in Dutzenden Auftritten gemacht hat: Er redete sich in einen Furor und erinnerte an die Kern-Themen, für die er politisch steht: für Kinderrechte, für die Gleichstellung von Mann und Frau, für sichere Pensionen und dafür, dass Vermögens- und Reichensteuern kommen.

Babler - Figure 1
Foto kurier.at

„Ich glaube, ich habe geliefert!“, schmettert Babler am Samstag  in die Runde. 

Dem war offenbar nicht so. 

Schon am frühen Sonntagabend war klar: Andreas Babler kommt über den dritten Platz nicht hinaus, es ist das erste Mal in der Zweiten Republik, dass die Sozialdemokratie derart schlecht abschneidet. Fraglich war bloß, ob Babler  das bis dahin historisch schlechteste Wahlergebnis von Vorgängerin Pamela Rendi-Wagner unterbieten würde, die 2019 nur 21,2 Prozent geschafft hatte. 

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„Das ist ein rabenschwarzer Tag für die Demokratie“, sagte die stellvertretende SPÖ-Klubchefin Julia Herr zum KURIER. Alle Warnungen vor Schwarz-Blau hätten nicht gefruchtet; doch man stehe für Gespräche über eine Regierung ohne FPÖ-Beteiligung weiter zur Verfügung. Und: Andreas Babler bleibe natürlich Parteichef.

Konflikte

Der Trend in den Umfragen hatte zuletzt schon eine  fallende Tendenz gezeigt. Während Babler selbst dies einer überkritischen Berichterstattung und der Macht „mancher Medienkonzerne“ zuschreibt, sind es wohl auch die nach außen getragenen Internas und Konflikte, die am Image der SPÖ kratzten. 

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Babler ist erst seit etwas mehr als einem Jahr Bundesparteivorsitzender. Und seine Wahl war von Flügelkämpfen und der mittlerweile legendären Auszählungspanne (Details siehe hier) überschattet, die auf vielen Ebenen, inhaltlich wie persönlich, bis heute nachhallen.

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Enttäuschung bei der ÖVP: Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Finanzminister Magnus Brunner bei der Wahlparty in Wien

Ernüchterung bei der ÖVP. Im Bild: Außenminister Alexander Schallenberg 

© REUTERS/Leonhard Foeger

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Ein historischer Tag für die FPÖ: Die Partei fuhr ihr bislang bestes Ergebnis ein. Im Bild: Christian Hafenecker und Michael Schnedlitz

Ihr historisches Wahlergebnis von 2019 konnten die Grünen - wie prognostiziert - nicht wiederholen. Die erste Foresight-Hochrechnung nahm man gelassen. Im Bild: Sozialminister Johannes Rauch und Stadträtin Judith Pühringer

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Nach den ersten Hochrechnungen liegen die Neos bei 8,8 Prozent. Im Bild: Generalsekretär Douglas Hoyos, der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr und Fraktionsführerin Stefanie Krisper

© REUTERS/Elisabeth Mandl

Lange Gesichter bei der SPÖ: Die Partei fährt ihr historisch schlechtestes Ergebnis ein - was bedeutet das für Parteichef Andreas Babler?

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SPÖ-Geschäftsführer Klaus Seltenheim

Nationalratsabgeordnete Meri Disoski, Sozialminister Johannes Rauch und Stadträtin Judith Pühringer 

Den Neos gelang ein leichtes Plus im Vergleich zu 2019. Wie geht es nun weiter? Für ein Selfie posieren Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr und Nationalratsabgeordneter Sepp Schellhorn

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Norbert Hofer und Burgenlands FPÖ-Chef Alexander Petschnig nach der ersten Hochrechnung in Eisenstadt 

Wahlsieger Herbert Kickl (FPÖ) und Bundeskanzler Karl Nehammer am Sonntag in der Wahlzentrale im Parlament in Wien

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Werden wohl keine Koalitionspartner: Herbert Kickl (FPÖ) und Andreas Babler (SPÖ)

Der große Zuwachs blieb aus. Könnten die Neos trotzdem erstmals in eine Bundesregierung einziehen?

Lange Gesichter: Andreas Babler (SPÖ) und Werner Kogler (Grüne)

Babler - Figure 10
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Beate Meinl-Reisinger (Neos), Karl Nehammer (ÖVP), Moderatorin Simone Stribl, Andreas Babler (SPÖ) und Werner Kogler (Grüne) am Sonntag in der Wahlzentrale im Parlament in Wien

Babler hat die SPÖ-Führung auf einen klar linken bis linkspopulistischen Kurs getrimmt, der sich unter anderem durch die Forderung von Vermögens- und Erbschaftssteuern und einer scharfen Abgrenzung von der FPÖ auszeichnet. 

Babler - Figure 11
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Dieser Kurs war von Beginn an nicht unumstritten - und wurde mit Platz 3 bei der EU-Wahl im Juni von der Wählerschaft nicht unbedingt belohnt.

Die inhaltliche Ausrichtung war es auch, die ausgerechnet im Wahlkampf intern für Kritik sorgte.

Keine Geringere als die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures hielt schriftlich fest, dass sich die SPÖ angesichts der vielen, finanziell kostspieligen Forderungen möglicherweise den Vorwurf der „Unernsthaftigkeit“ gefallen lassen müsse - ein deutlicher Schlag gegen Bablers Ausrichtung.

Babler - Figure 12
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Und dann gab es auch noch die „Lügenaffäre“ um SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger. Sie hatte insofern Relevanz, als Bablers Macht als Parteichef gefragt war - und hinterfragt wurde.

Und dabei wäre die Themenlage  für die SPÖ durchaus von Vorteil: Die Teuerungskrise, die zu hohen finanziellen Belastungen bei der Bevölkerung gesorgt hat, würde der Sozialdemokratie ebenso in die Hände spielen wie missliche Zustände im Gesundheitssystem und bei Arzt-Terminen. Noch immer steht die SPÖ für die Themen Pensionen, Gesundheit und Gerechtigkeit. 

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Dem steht allerdings eine bis heute schwer zu vermittelnde Positionierung bei der Migrations- und Asylfrage gegenüber. Und dieses ausnehmend emotionale Thema ist offenkundig auch das, welches den Höhenflug der Freiheitlichen begünstigt. 

Die inhaltliche Positionierung der SPÖ macht es nun auch schwer bei allfälligen Koalitionsgesprächen:

Mit Herbert Kickl und den Freiheitlichen schließt Andreas Babler eine Zusammenarbeit kategorisch aus; ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer attestiert er eine „ideologische Verbissenheit“. Damit ist unter anderem gemeint, dass Nehammer neue Abgaben und insbesondere Vermögens- und Erbschaftssteuern de facto ausschließt, während Babler dies als zentrale Maßnahme für die Finanzierung und Verbesserung des Sozialstaates sieht. 

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Und selbst wenn die SPÖ an einer Dreier-Koalition partizipieren würde, stellen hier insbesondere die Andreas Babler durchaus wichtigen Vermögenssteuern ein veritables Hindernis dar. Denn neben den Neos, die sich grundsätzlich für eine Koalition gegen die FPÖ stark machen und Lust aufs Regieren vermittlen, ist auch die ÖVP so überhaupt nicht für neue Abgaben und schon gar nicht für Vermögenssteuern zu haben. 

Wahlparty im Volkskundemuseum

Im Volkskundemuseum Wien in der Laudongasse wird die SPÖ den Wahlabend verbringen. Wir berichten durchgehend von der Veranstaltung.

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