Nova Rock mit einer nostalgischen Avril Lavigne, politischen ...

16 Jun 2024

Mit allerhand Subgenres der Rockmusik fuhr das Festival am Wochenende in Nickelsdorf auf. Man wurde nostalgisch, politisch und gegen Ende unerwartet nass.

Avril Lavigne - Figure 1
Foto DiePresse.com

Haben Sie schon gehört, dass die kanadische Singer-Songwriterin Avril Lavigne womöglich gar nicht mehr unter uns weilt? Eine Doppelgängerin namens Melissa Vandella hätte ihren Platz eingenommen, schon um 2003. Die Verschwörung war unlängst wieder Thema im Netz. Am Samstag hat sie die pannonische Wüste bespielt. Und, was soll man sagen: Versäumte Höhen und manch verspäteter Einsatz haben einen tatsächlich zweifeln lassen. Auch ist sie mehrmalig von der Bühne gerannt. Weiß Gott wieso. Schnell wurde spekuliert: Outfit-Wechsel? Drogen? Magen-Darm? Ersteres war es jedenfalls nicht, knapp anderthalb Stunden ist sie in derselben „Punk Girl“-Manier wie in den Nullerjahren ein bisserl flügellahm umhergehüpft. Den Hit „Here’s to Never Growing Up“ hat man ihr trotzdem, oder gerade deshalb, abgenommen.

Als Kind der Neunziger – solche waren viele da – würde man gern anderes berichten können. Weil Avril „motherfucking princess“ Lavigne es war, die Pop-Rock für Frauen und Mädchen zugänglicher gemacht hat, mit nur 18 Jahren (heute ist sie 39), im Debüt-Album „Let Go“. Das hat auch ihren Auftritt in Nickelsdorf geprägt: So gefühlvoll und textsicher mitgeschrien wurde vordem nur bei „Ein Kompliment“ von Sportfreunde Stiller. Was schön war.

Peter Brugger, Sänger ebenjener deutschen Gruppe, hat sich während seines Auftritts kurz der politischen Rede bedient, was zwischen all den floskelhaften Bühnensagern („Let‘s get crazy“, „Are you ready, Nova Rock?“) der anderen zumindest eine Abwechslung war. Er verstehe nicht, warum FPÖ und AfD auf so viele Stimmen kommen konnten. Dagegen müsse man ankämpfen, miteinander reden, „wir gemeinsam“. Das hat nicht allen geschmeckt. Gut die Hälfte hat gejubelt, zwischendrin genervter Gestus („Jetzt wiad der a no politisch“). Dann der Song „Du bist eine Bank“, mit der flagranten Catchphrase „Nazis fuck off“. Dabei hat sich Brugger mitten unters Publikum gemischt – und es wieder vereinen können, mit seinem Charisma. Oder weil sich dann doch wohl die wenigsten bei „Nazi“ angesprochen fühlen.

Sum 41 will aufhören. Wirklich?  APA/EVA MANHART

Ihr Programm haben die „Sportis“ als Nova-Rock-Stammgäste wie immer bravourös runtergespielt. Sie waren es übrigens, denen es gelang, ein paar mehr Camper aus ihren Zelten zu locken. Davor bei Granada war es vor der blauen Bühne noch vergleichsweise leer, das ganze Festival recht verschlafen. Verpasst hatte man da aber eh noch nichts. Wirklich voll war es erst bei Sum 41: Ehrlicher Punkrock aus Kanada, den Genrefremde aus dem Film „American Pie“ oder der Serie „Malcolm mittendrin“ kennen. Im März kam ihre letzte Platte heraus – man will aufhören. Ob man nach drei Dekaden nicht genug von ihnen hätte, hat Sänger Deryck Whibley gefragt. Buh-Rufe. „I appreciate your booing“, kam da von Whibley, übrigens Ex-Mann von Lavigne. Ob sie wirklich aufhören, wird man sehen.

Es gibt kein „Nova“ ohne Gatsch

Bei Måneskin geht es derweil so richtig los. Das dritte Mal waren sie heuer am Nova Rock. Beim ersten Mal hatten sie zu Mittag gespielt, vor einer Handvoll Leuten, erzählt Sänger Damiano David. Nur drei Jahre später gibt man den Headliner und macht das gut, auch noch im strömenden Regen. Ja, Måneskin mag die erste Band seit Abba sein, die ihren Songcontest-Erfolg in eine internationale Karriere umzumünzen wusste. Manch einer schreibt ihnen gar die Reanimation des Rock zu. Auf jeden Fall gelungen ist der Export von Italo-Pop-Rock.

Und live klingt das Ganze noch einmal besser als aus der Büchse. Jedes der vier Band-Mitglieder hat wahrlich Star-Appeal: Ethan Torchio am Schlagzeug, Thomas Raggi an der Gitarre und Victoria De Angelis am Bass. Die beiden letzteren werden am Ende des Abends mindestens drei Mal im Sturzregen soliert haben. „We‘re so hot, we make the sky wet“, hat Sänger David ganz richtig gesagt. Viele haben sich trotzdem aufgemacht, ins Zelt oder Auto. Auch bei Alice Cooper, zeitgleich auf der „Red Stage“, war es da schon halbleer. So kam das „Nova“ doch noch zu seinem Gatsch.

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