US-Waffenlieferung: Wozu braucht die Ukraine ATACMS-Raketen?
Wurden heimlich von den USA an die Ukraine geliefert: ATACMS-Raketen.
Quelle: imago images
Die USA haben die Lieferung von ATACMS-Raketen an die Ukraine bestätigt. Was über die Waffe bekannt ist, was sie von Taurus unterscheidet - und warum sie für Kiew wichtig ist.
Was ist ATACMS?
Beim Army Tactical Missile System - abgekürzt ATACMS - handelt es sich um eine Kurzstreckenrakete mit einer Reichweite bis zu 300 Kilometer. Sie wird mit Streumunition bestückt, die sich beim Abfeuern in der Luft öffnet und Hunderte sogenannter Bomblets statt eines großen einzelnen Sprengkopfes freisetzt. ATACMS werden vom Boden zu Zielen am Boden abgefeuert und sollen dabei besonders präzise treffen. Neuere Modelle sind lenkungsfähig, ältere nicht.
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Hersteller Lockheed Martin beschreibt die Vorteile der Waffe auf seiner Webseite wie folgt: "Das Army Tactical Missile System (ATACMS) ist ein konventionelles Boden-Boden-Artilleriewaffensystem, das in der Lage ist, Ziele zu bekämpfen, die weit über die Reichweite der vorhandenen Kanonen, Raketen und anderen Flugkörper der Armee hinausgehen."
ATACMS-Raketen werden von den Plattformen HIMARS und MLRS M270 abgefeuert.
Lockheed Martin über ATACMS
Was ist der Unterschied zur vorherigen ATACMS-Lieferung?
Die USA hatten der Ukraine erstmals im vergangenen Jahr ATACMS-Raketen geliefert - damals noch mit einer Reichweite von 165 Kilometern. Der Lieferung aus den USA folgte nach anfänglichem Zögern. Grund dafür war die Sorge, dass damit auch Ziele in Russland angegriffen werden könnten. Kiew bekräftigt immer wieder, das nicht tun zu wollen.
Warum wollen die Ukrainer ATACMS?
Die ukrainische Seite hofft, dass die ATACMS-Raketen mit größerer Reichweite es ihr ermöglichen, russische Ziele in der gesamten Tiefe des besetzten ukrainischen Territoriums, einschließlich der Krim, anzugreifen. Kiew setzt auf die Waffe, um damit militärische und logistische Ziele im Hinterland der Front treffen können und so den Nachschub der russischen Besatzungstruppen speziell im Süden zu stören.
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Der Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, sagte über die ATACMS: "Sie werden viel bewegen." Gleichzeitig machte er deutlich, dass es keine "Wunderwaffe" im Krieg zwischen Russland und der Ukraine gebe.
Was ist der Unterschied zum deutschen Taurus?
Wegen ihrer Reichweite werden ATACMS-Raketen oft mit den deutschen Taurus-Marschflugkörpern verglichen, welche Kiew ebenfalls fordert. Das Taurus-System ist für die Zerstörung von Bunkern und geschützten Gefechtsständen in bis zu 500 Kilometern Entfernung geeignet.
Zu den Waffen mit Reichweite über Hunderte Kilometer zählen neben ATACMS und Taurus auch die Marschflugkörper Storm Shadow und Scalp, die Kiew aus Großbritannien und Frankreich bekommen hat.
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Wird Deutschland jetzt Taurus liefern?
Trotz der ATACMS-Lieferung der USA bekräftigt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) seine Taurus-Absage. Was die Marschflugkörper der Bundeswehr mit einer Reichweite von 500 Kilometern angehe, "wird sich meine Entscheidung nicht ändern", sagte Scholz am Mittwoch auf einer Pressekonferenz mit dem britischen Premierminister Rishi Sunak in Berlin. "Meine Entscheidung ist sehr klar, was das eine Waffensystem betrifft", sagte er mit Blick auf Taurus.
Meine Entscheidung ist aber auch klar, dass wir weiter der größte Unterstützer der Ukraine in Europa sein werden, dass wir weiter mit Großbritannien die beiden sein werden, die das meiste tun.
Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler
Warum hat Scholz Bedenken beim Taurus?
Scholz begründete sein Nein bisher vor allem damit, dass eine Zielkontrolle, um den Einsatz von Taurus gegen russisches Territorium auszuschließen, nur mithilfe von Bundeswehrsoldaten möglich sein könnte; damit könnte Deutschland aber zur direkten Kriegspartei werden.
Wie Experten Scholz' Taurus-Absage bewerten, lesen Sie hier:
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von J. Schneider, K. Belousova, O. Klein
Einem Bericht von "t-online" zufolge könnte es jedoch noch weitere Gründe für die Absage geben. Unter Berufung auf eine "mit dem Vorgang vertraute Person" berichtete die Nachrichtenwebsite im März über eine Sondersitzung des Verteidigungsausschusses.
Dort soll Generalinspekteur Carsten Breuer das technische und operative Verfahren zur Taurus-Zielsteuerung erläutert haben. Es gehe um hohe und komplexe Datenmengen, die offenbar von speziellen technischen Systemen aufbereitet werden müssen. Diese technischen Anlagen allerdings gebe es demnach nur in begrenztem Maße.
Würden diese an die Ukraine mitgeliefert, stünden sie der Bundeswehr nicht mehr zur Verfügung, könnten also die eigene Verteidigungsfähigkeit nachhaltig schwächen, sagte Breuer demnach.
Die Debatte um eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern in die Ukraine wird weiter angeheizt. Offenbar wurden geheime Details zur deutschen Verteidigungsfähigkeit geleakt. 16.03.2024 | 1:41 min
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Quelle: AP, dpa, AFP