Zaubertor! Güler-Hype erreicht neue Sphären

14 Tage vor

Arda Güler trägt die Hoffnung einer ganzen Nation auf seinen Schultern. Der Austragungsort des türkischen EM-Auftakts ist zusätzlich speziell. Am Dienstag erfüllte das Supertalent alle Erwartungen.

Arda Güler - Figure 1
Foto SPORT1

Als Arda Güler in der 65. Minute Maß nahm, brachen unter den türkischen Zuschauer im Dortmunder EM-Stadion alle Dämme. Der Teenager beförderte den Ball aus 25 Metern in den linken Winkel zum 2:1 der Türken gegen Georgien - ein echtes Zaubertor!

Damit dürfte der Hype um das 19 Jahre alte Talent neue Sphären erreichen, zumal das Tor den späteren 3:1-Sieg einleitete.

„Hier zeigt er auf den Punkt, zu was er imstande ist. Das ist schon Wahnsinn für den Jungen, dass dies auf so einer Bühne klappt“, schwärmte Michael Ballack bei Magenta-TV.

Arda Güler nach seinem Sensationstor

Auf X gab es nach dem Treffer zahlreiche Reaktionen. „Einfach nur wow“, schrieb beispielsweise Transfer-Experte Fabrizio Romano. Von einem „Wunder-Tor“ war ebenfalls die Rede, einige User schrieben schlicht: „Was zur Hölle!“

Güler verdrängt Ronaldo

Güler trug sich nebenbei in die Rekordbücher ein und verdrängt niemand Geringeren als Cristiano Ronaldo. Der Youngster ist mit seinen 19 Jahren nun der jüngste Spieler der EM, dem bei seinem Debüt ein Treffer gelang.

Schon als Güler am frühen Dienstagabend den Rasen betreten hatte, schaute das Ruhrgebiet nicht nur aus geografischen Gründen ganz genau hin. Zwei Millionen Türken, beziehungsweise Deutsch-Türken leben dort, was die spanische Sportzeitung AS mal eben zu der Headline „Arda Güler spaltet Deutschland“ veranlasste.

Journalist Aritz Gabilondo, Autor des Textes, befragte sogar Inhaber von Döner-Läden im EM-Austragungsland. „Wir drücken Deutschland und der Türkei die Daumen“, wird Huseyin Celik zitiert: „Unser türkischer Lieblingsspieler? Da gibt es keinen Zweifel: Arda Güler. Unser großer Wunsch ist zu sehen, wozu er bei der EM fähig ist“.

Güler-Hype erreicht Ausnahmezustand

Der Druck auf Real Madrids Jungstar vor dem Auftakt der Türkei gegen Georgien war enorm. Nicht nur wegen der Erwartungshaltung der glühenden Fußball-Anhänger am Bosporus und weit darüber hinaus, sondern auch durch den Fokus hierzulande angesichts von gut drei Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund, davon rund die Hälfte mit türkischer Staatsangehörigkeit (2023: 1,54 Millionen).

Arda Güler - Figure 2
Foto SPORT1

Was nun aber neu dazuzukommen scheint, ist der Umstand, dass anders als bei früheren Stars wie den Brüdern Hamit und Halil Altintop, Nuri Sahin oder Hakan Calhanoglu der Hype um Güler einem Ausnahmezustand gleicht.

Das hat mehrere Gründe - zum einen sportliche: „Das ganze Land steht hinter ihm, weil es in den Augen der Leute einer von ihnen an die Spitze geschafft hat. Es ist eher selten, dass ein Spieler die türkischen Fans zusammenbringt, die unterschiedliche Vereine unterstützen“, sagte bei Transfermarkt.de Lara Karacan, Lead of Content bei Transfermarkt Türkei.

Und fügte an: „Die türkischen Fans waren völlig elektrisiert. Arda wurde schon bei Fenerbahce extrem gehypt, aber mit dem Real-Wechsel hat es noch größere Ausmaße angenommen.“ Vor allem in den sozialen Medien, wo alle Leistungsdaten rauf- und runterdiskutiert werden.

Real Madrid sichert sich Supertalent

Von Gülers Ausbildungsklub in Istanbul, wo er bereits als 16-Jähriger zum Profi reifte, war der offensive Mittelfelfmann im Vorjahr für eine kolportierte Ablösesumme von 20 Millionen Euro zu den Königlichen gewechselt, nachdem viele Topklubs wie unter anderem der FC Barcelona und AC Mailand um den Linksfuß gebuhlt hatten.

Er sei „technisch gerade auf engem Raum wirklich herausragend“, meinte seinerzeit auch Toni Kroos als bisheriger Teamkollege in Madrid in seinem Podcast „Einfach mal Luppen“.

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Gülers angestammte Rolle ist dabei auf der Zehner-Position, er kann aber auch auf dem rechten Flügel agieren wie in der Nationalelf unter Trainer Vincenzo Montella bei der misslungenen Generalprobe gegen Polen (1:2).

Ein Talent, das nur alle hundert Jahre vorkommt

Doch warum sonst liegt Güler das ganze Heimatland zu Füßen und obendrein auch noch ein offenbar nicht unbeträchtlicher Teil der Bevölkerung in der Bundesrepublik?

„Arda wird gemocht, weil er trotz seines großen Talents und dem Hype um seine Person bodenständig und geerdet ist“, sagt Transfermarkt-Expertin Karacan, für die der Hochveranlagte ein Talent ist, „das in der Türkei nur alle hundert Jahre vorkommt.“

Güler halte „dem Druck stand, wie er bei Fenerbahce, Real und im Nationalteam bewiesen hat. Genau daran sind viele Talente, die als ‚türkische Messis‘ bezeichnet wurden, gescheitert.“

Damit nicht genug: Dass sich „die Leute etwas mehr verbunden zu ihm fühlen“ als es beispielsweise bei anderen türkischen Juwelen der Fall ist wie bei dem früheren FC-Bayern-Akteur Kenan Yıldız, inzwischen 19 Jahre alt und bei Juventus Turin gelandet, läge eben gerade daran, „dass Arda aus der Türkei und Yıldız aus Deutschland stammt.“

Güler habe „das Fußballspielen in der Türkei gelernt und er ist von dort zu Real Madrid gewechselt“ - was augenscheinlich eine neue Dimension von Identifikation eröffnet hat.

Dass der Vielgepriesene bei Real den ganz großen Durchbruch bislang noch schuldig geblieben ist, spielt hierfür bemerkenswerterweise keine allzu große Rolle.

Bisher stehen in Spaniens Hauptstadt bloß 440 Minuten verteilt auf zwölf Einsätze zu Buche, ehe der Youngster verletzungsbedingt mehr oder weniger die gesamte Hinrunde sausen lassen musste.

Real-Coach Ancelotti lobt Güler

Zuletzt ließ er im Meisterschaftskampf dann aber doch seine Klasse aufblitzen, feierte sechs Tore und war in den letzten LaLiga-Duellen sogar Stammkraft.

„Er hat nicht die Minuten bekommen, die er verdient hätte, aber mit seiner guten Einstellung, seiner Art zu arbeiten und seiner Entschlossenheit kann er jederzeit spielen“, lobte Real-Trainer Carlo Ancelotti im April.

Kurios: Güler (“„Ich will eine Legende dieses Klubs werden“) ist der erste Champions-League-Sieger aus der Türkei, ohne dabei eine einzige Minute in der Königsklasse gespielt zu haben. Das soll auf der großen EM-Bühne in Deutschland nun ganz anders werden.

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