Fehlende Namenskenntnisse – ARD-Kommentator Bartels reagiert auf Kritik

27 Jul 2024

Olympia Tom Bartels

„Wir hockten da vier Stunden unter einer Plane und haben kaum etwas erkannt“

Stand: 13:33 Uhr | Lesedauer: 3 Minuten

ARD - Figure 1
Foto DIE WELT

„Es war die außergewöhnlichste Eröffnungsfeier in der Geschichte von Olympia“

Mit einer spektakulären Show wurden die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris eröffnet: „Es gab die ganz, ganz großen Momente: Céline Dion auf dem Eiffelturm, das war Pathos pur“, so WELT-Reporter Christian Beilfuß.

Quelle: WELT TV

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Wer entzündete das olympische Feuer? Diese Frage schien sich kurzzeitig auch Tom Bartels zu stellen. Bei der Eröffnungsfeier wirkte der ARD-Kommentator mehrmals unsicher. Nun äußert sich Bartels und spricht über die widrigen Arbeitsbedingungen.

Nach der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele am Freitagabend in Paris stand vor allem ein Mann in der Kritik: ARD-Kommentator Tom Bartels. In den sozialen Medien wurde dem 58-Jährigen vorgeworfen, zu oft über das Wetter gesprochen und Ex-Leichtathletin Marie-José Pérec, die mit Judoka Teddy Riner das olympische Feuer entzündete, nicht erkannt zu haben.

Sein Satz „Who‘s this girl?“, zu Deutsch: „Wer ist das Mädchen?“, den er wiederholt Mitarbeitern auf der Tribüne zurief, der aber auch im Fernsehen zu hören war, ging viral. In der Tat war das Wetter unterirdisch, es regnete in Strömen. Die Arbeitsbedingungen der Journalisten, also auch die von Bartels, waren katastrophal. Es gab kein Dach, die Arbeitsplätze schwammen förmlich weg und auch der ARD-Mann sah im Grunde nur die TV-Bilder. Zum ersten Mal fand die Eröffnungsfeier nämlich nicht in einem Stadion, sondern über sechs Kilometer Länge verteilt quer durch die Stadt statt.

„Das Wetter hat mir leidgetan für die Leute und die Athleten. Das hatte die geniale Feier nicht verdient“, sagte Bartels am Tag danach zu WELT. „Und da habe ich mich als Reporter in diese Menschen hineinversetzt, da sich der Regen ja über die ganze Veranstaltung zog. Ja, vielleicht habe ich zweimal zu viel übers Wetter gesprochen, aber es hat die Veranstaltung auch merklich beeinflusst.“

Tom Bartels kommentierte für die ARD die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris

Quelle: dpa/Tom Weller

Und was war mit Pérec, der dreimaligen Olympiasiegerin über 200 und 400 Meter 1992 in Barcelona und 1996 in Atlanta? Bartels: „Ich kenne sie natürlich, aber wir hockten da vier Stunden unter einer Plane und haben kaum etwas erkannt. Pérec war dann drei Sekunden von schräg hinten zu sehen und es gab, entgegen unserer Erwartungen, keine Namenseinblendungen.“

Schlechte Sicht auf Sportler

Dass sie die Flamme entzündet, damit rechnete er, aber nicht zu diesem Zeitpunkt. „Wir hatten eine alphabetisch geordnete Namensliste mit 30 Leuten. Als Pérec auftauchte, waren 15 Leute von dieser Liste noch offen. Somit war ich nicht sicher, ob sie das schon ist und jetzt das Feuer entzündet wird. Das ging auch den meisten meiner Kollegen so“, sagt er.

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Dann spielten sich lustige Szenen auf der Tribüne ab. „Der Ungar fragte den Schweden, der Schwede den Amerikaner und wo weiter. Ich ging dann zum Rumänen und erkundigte mich, ob das Nadia Comăneci auf dem Boot ist. Die kenne ich natürlich auch, aber nicht mit 62 Jahren und Mütze auf dem Kopf.“

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Das kann man nachvollziehen. Selbst bei Ex-Tennis-Star Serena Williams gibt er Probleme zu. „Eine Frau mit langen gelockten Haaren von schräg hinten, das war erst spät zu erkennen, obwohl ich hunderte Stunden Tennis mit ihr gesehen habe.“ Kurzum: „Die Organisatoren ließen uns da ganz schön im Regen stehen.“

Mit Kritik kann Bartels aber umgehen. „Ich bin 30 Jahre im Geschäft. Es gibt keine Übertragung, bei der es keine Kritik gibt. Dem einen redest du zu viel, dem anderen erklärst du zu wenig. Alle schauen, was du zu Palästina, Russland, Sicherheitslage und Doping sagst. Man kann letztlich nur seinem Gefühl vertrauen und sein Bestes geben. Das haben wir gemacht.“

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