Anton Hofreiter in KarIsruhe als Vertreter einer „Kriegspartei ...

Grüner Wahlkampf

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Anton Hofreiter spricht in Karlsruhe über Krieg und Frieden. Warum er die Zögerlichkeit des Westens kritisiert und welche Lösungen er vorschlägt.

Auf dem grünen Sofa auf dem Karlsruher Marktplatz spricht Anton Hofreiter mit seiner Bundestagskollegin Zoe Mayer über Krieg und Frieden. Foto: Peter Sandbiller

Seit 50 Minuten spricht der Grüne Bundespolitiker Anton Hofreiter auf dem Karlsruher Marktplatz über Krieg und Frieden, da platzt einem Zuhörer der Kragen: „Ihr wart mal eine Friedenspartei, jetzt seid ihr eine Kriegspartei“, schreit der Mann. Keine Waffe schaffe Frieden. Und überhaupt sei es „unerträglich“, was er da höre.

Hofreiter bleibt gelassen auf dem grünen Sofa, auf dem er an diesem Montagmittag zusammen mit seiner Karlsruher Bundestagskollegin Zoe Mayer sitzt. Mayer erzählt, dass ihr guter Freund Hofreiter morgens um 7.30 Uhr in Berlin in den Zug stieg, um am Mittag in Karlsruhe Wahlkampf zu machen. Viel Zeit bleibt dafür nicht, denn per Zug geht es nach einer Stunde weiter zum Fernsehauftritt bei „Hart, aber fair“. Das Thema dort lautet: „Kampf um Europa: Siegen die Populisten?“

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Hofreiter spricht in Karlsruhe über Sicherheit

In Karlsruhe spricht Hofreiter über die Sicherheitslage in Europa. Vor zunächst rund 20 Zuhörern geht es um den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, um die Lage auf dem West-Balkan, in der Republik Moldau und in Georgien. Hofreiters Zusammenfassung der Situation: „Russland eskaliert immer mehr.“ Und der russische Diktator Putin mache da auch kein Geheimnis draus. „Man muss ihm nur zuhören.“

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Immer mehr Passanten bleiben stehen, um dem prominenten Besucher zu lauschen. „Panzer-Toni“ wird er in den Medien mitunter scherzhaft genannt. Doch er spricht an diesem Mittag nie über Panzer. Das Wort Taurus benutzt nur ein Fragesteller. Doch Hofreiter macht deutlich, was er denkt. Dreimal war er seit Kriegsbeginn in der Ukraine, berichtet er. Und dort habe er kampfbereite Menschen erlebt. Doch es fehle dem Land an Munition und guter Ausrüstung.

Die ewige Zögerlichkeit, die sogenannte Besonnenheit, wirkt eskalierend.

Anton Hofreiter Grünen-Politiker

Hofreiter will, dass die Ukraine „vernünftig“ ausgestattet wird. „Die ewige Zögerlichkeit, die sogenannte Besonnenheit, wirkt eskalierend“, ist der Bundespolitiker sicher. Hätte man der Ukraine aber alles gegeben, was sie brauche, wäre man jetzt womöglich schon im Stadium von Verhandlungen.

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Verhandeln will auch Hofreiter. Doch er sieht auch einen anderen Punkt: Über Jahre hinweg habe man Putin machen lassen, alles als nicht so schlimm abgetan. Der habe verstanden, dass er immer aggressiver werden könne – und sei dies geworden. Dass man im Westen gedacht habe, dass man mit Putin reden könne, habe der als Schwäche des Gegenübers verstanden und als Einladung, weitere Länder anzugreifen.

Ein Fragesteller spricht von der Zeit der Friedensbewegung. Lobt Hofreiter dafür, dass er bereit ist, Dinge heute anders zu bewerten. Hofreiter versichert: Es sei ja nicht alles falsch gewesen damals. „Es gibt aber unterschiedliche Konfliktgruppen.“

Hofreiter spricht von „gewählten Landesverrätern“

Anfang der 1980er, als Hofreiter selbst noch nicht bei den Grünen war, seien sich Nachbarn gegenübergestanden, die sich nicht angreifen wollten. Aus Angst, der andere werde dies tun, habe man hochgerüstet. „Abrüstung und vertrauensbildende Maßnahmen sind dann richtig.“ Anders sehe es aus, wenn ein Nachbar fest vorhabe, den anderen anzugreifen. „Dann braucht es Stärke, um den Nachbarn abzuschrecken.“

Der im linken Flügel der Partei angesiedelte Hofreiter kann verstehen, dass die USA nicht 80 Prozent der Ausgaben für die Sicherheit in Europa tragen wollten. Hofreiter will eine engere Zusammenarbeit in Europa in dieser Frage. Man müsse für seine Sicherheit selbst sorgen und dafür auch mehr Geld ausgeben. Er verweist auf das Risiko der Cyberangriffe. AfD-Politiker nennt er zweimal „gewählte Landesverräter“.

Sonnenschirm im Lastenrad beigeschafft

Hofreiter kommt in Schwung auf dem grünen Sofa. Das steht sonst eigentlich im Grünen Büro, verrät Stadtrat Aljoscha Löffler. Im Stadtmobil wurde es auf den Marktplatz gebracht. Stadträtin Jorinda Fahringer liefert im Lastenrad Sonnenschirme an. Auch grüne Beachflags sind aufgebaut. Einige Parteifreunde bekommen Binden um den Arm, die sie als Ordner oder Ordnerin ausweisen – mit einem Gendersternchen dazwischen.

Hofreiter kommt pünktlich zum Talk auf dem Marktplatz. Er hat sogar Zeit, sich beim Bäcker gegenüber ein Mozarellabrötchen zu holen. Kulinarisch wird es auch am Ende nochmals. Ein Päckchen Kräutersalz aus Karlsruhe darf er als Geschenk seiner Karlsruher Grünen mit auf die Fahrt nehmen.

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