Angela Merkel im Porträt: Dieser Bildband begleitet durch über 30 ...

Angela Merkel

Angela Merkel im Laufe der Jahre: Der Bildband von Herlinde Koelbl gibt Einblick in das Leben der Ex-Kanzlerin.

Das Buch ist ab dem 19. November 2021 bei Taschen erhältlich und kostet 50 €.

37 Jahre war Angela Merkel alt, als die deutsche Fotografin Herlinde Koelbl (Fotografin und Co-Autorin des ikonischen Buchs „Das deutschen Wohnzimmer“) sie das erste Mal fotografierte. Da waren es noch fast 15 Jahre, bis Angela Merkel als erste Frau zur deutschen Bundeskanzlerin gewählt werden würde. Herlinde Koelbl arbeitete damals an ihrem Projekt „Spuren der Macht“, einer fotografischen Langzeitstudie, für die sie Gesprächspartner:innen ablichtete, die bereits ein hohes öffentliches Amt innehatten oder denen man eine große Karriere voraussagte. Mit dabei: Angela Merkel, Ministerin für Frauen und Jugend in Bonn und angehende Stellvertretende CDU-Vorsitzende.

Angela Merkel – die scheidende Bundeskanzlerin im Porträt

1991 also porträtierte Herlinde Koelbl die Politikerin Angela Merkel das erste Mal. Seitdem, von einer kurzen Unterbrechung abgesehen, hat sie den Fototermin jedes Jahr wiederholt. „Das jährliche Fotografie-­Ritual war: ein Porträt, dann ein Körperbild. Ich wollte die Spuren im Gesicht sehen, aber auch die Veränderung in der Körpersprache. Lebensgefühl, Selbstbewusst­sein, Unsicherheit, Müdigkeit werden körperlich, verändern sich im Laufe der Jahre“, schreibt Koelbl im Vorwort des Buches, das jetzt im Taschen-Verlag erscheint. Das Setting blieb jedes Jahr gleich: eine weiße Wand im Hintergrund, ein zurückhaltender Stuhl, fotografiert wurde in Schwarz-Weiß mit einer Hasselblad auf Film; zur Freigabe abnehmen wollte Merkel die Fotos, so Koelbl, übrigens nie.

Herlinde Koelbl traf Angela Merkel immer wieder

So finden sich in der Taschen-Veröffentlichung „Herlinde Koelbl. Angela Merkel“ beeindruckende Fotos einer scheinbar unerschütterlichen Frau, die Deutschland in den letzten 16 Jahre regiert hat. Anfangs blickt sie unsicher in die Kamera, es gibt aber auch Bilder, auf denen sie herzlich lacht. Man sagt Angela Merkel einen guten Humor nach, und wenn Herlinde Koelbls Fotos eins beweisen, dann das: Wenn Angela Merkel lacht, dann meint sie es ernst. Ergänzend zu den wirklich einzigartigen Fotos hat Herlinde Koelbl Angela Merkel immer wieder interviewt; bis 1998 mit ausführlichen Gesprächen, danach mit kürzeren, aber nicht minder prägnanten Aussagen der deutschen Kanzlerin. Es sind ungewöhnlich offene Gespräche auf Augenhöhe zwischen zwei besonderen Frauen. Einmal, 1997, fragt Koelbl sie, wie es der Privatfrau Angela Merkel denn gerade so gehe. „Gar nicht schlecht“, antwortet diese. „Wir sind umgezogen und wohnen jetzt in Berlin­ Mitte.“ Nur um dann noch ihre Lieblingsfrage nachzuschießen: wie es denn um Merkels beliebten Pflaumenkuchen stehe. Nach dem fragt Koelbl immer wieder; als wäre er die Messlatte dafür, wie Merkels Jahr so gelaufen ist.

Ob Angela Merkel 1993 ahnte, wie ihre Zukunft verlaufen würde? Vermutlich nicht. Damals antwortete sie auf die Frage nach dem Pflaumenkuchen so: „Zweimal habe ich es geschafft. Zweimal Pflaumenkuchen! Leider Blässlinge, weil ich es nicht schaffe, den Boden braun zu kriegen. Dass ich den Pflaumenkuchen end­lich gebacken habe, ist ein Teil der Konsolidie­rung meines Lebens nach der Wende. Wir haben in diesem Jahr auch öfter Leute einge­laden und sogar die Kraft gehabt, eine Grill­party zu veranstalten. Ich komme auch regel­mäßig nach Hause und lese ab und zu einmal ein Buch. Das zeigt doch, dass noch Freiräu­me da sind! Wir hatten auch einen schönen Sommerurlaub, eine wunderbare Kalifornienreise. Urlaub weit weg von daheim hilft, den Dingen zu entfliehen. In diesen vier Wochen ist es mir gelungen, richtig abzuschalten. Ich bin froh, dass ich das noch kann, auch ohne größere Skrupel. Und ich freue mich, dass ich ein politisches Amt habe, das mir das erlaubt.“

Mit Herlinde Koelbls Buch ist ein großartiges Porträt einer außergewöhnlichen Frau erschienen und ein ungewöhnlich privates Protokoll noch dazu. Das gibt viel mehr preis als Pflaumenkuchen, obwohl wir gegen das Rezept für letzteren auch nichts einzuwenden hätten.

Angela Merkel 1991, damals nahm Herlinde Koelbl sie für ihr Projekt „Spuren der Macht“ (hier erhältlich) auf.

© Herlinde Koelbl
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