Oscar-Überraschung Andrea Riseborough bleibt nominiert

1 Feb 2023
Andrea Riseborough

In „To Leslie“ spielt Andrea Riseborough eine Alkoholikerin. Kaum jemand hat ihren Film gesehen, doch durch eine massive Kampagne wurde die Schauspielerin doch für einen Oscar nominiert.

Für die „Los Angeles Times“ war es „eine der schockierendsten Nominierungen in der Oscar-Geschichte“: Am 24. Jänner war bekannt gegeben worden, dass Andrea Riseborough Chancen auf einen Oscar als Beste Hauptdarstellerin hat. Die Britin spielt in dem Drama „To Leslie“ eine Lottosiegerin und Alkoholikerin, die ihren gesamten Gewinn verprasst hat und versucht, ins Leben zurückzufinden. Ausgezehrt und ungeschminkt verkörpert Riseborough die Suchtkranke und beeindruckte damit Kritiker, aber wenige Zuseher: Der Film spielte an den Kinokassen lediglich 27.000 Dollar ein. Wie es dazu kam, dass Riseborough trotzdem nominiert wurde, das rief nun einen kleinen Skandal hervor – der dazu hätte führen können, dass der Schauspielerin die Nominierung aberkannt wird.

In Online-Netzwerken wurde vor der Bekanntgabe der Nominierungen mit einer massiven Werbekampagne für Riseborough geworben. Der Regisseur des Films Michael Morris und seine Frau, die Schauspielerin Mary McCormack, hatten Freunde und Kollegen in der Unterhaltungsindustrie kontaktiert und sie gebeten, sich „To Leslie“ anzusehen und in den sozialen Medien Lob zu posten, wenn er ihnen gefiele. Dutzende Hollywoodstars machten dadurch Werbung für den Film und die Schauspielerin, darunter Gwyneth Paltrow und Edward Norton.

Danach gab es Vorwürfe, dass mit der Kampagne gegen die Lobby-Vorschriften der Akademie verstoßen worden sei. Die Academy entschied aber, dass die Nominierung nicht rückgängig gemacht wird, wie sie am Dienstag erklärte: Auch wenn die Kampagne Anlass für „Beunruhigung“ sei, hätte sie „nicht ein Niveau erreicht, welches die Annullierung der Nominierung erfordern würde“.

Keine Regisseurin für Oscar nominiert

Über die Nominierungen für die Oscars entscheiden die 9500 Mitglieder der Akademie. Der Auswahlprozess sorgt seit Jahren für teils heftige Diskussionen, vor allem bei Fragen der Diversity. Wie in so vielen Jahren wurde auch heuer keine Frau in der Regie-Kategorie nominiert, obwohl es mehrere Kandidatinnen gegeben hätte, etwa Charlotte Wells („Aftersun“), Gina Prince-Bythewood („Woman King“) und Sarah Polley („Women talking“) sowie die Deutsche Maria Schrader („She said“).

Gute Chancen auf einen Oscar hat heuer ein deutscher Film: Das Antikriegsdrama „Im Westen nichts Neues“ hat als erster deutscher Film der Geschichte Chancen auf einen Oscar als bester Film. Die Netflix-Produktion von Regisseur Edward Berger wurde insgesamt in neun Kategorien nominiert und geht damit als einer der Favoriten in die Verleihung, die heuer am 12. März stattfindet.

Elf und damit die meisten Nominierungen erhielt die Science-Fiction-Abenteuerkomödie „Everything Everywhere All At Once“ des Regie-Duos Daniel Kwan und Daniel Scheinert. Neun Nominierungen erhielt außerdem die irische Tragikomödie „The Banshees of Inisherin“.

(APA/Red.)

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