Andrea Berg: „Nicht das Ende der Welt, betrogen zu werden ...
Sie sang sich in die Herzen der Deutschen – und auf den Zenit der Schlagerszene. Der Weg der Arzthelferin Andrea Zellen aus Krefeld zur erfolgreichsten Sängerin des Landes gehört mit Sicherheit zu den größten Phänomenen deutscher Musikgeschichte.
Juli 2022 in Aspach: Andrea Berg in der TV-Show „Giovanni Zarrella präsentiert: 30 Jahre Andrea Berg“. Am 7. Juni erscheint die neue Single der Sängerin, „Sag niemals nie“, das nächste Studioalbum folgt im Herbst. Der Titel? „Andrea Berg“
Als BILD Andrea Berg (58) fragt, wie es eigentlich zu ihrem Künstlernamen kam, erzählt sie in ihrer humorvoll trockenen Art: „1992 unterschrieb ich meinen ersten Plattenvertrag bei Intercord in Stuttgart. Auf dem Rückweg nach Köln meinte mein Produzent Eugen Römer, ich bräuchte jetzt auch einen Künstlernamen. Im Auto haben wir in unserer Euphorie herumgesponnen. Es war die Zeit von Claudia Jung, Nicole und Kristina Bach. Wir fuhren durch Berg und Tal – und kamen auf Andrea Berg. Kurz und Knackig, AB, die Anfangsbuchstaben im Alphabet. Berg assoziiert, es geht nach oben.“
So kam sie zu ihrem KünstlernamenSie lacht. „Inzwischen ist der Name so etabliert, dass die Leute sogar zu meinem Mann Herr Berg sagen. Er nimmt es mit Humor.“ Berg steht auch in ihrem Personalausweis, neben dem Ehenamen Ferber.
Als Andrea Berg und Uli Ferber sich 2007 das Jawort gaben, wurden sie von 2000 Fans umjubelt. Bergs Tochter Lena-Maria war damals 8
Seit 2007 ist sie mit dem Sport- und Hotelmanager Uli Ferber (64) verheiratet, es ist für beide die zweite Ehe. Sie leben in Kleinaspach nahe Stuttgart. Wenn Andrea Berg nicht als Sängerin weltweit unterwegs ist, genießt sie die Idylle daheim. Der Familie Ferber gehören mehrere Hotels, unter anderem „Sonnenhof“ und „sDörfle“, dort trifft man Andrea Berg regelmäßig im Dirndl, inmitten der Hotelgäste.
„Meine Familie ist das Beste, was ich habe“Andrea Berg 2016 mit ihrer Mama Helga Zellen in einer Show von Florian Silbereisen (42) in Riesa
Auch ihre Mama, Helga Zellen (80), lebt auf dem Anwesen. Hans-Jürgen Zellen (†68), ihr Vater, starb 2013. Familie ist ihr das Wichtigste. „Das ist eine gute Basis, aus der heraus ich mit viel Energie meiner Leidenschaft nachgehe. Ich liebe es, Konzerte zu geben. Danach zieht es mich direkt wieder nach Hause, zum Krafttanken. Meine Familie ist das Beste, was ich habe. Mein Mann sieht das zum Glück genauso. Auch seine Eltern lebten bis zu ihrem Tod im Ferberschen Familienkosmos. Der Sonnenhof ist unsere Familienzentrale.“
„Als Kind wollte ich Feuerwehrmann werden“Anders als viele Superstars, die schon als Kind davon träumten, einmal berühmt zu werden, war Andrea Berg „glücklich und zufrieden“ in ihrem früheren Leben. „Als Kind wollte ich Feuerwehrmann werden, weil mein Papa diesen Beruf hatte und er mein Held war.“
Stolz mit Schultüte: Andrea Berg am Tag ihrer Einschulung in Horkesgath (Nordrhein-Westfalen)
Nach der Mittleren Reife machte sie eine Ausbildung zur Arzthelferin. „Mein Papa war auch noch Rettungssanitäter. Er lehrte mich, dass das Leben am seidenen Faden hängt, man niemals im Streit auseinandergehen oder im Streit den Hörer aufknallen soll. Das Leben kann morgen vorbei sein. Darum wollte ich einen Beruf erlernen, in dem ich etwas für andere tun kann.“ Pause. „Ich sehe es bis heute als meine Hauptaufgabe, Menschen zu pflegen – eben jetzt mit meiner Musik. Hier schließt sich der Kreis zwischen meinem Leben heute und früher.“
Andrea Berg begleitet Sterbende im HospizDie junge Andrea arbeitete lange auf der Onkologie-Station im Krankenhaus in Krefeld, bis heute ist sie aktiv in der Hospizarbeit. Berg zu BILD: „Ich wechselte dann in eine HNO-Praxis, später zur Kassenärztlichen Vereinigung in die Prüfungskommission. Das war mein Traumberuf. Ich hatte die Freiheit, beides machen zu können: die finanzielle Sicherheit als Arzthelferin, und an den Wochenenden machte ich Musik. Es war mein Hobby, mehr nicht.“
Andrea Berg 1997 sexy auf einem Motorrad – das Fahren ist nach wie vor ihre große Leidenschaft
Meist fuhr ihr Vater sie zu den Auftritten. Berg zu BILD: „Er unterstützte mich, riet mir aber, ich solle mal lieber im Öffentlichen Dienst bleiben, da habe ich auf jeden Fall mein sicheres Auskommen und könne mich als Sängerin ausprobieren. So machte ich es. Das war die absolut richtige Entscheidung. Ich musste nie etwas tun als Sängerin, das mir keinen Spaß machte, ich hatte ja mein Gehalt. Wäre es mit der Musik schiefgegangen, hätte ich immer wieder als Arzthelferin arbeiten können.“
Familienbande: Andrea Berg mit ihren Eltern Helga und Hans-Jürgen und ihrer damals 19 Monate alten Tochter Lena-Maria
1995 veröffentlichte sie ihr zweites Album „Gefühle“, da war sie längst auf dem Weg, berühmt zu werden. Doch erst 1998, nach der Geburt ihrer Tochter Lena-Maria, kündigte sie ihre Stelle und wagte den Sprung in die Selbstständigkeit. Seitdem folgt ein Superlativ auf den nächsten, am 7. Juni erscheint die neue Single „Sag niemals nie“, das nächste Studioalbum (ihr 17.!) folgt im Herbst. Es trägt ihren Namen, „einfach nur Andrea Berg“.
Darum war sie mit ihrem ersten Kind heimlich schwangerDie Schwangerschaft „mit meinem Wunschkind“ ist auch so eine Geschichte, die man sich heute kaum noch vorstellen kann. Andrea hatte früh den Wunsch, Mutter zu werden.
Die Beziehung mit ihrem damaligen Partner scheiterte, „das war mir egal, ich freute mich wahnsinnig auf mein Baby“.
Ihr Produzent Eugen Römer hatte Angst, die Schwangerschaft könne ihrer jungen Karriere schaden. „Darum beschlossen wir, die Plattenfirma nicht einzuweihen. Sie erfuhren erst von Lena-Maria, als sie schon auf der Welt war. Ich war quasi heimlich schwanger.“
Andrea Berg wohnte damals im Haus ihrer Eltern, beide unterstützten sie liebevoll, passten auf das Kind auf, damit ihre älteste Tochter ihren Erfolg weiter ausbauen konnte.
Mega-Star Andrea Berg bei einem Konzert am 3. September 2022 in der Wiener Stadthalle
Noch ein Phänomen macht den Ausnahme-Erfolg dieser Künstlerin möglich: Andrea Berg wird von Frauen und Männern verehrt, weibliche Fans waren noch nie neidisch auf sie, obwohl sie die ersten Jahre als Sängerin ausschließlich in sexy Corsagen-Outfits und Overknees-Lederstiefeln auf die Bühne ging.
„Ich habe Frauen geholfen, sich zu befreien“Das Magazin „Stern“ bezeichnete sie mal als „Pin-up-Girl der Riester-Rente“, darüber lacht sie heute. „Ich glaube, dass ich vielen Frauen geholfen habe, sich ein wenig aus ihrem Kokon zu befreien. Ich zeige ihnen, dass man gleichermaßen stark und zerbrechlich sein kann als Frau. Und dass es nicht das Ende der Welt bedeutet, wenn man von einem Mann betrogen wird. Wäre mir das nicht passiert, gäbe es nicht meine größten Hits“, sagt Andrea Berg.
Sie lacht. Und strahlt ganz viel Selbstliebe aus.
BILD-Show-Chefin Tanja May (l.) mit Sängerin Andrea Berg beim Schlagerbooom Open Air 2024 in Kitzbühel