US-Wahl 2024: Historiker Steven Conn über den Stadt-Land-Konflikt

Amerika Wahl 2024

In jüngster Zeit gab es wieder einmal viele Diskussionen über den Stadt-Land-Gegensatz in den USA. Ihr Buch „Lies of the Land“ geht mit Verallgemeinerungen über die Landbevölkerung und über die dort zahlreichen Trump-Wähler ins Gericht.

Ländliches Amerika ist ein sehr weiter Begriff, und je nachdem, welchen Bundesstaat man sich anschaut, ändert sich die Perspektive. Man konzentriert sich in der Diskussion oft auf ein paar Orte und vernachlässigt das viel breitere Bild. New Mexico etwa ist ein sehr ländlicher Ort, dort leben sehr viele indigene und hispanische Leute, Weiße sind eine Minderheit. Ähnlich verhält es sich mit der Frage, ob es den typischen Trump-Wähler gibt, weil dieses Land einfach zu groß ist, um typische Wähler zu haben. Trump-Wähler sind Milliardäre in der Öl- und Gasindustrie und arbeitslose Kohlearbeiter in West Virginia. Im weiteren Sinne sehen wir in diesem Land gerade ein Aufflammen zwischen zwei konkurrierenden Versionen des amerikanischen Nationalismus, die schon immer in Konkurrenz zueinander standen. Eine Version dieses Nationalismus ist eine Art ziviler oder verfassungsmäßiger Nationalismus. Das sieht man, wenn man sich einen Dollar-Schein ansieht und den lateinischen Satz „E Pluribus Unum“ liest. Das ist die Vorstellung, dass jeder, der bereit ist, sich an die Verfassung zu halten, ein Amerikaner sein kann – die multiethnische, multikonfessionelle, diverse Version von Amerika. Die konkurriert und hat immer mit einem rassistischen Nationalismus konkurriert, der in gewisser Weise die viel europäischere Version des Nationalismus ist. Blut und Boden, weiß, christlich, und das soll es sein, was Amerika ist.

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