America's Cup: Zwei Kiwi-Siege zum Auftakt – Batterieproblem auf ...
So hatten sich Ben Ainslie und sein Team Ineos Britannia Tag eins im Duell um den America’s Cup nicht vorgestellt. Nur Minuten vor dem Start zu Rennen 1 zeigte die Temperaturanzeige für eine der Bord-Batterien zu hohe Temperaturen an. Ainslie erklärte: “Unglücklicherweise hat sich eine unsere Batterien kurz vor dem Start buchstäblich zum Schmelzen entschlossen. Das passiert nicht sehr oft. Im Allgemeinen sind diese Lithiumbatterien ziemlich zuverlässig.”
Batterieproblem hat Zeit gekostet
Diese war es nicht. Ainslie sagte: “Wir mussten sie in Eile vom Boot bekommen. Sie hat aber nicht gebrannt und es gab auch keinen Rauch. Das hättet ihr dann schon gesehen. Aber man kann kein Risiko eingehen.” Wie genau die Betterie von Bord genommen wurde, wollte Ainslie nicht im Detail erklären. Doch: “Das hat uns die Zeit gekostet und war der Grund, warum wir beim Eintauchen spät dran waren”, erklärte er am Abend nach dem America’s-Cup-Auftakt als Erstes.
Das Team habe gut reagiert, sei “nicht in Panik geraten”. “Uns ist dann noch ein halbwegs vernünftiger Start gelungen”, so der CEO, Skipper und Steuermann seines Teams. Ein Batterieaustausch, so Ainslie, dauere nicht mehr als drei bis fünf Minuten, sei aber “unglücklicherweise zum falschen Zeitpunkt” notwenig geworden. “Wir haben es bemerkt, als wir gerade zum Takeoff vom Begleitboot ablegen wollten”, so der 47-Jährige.
Der erste Tag im 37. Match um den America’s Cup hatte in Nieselregen unter wolkenverhangenem Himmel schon wenig verheißungsvoll begonnen. Leichte Winde plagten den Kurs und zwangen Renndirektor Ian Murray zur Startverschiebung. Erst um 14.50 Uhr fiel an diesem 12. Oktober der erste Startschuss im Cup-Duell zwischen der neuseeländischen “Taihoro” und “Britannia”. Und erst, als die Wolkendecke teilweise aufriss, stellte sich mit Winden zwischen elf und 13 Knoten mehr Wind ein, der aber löchrig und drehend blieb.
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America’s-Cup-Verteidiger kontrollieren die Starts
Den entschlossenen Kiwis gelang in der Folge dank gelungener Positionierungen und Schulbuchmanövern ein makelloser Start-Ziel-Sieg. “Taihoro” erreichte das Ziel satte 41 Sekunden vor “Britannia”. Im Start zum zweiten Rennen zeigten sich Ben Ainslie und sein Co-Pilot Dylan Fletcher entsprechend lebendiger in der Vorstartphase, konnten damit aber nicht so erfolgreich punkten wie noch im Louis-Vuitton-Cup-Duell gegen “Luna Rossa”.
Stattdessen diktierten erneut die Neuseeländer das Geschehen – dieses Mal im Ringen um die rechte Seite. Mit dem Startschuss waren sie es, die nach rechts wendeten und der rechten Kursbegrenzung entgegensegelten. Führungswechsel in Serie machten die folgende Rennphase sehr spannend und ließen neue Hoffnung bei den britischen Fans aufkeimen.
Dann aber fiel auf dem dritten Amwind-Bein des dieses Mal insgesamt acht Abschnitte langen Kurses die Vorentscheidung. Da hielten “Taihoros” Steuermänner Peter Burling und Nathan Outteridge “Britannia” auf der rechten Kursseite “gefangen”, während der frische Wind von links einsetzte. Als sie sich schließlich einen Vorsprung von 28 Sekunden erarbeitet hatten, zogen sie davon.
Dem 2:0 segelten die an diesem Tag unwiderstehlichen Kiwis mit Bilderbuchwenden und makellosen Halsen bei perfekter Flugkontrolle überlegen entgegen. Die offensichtlich schnellere Amwindgeschwindigkeit in diesen Bedingungen half den America’s-Cup-Verteidigern auch. Dass die Briten immer wieder vor dem Wind kleine Gewinne verbuchen konnten, reichte an diesem Tag noch nicht.
“Höllischer Kampf” um den America’s Cup?
Die Ziellinie erreichte “Taihoro” mit 27 Sekunden Vorsprung und zufriedenen Kiwis. Peter Burling spielte die Speedvorteile des neuseeländischen Foilers ein wenig herunter, sagte: “Heute waren die Winde so drehend. Da musste das verfolgende Boot einiges unternehmen und hat dadurch manchmal größere Verluste erlitten. Das haben wir ein paar Male erlebt. Ich bin aber sicher, dass wir ab hier einen höllischen Kampf erleben werden.”
Auf die Frage von YACHT online, welche Rolle das Speedpotenzial von “Taihoro” an diesem Tag tatsächlich gespielt habe, sagte Peter Burling: “Speed spielt im America’s Cup immer eine riesige Rolle. Heute war vermutlich der härteste Tag dafür, den Speed wirklich zu messen. Weil Seegang, Windstärke und Dreher für ein ständig neues Bild gesorgt haben. Aber ich bin wirklich zufrieden mit unserer Leistung.” Wie er das sagte, klang ziemlich glücklich.
Ob er mit zunehmendem Wind, womit in Barcelona für die Rennen 3 und 4 am Sonntag zunächst eher nicht gerechnet wird, mit härten Vorstartattacken von Ainslie und Co. rechnet? Ein Lächeln und dann ein Wort: “Ja.”
Sir Jim Ratcliffe will an Bord bleiben
Auf bessere Ergebnisse und Chancen hoffte am Abend der zum Auftakt zweimal geschlagene Ben Ainslie. Die inzwischen sehr zahlreich aus Barcelona berichtenden britischen Medien hatten zunächst etwas ernüchtert auf die beiden Niederlagen reagiert. Andererseits hattedie Tageszeitung Daily Telegraph berichtet, dass Ineos Britannias Geldgeber Sir Jim Ratcliffe sich unabhängig vom Ergebnis des historischen Duells mit Neuseeland zu einer weiteren gemeinsamen Kampagne bekannt hat, auch wenn das Team dafür möglichweise zusätzliche Unterstützung von außen suchen wird.
Ben Ainslie zeigte sich am Samstagabend keinesfalls niedergeschlagen, eher offen und angriffslustig. “Ich glaube immer noch, dass es ein enges Rennen sein wird. Es war auch heute enger, als es manchmal aussah. Ich glaube, dass wir als Team schon gezeigt haben, dass wir ziemlich widerstandsfähig sind. Für uns war es gut, dass wir heute da draußen die Chance hatten, die Kiwis zu lesen. Ich bin sicher, dass wir daraus lernen werden.”
Er sei, so Ainslie, so zuversichtlich wie am Vortag, dass sein Team immer noch gewinnen könne. Ainslie sagte: “Wir wussten, dass es hart wird. Aber es hat sich ja nichts geändert: Wir müssen sieben Rennen gewinnen, bevor sie es tun. Ich glaube immer noch, dass wir das schaffen können.” Ob er bei den Neuseeländern irgendwelche Schwächen habe ausmachen können? “Heute nicht wirklich. Sie habe zwei großartige Rennen bestritten. Ihre Leistung war gut, ihr Speed war gut. Sie haben meistens den Druck gut gefunden und die Manöver gut ausgeführt.”
Ein Aber schickte Ainslie dann noch hinterher: “Wir waren heute im zweiten Rennen ein paar Male nahe dran. Es hat nicht viel gefehlt, dann wäre es anders herum gelaufen. Es ist leicht, auf die zwei Siege zu schauen und die Lücke festzuhalten, aber ich glaube, es ist enger als das.”
Louis Vuitton 37. Match um den America’s Cup, Rennen 1:
Louis Vuitton 37. Match um den America’s Cup, Rennen 2: