America's Cup: Nach 60 Jahren wieder im Finale – „Britannia ...
Sir Ben Ainslies Team Ineos Britannia hat die Herausforderer-Serie zum 37. America’s gewonnen. Im Finale um den Louis Vuitton Cup setzte sich das Team auf „Britannia“ mit 7:4 gegen die italienische „Luna Rossa“ durch. Den entscheidenden siebten Siegpunkt erkämpften die Co-Piloten Ben Ainslie, Dylan Fletcher und ihre Crew am Freitag in der elften Finalbegegnung mit den Azzurri.
“Britannia” mit Start-Ziel-Sieg ins Cup-Match
Für das Luna Rossa Prada Pirelli Team bedeutete die Niederlage das Aus auch im siebten Cup-Anlauf von Rennstall-Gründer Patrizio Bertelli seit der Jahrtausendwende. In etwas schwächeren Winden als noch am Vortag verlief das letzte Kräftemessen vergleichsweise unspektakulär: Die Briten hatten den Bug am Start mit minimal besserem Timing schon leicht vorne. Daraus machten die acht Segler und Fahrradfahrer der Power-Gruppe an Bord von “Britannia” einen Start-Ziel-Sieg.
Zwar kamen die “Luna Rossa”-Steuermänner Jimmy Spithill und Francesco Bruni zwischenzeitlich noch einmal stark auf, aber nicht vorbei am britischen Cup-Stolz, an dessen Leistungspotenzial der in Celle geborene Chef-Designer Martin Fischer großen Anteil hat. “Britannia” machte nach der Gala in stärkeren Winden und ruppiger Welle auch in Winden um 13, 14 Knoten einen starken Eindruck.
60 Jahre mussten Großbritanniens America’s-Cup-Jäger auf die nun erkämpfte Chance warten, wieder in ein Match um den America’s einzuziehen. 1964 war es zuletzt Tony Boydens britische 12-Meter-Yacht „Souvereign“, die sich den amerikanischen Cup-Verteidigern auf der „Constellation“ mit 0:4 hatten geschlagen geben müssen.
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37. America’s-Cup-Match: “Britannia” vs. “Taihoro”
Das erste Rennen um den America’s Cup hatte 1851 vor der südenglischen Isle of Wight stattgefunden. Damals besiegte die US-Yacht „America“ vom New York Yacht Club 14 britische Boote. „America“ gewann die berühmte verschnörkelte Silberkanne als sie noch „100 Guinea Cup“ hieß – und nahm sie über den Atlantik mit in die amerikanische Heimat. Dort verliehen ihr die ersten Cup-Sieger den Namen America’s Cup und setzten auch die den Wettbewerb bis heute definierende Stiftungsurkunde auf. Die „Deed of Gift“ bestimmt seit 173 Jahren die Grundregeln für den ältesten internationalen und bis heute aktiven Sportwettkampf.
Mit dem Sieg im Louis Vuitton Cup zieht der von Chairman und Chemieunternehmer Sir James Arthur “Jim” Ratcliffe finanzierte britische Rennstall ins 37. Match um den America’s Cup ein. Dort treffen die Engländer ab 12. Oktober auf die America’s-Cup-Verteidiger vom Emirates Team New Zealand. Die Kiwis streben mit “Taihoro” ihren insgesamt fünften Sieg seit 1995 und den dritten Triumph in Folge an. “Ein dritter Sieg in Folge ist noch keinem Team gelungen. Er würde dem längst zur Marke gewordene Emirates Team New Zealand eine einzigartige Prägung geben”, sagte Grant Dalton.
Sir Ben Ainslie, mit vier olympischen Goldmedaillen und einmal Silber der erfolgreichste Olympiasegler der Sportgeschichte, und sein Team Ineos Britannia werden um noch Größeres kämpfen: den ersten America’s-Cup-Sieg für das Mutterland der “Auld Mug”. “Heute ist ein großer Tag fürs gesamte Team hier auf dem Wasser, an Land, in Brackley und überall dort, wo britische Unterstützer und Fans sind. Ich bin so stolz aufs gesamte Team”, sagte Ben Ainslie am Abend nach dem Sieg in Barcelona.
Jimmy Spithill beendet aktive Cup-Karriere
Der 47-Jährige und sein Team haben sich mit ihrem Sieg in der Herausforderer-Runde zum America’s Cup eine historische Chance beschert. Dabei weiß Ben Ainslie, was im Duell um den America’s CUp auf ihn zukommt: “Wir haben keine Illusionen, wie hart es gegen die Kiwis werden wird. Es wird eine massive Herausforderung – wir sind bereit dafür.”
Das Duell der Cup-Giganten aus dem Vereinigten Königreich und dem Land der langen weißen Wolke auf ihren futuristischen AC75-Foilern der zweiten Generation beginnt am 12. Oktober. Wer zuerst sieben Siegpunkte erkämpfen kann, nimmt die „Bodenlose Kanne“ mit nach Hause und bestimmt das Format, die Boote und den nächsten Austragungsort. Weshalb die ausgeschiedenen und weiter aktiven Cup-Teams manche Fragen zur Zukunft noch gar nicht beantworten können.
Aus dem italienischen Lager waren am Abend aber erste vorsichtige Stimmen zu hören, dass es möglicherweise eine weitere Kampagne im Licht des Roten Mondes geben könnte. Mehr wollen die Azzurri in den kommenden Tagen verraten. Einer machte aber am Abend schon klare Kante. Jimmy Spithill sagte: “Dies war für mich der achte America’s Cup in Folge. Als Athlet war es definitiv mein letzter.” Von der Segelbühne wird Spithill deswegen aber nicht verschwinden. Man wird ihn bald schon mit einem italienischen Team im SailGP aufkreuzen sehen.
“Ah, Eure Majestät, es gibt keinen Zweiten”
Auch eine Zukunft im America’s Cup in anderer Rolle schloss der Mann nicht aus, der 1999 als 20-Jähriger als jüngster Skipper in der Cup-Geschichte in seine einzigartige Karriere durchstartete. Im Alter von heute 45 Jahren sieht er jetzt die nachfolgende Generation vor “großen Chancen” und “den italienischen Segelsport in besten Händen”. Das Cup-Finale zwischen Kiwis und Briten will sich Spithill “als Fan” ansehen.
Bereits in einer guten Woche beginnt das 37. Match um den America’s Cup. Wie immer gilt auch dieses Mal das historische Motto, das bei der Premiere 1851 in britischen Gewaässern geprägt wurde. Damals fragte Queen Victoria – nach dem amerikanischen Sieg um Kompensation bemüht – wer denn Zweiter geworden sei. Ein Signalmeister hatte ihr die berühmte Antwort gegeben, die ihre Gültigkeit bis heute nicht verloren hat: „Ah, Eure Majestät, es gibt keinen Zweiten.“
Reloaded: Die Live-Übertragung vom Finaltag im Louis Vuitton Cup: