Die von den beiden AfD-Vorsitzenden getroffene Entscheidung muss noch von den Gremien bestätigt werden.
Die beiden AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla und Alice Weidel haben sich darauf geeinigt, dass Weidel die Partei als Kanzlerkandidatin in den deutschen Bundestagswahlkampf führen soll. Eine entsprechende Absprache von Weidel mit ihrem Co-Vorsitzenden Tino Chrupalla wurde am Freitag von der Partei bestätigt. Zuvor hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet.
In einer Mitteilung der Partei hieß es, die beiden Co-Vorsitzenden hätten sich am Mittwoch zur Frage der Kanzlerkandidatur 2025 ausgetauscht. Sie seien übereingekommen, dass Chrupalla dem Bundesvorstand der AfD Anfang Dezember Weidel als Kanzlerkandidatin vorschlagen werde. Vor der offiziellen Nominierung müssten noch die Parteigremien zustimmen. Laut RND soll im Jänner ein Parteikonvent folgen, ehe Weidel im März auf einem Bundesparteitag offiziell gewählt wird.
Der bayerische Landesvorsitzende Stephan Protschka sagte der dpa: „Das ist eine gute Entscheidung. Mit unserer Kanzlerkandidatin Alice Weidel werden wir (dem Kanzlerkandidaten der Union) Friedrich Merz und der CDU/CSU auf die Pelle rücken.“ Nach Angaben aus Parteikreisen wurden mehrere Landessprecher der AfD am Freitag telefonisch von Chrupalla informiert. Er erwarte „ein spannendes Duell“ zwischen Weidel und Merz sagte der Co-Vorsitzende des baden-württembergischen AfD-Landesverbandes, Markus Frohnmaier.
Erste KanzlerkandidatinEs ist das erste Mal, dass die AfD eine Kanzlerkandidatin nominiert. Vor der Bundestagswahl 2021 hatten die AfD-Mitglieder Weidel und Chrupalla zum „Spitzenduo“ gewählt, ohne einen von beiden als Kanzlerkandidaten oder Kanzlerkandidatin zu benennen. Die Partei erreichte einen Stimmenanteil von 10,4 Prozent. Derzeit kommt sie in Umfragen auf 17 bis 18 Prozent und liegt damit vor der Kanzlerpartei SPD, aber mit deutlichem Abstand hinter der Union.
Dass Chrupalla Weidel den Vortritt lässt, kommt nicht völlig überraschend. Schon vor Wochen hatte Chrupalla in der ARD gesagt: „Alice Weidel wäre eine sehr gute Kanzlerkandidatin, was ich auch unterstützen würde.“ Er greife damit aber keinen Entscheidungen vor. „Am Ende entscheidet das ein Parteitag oder die Basis in unserer Partei“, betonte Chrupalla damals.
Weidel selbst hatte sich im ZDF-Sommerinterview noch bedeckt gehalten. „Ich kann mir viele Kandidaten vorstellen, und das ist noch gar nicht durch“, sagte sie damals. Der reguläre Termin der nächsten Bundestagswahl ist im Herbst 2025.
„Das erwarten die Wähler“Chrupalla und Weidel waren Ende Juni von einem Bundesparteitag für zwei weitere Jahre als Führungsspitze wiedergewählt worden. Für Chrupalla sprachen sich nach Zählung der AfD knapp 83 Prozent aus, Weidel holte knapp 80 Prozent Ja-Stimmen. Bei der AfD werden Enthaltungen nicht mitgezählt.
Dass die Partei eine Kanzlerkandidatin oder einen Kanzlerkandidaten aufstellen würde, war für Chrupalla längst klar. „Denn ich denke, das erwarten auch die Wähler“, sagte er in der ARD. Die AfD müsse bei der Wahl einen „Frontalangriff“ auf die Bundesregierung führen. Und schon da sagte er: „Sie können davon ausgehen, dass es da keinen Machtkampf gibt und auch keinen Streit gibt.“ (APA/DPA)