Alice Weidel bei der FPÖ: Rechter Schulterschluss im Schnitzelland

In Wien gibt es für Alice Weidel noch ein Schnitzel. Das zumindest konnte Herbert Kickl seinem Gast aus Deutschland zusichern. Er sei „froh, dass wir das noch essen können“, ohne sich strafbar zu machen, fügte der Chef der rechten FPÖ hinzu, als er am Dienstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Bundestagsfraktionsvorsitzenden der AfD eine entsprechende Frage beantwortete. Anlass war, dass Weidel neulich in einer Rede versichert hatte, sich das Recht auf ein Schnitzel nicht nehmen lassen zu wollen. Damit rannte sie in Wien, zumal bei der FPÖ, offene Türen ein.

Erst recht galt das für die ernsteren Themen, die auf dem Auftritt der beiden Rechts-Politiker angesprochen wurden. Asyl, Klima und „die ganze Genderpolitik“ seien die „großen Themen“, zählte Weidel auf. Bei der Migration gebe es keinen Kontrollverlust, sondern einen bewussten „Kontrollverzicht“, befand sie. Die Ampelregierung in Berlin habe das mit der „Blitzeinbürgerung“ verbunden, um „Mehrheiten zu verändern“.

Kickl will „Volkskanzler“ werden

Um das Klima vermeintlich zu schützen, sei ein „Heizungsmassakergesetz“ beschlossen worden, das in sechs Jahren so viel CO2 einspare, wie China an einem Tag ausstoße. Die Bürger würden gezwungen, ihre „Gasheizungen rauszureißen“, behauptete die AfD-Politikerin, obwohl das so nicht zutrifft. Auch die Angabe, sie sei durch ganz Deutschland gefahren, ohne auch nur ein einziges Windkraftwerk zu sehen, „das sich dreht“, wirkte kühn. Doch darf man annehmen, dass der FPÖ zugeneigte Zuschauer – einige Tausend sollen sich auf die Liveübertragung über die Facebook-Seite der Partei aufgeschaltet haben – es nur zu gerne glauben, wenn eine Deutsche berichtet: „Das ist der Irrsinn, was bei uns los ist.“

Zumal die Widersprüchlichkeit einer Klimapolitik, bei der Kernkraftwerke abgeschaltet und durch Gaskraftwerke ersetzt werden, auch ohne kühne Behauptungen auf der Hand liegt. Kickl, der sich ganz im Einklang mit seinem Gast zeigte, verzichtete jedoch darauf, auf gerade diesen Punkt näher einzugehen. Denn Österreich hat zwar in den Siebzigerjahren ebenfalls ein Kernkraftwerk errichtet, es dann aber nach einer äußerst knapp verlaufenen Volksabstimmung nie in Betrieb genommen. Heute wäre es äußerst unpopulär, sich für die Nutzung der Kernenergie einzusetzen. Da möchte Kickl nicht anecken.

Kickl und Weidel, die abends noch auf einer geschlossenen FPÖ-Veranstaltung in einem Hotel auftreten sollten, übten also den Schulterschluss. Unter Gleichgesinnten blieben die beiden auch bei einem Gespräch für den Sender AUF1, der via Satellit auch in Deutschland in die rechte Nische drängt. Dass FPÖ und AfD, die im Europaparlament in einer Fraktion sitzen, sich vernetzen, geht schon auf die früheren Vorsitzenden Heinz-Christian Strache und Frauke Petry zurück.

Wobei die österreichische Rechtspartei der deutschen nicht nur ihr Alter und schon zwei Bundesregierungsbeteiligungen voraushat. Sie führt in Österreich in den Sonntagsumfragen das Feld stabil an, zuletzt wurden ihr in einer Umfrage 32 Prozent zugeschrieben. Kickl hat denn auch das Ziel ausgerufen, „Volkskanzler“ zu werden. Weidel verwies auf die Frage nach einer Kanzlerkandidatur auf Parteitagsbeschlüsse, die 2024 anstünden.

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