Neue Vorwürfe gegen TV-Koch Alfons Schuhbeck ...

Alfons Schuhbeck

In Rothenfeld, einem zwischen Ammersee und Starnberger See gelegenen Gemeindeteil von Andechs, dürfte es sich ganz gut leben lassen. Auch für jene, die nicht freiwillig dorthin gekommen sind. In Rothenfeld befindet sich eine Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech; in einem wuchtigen Gebäude zwischen Äckern und Wäldern. Das Anwesen wirkt wie ein Gutshof, nicht wie ein Gefängnis.

Der prominenteste Insasse dort ist Alfons Schuhbeck, 75. Der Münchner Starkoch, der unter anderem die Fußballer und Manager des FC Bayern verköstigt hat, verbüßt eine mehrjährige Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung. Zuerst saß Schuhbeck in Landsberg am Lech ein, einem richtigen Gefängnis. Doch schon vor Monaten kam der aus dem Fernsehen bekannte Kochkünstler nach Rothenfeld, wo es Häftlinge im offenen Vollzug viel besser haben als in einem strengen Knast.

Die bange Frage für Schuhbeck dürfte nun lauten: Muss er befürchten, wieder zurück nach Landsberg verlegt zu werden? Ihm droht nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe eine neue Anklage, bei der es dann wieder um einen Millionenbetrag ginge. Dieses Mal lautet der Verdacht: Subventionsbetrug bei Corona-Hilfen und Insolvenzverschleppung. Alles in allem soll es um ein bis zwei Millionen Euro gehen.

Wie schon bei der Steuer ermittelt auch bei den neuen Vorwürfen die Staatsanwaltschaft München I. Das Verfahren soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Und eine Anklage ist dem Vernehmen nach wahrscheinlicher als keine Anklage. Käme es zu einer neuen Verurteilung, dann müsste Schuhbecks ganzer Fall wohl neu betrachtet werden. Das gesamte Strafmaß fiele dann ja höher aus als die Steuerhaft.

Ob ein Insasse dann von einer Art Gutshof zurück muss in ein richtiges Gefängnis, dazu gibt es nach Angaben aus Justizkreisen keine Erfahrungswerte. Abwarten, lautet die Devise. Das gilt ja ohnehin. Erst einmal muss die Staatsanwaltschaft München I ihre Ermittlungen abschließen und entscheiden, ob es zu einer neuen Anklage kommt. Danach wäre das Landgericht München I an der Reihe. Und überhaupt gilt derzeit die Unschuldsvermutung.

Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt schon seit Langem wegen Corona-Subventionsbetrug und Insolvenzverschleppung. Neu ist nunmehr, darüber hatten zuerst der Münchner Merkur und die tz berichtet, dass eine Anklage absehbar ist. Schuhbecks Strafverteidiger wollte sich auf Anfrage der SZ nicht zum Ermittlungsverfahren äußern.

Der vom Bayerischen Fernsehen mal als „Parade-Bayer“ gelobte Kochkünstler hat sich in seiner Karriere zunehmend als Vermarktungsgenie erwiesen, der mit seinen Büchern und TV-Sendungen Karriere machte. Ein Finanzgenie ist Schuhbeck in dem von ihm geschaffenen, kleinen Firmenimperium aber nicht gewesen. Edelrestaurants und andere Unternehmungen am Platzl in München, gegenüber vom Hofbräuhaus, retteten das Imperium nicht vor dem Niedergang.

Mitte 2021 musste der Gastrom mehrere seiner Firmen für pleite erklären. Die Schuld daran schob Schuhbeck damals dem Staat zu. „Nachdem die vollmundig angekündigten Staatshilfen bei mir bis heute ausgeblieben sind, muss ich für meine Betriebe Insolvenz anmelden.“ Die Staatsanwaltschaft München I soll aber darauf gestoßen sein, dass der Firmen-Patron doch Staatshilfen erhalten habe; mutmaßlich zu Unrecht.

Schneller ging es bei den Steuerermittlungen. Das Landgericht München I verurteilte Schuhbeck im Herbst 2022 zu drei Jahren und zwei Monaten Haft. Das Gericht war überzeugt, dass der Starkoch 2,3 Millionen Euro Steuern hinterzogen und oftmals in die Kassen von zwei Restaurants gegriffen habe, um Geld verschwinden zu lassen. Schuhbeck gab zu, ein Computerprogramm genutzt zu haben, das ein Angestellter in seinem Auftrag erstellt hatte.

Im Sommer 2023 bestätigte der Bundesgerichtshof das Urteil; Schuhbeck kam in Landsberg ins Gefängnis. In diesem Jahr erfolgte dann die Verlegung nach Rothenfeld. Das ist möglich, wenn sich jemand gut verhält im Gefängnis und keine besonders schweren Delikte wie Mord vorliegen. In Rothenfeld ist es beispielsweise möglich, in der Landwirtschaft zu arbeiten, statt den ganzen Tag hinter Gefängnismauern zu verbringen.

Schuhbeck hat in Landsberg und Rothenfeld einen prominenten Vorgänger gehabt: Uli Hoeneß, langjähriger Manager des FC Bayern München. Auch Hoeneß hatte wegen Steuerhinterziehung zuerst in Landsberg am Lech eingesessen, bevor er als Freigänger nach Rothenfeld kam.

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