Wimbledon 2024: Tennisprofi Alexander Zverev besiegt Cameron ...

Bloß nicht schon wieder. Das war der erste Gedanke, der vielen in den Kopf schoss, als Alexander Zverev am Samstag in Wimbledon plötzlich am Boden lag. Kurz zuvor war der beste deutsche Tennisspieler in seinem Drittrundenmatch gegen den Briten Cameron Norrie ausgerutscht auf dem Rasen des Centre Courts, als er gerade zum Netz eilte, um einen Stoppball zu erreichen.

Alexander Zverev - Figure 1
Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Zverev lag Mitte des zweiten Satzes für eine ganze Weile einfach nur da, hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das linke Knie. Da wurden Erinnerungen wach. Der Deutsche hatte sich ja schon einmal während eines Grand-Slam-Turniers schwer verletzt. 2022 war er im Halbfinale der French Open gegen Rafael Nadal umgeknickt und im Anschluss mit kaputtem Knöchel im Rollstuhl vom Platz geschoben worden.

Diesmal schien es bei Weitem nicht so schlimm zu sein. Zverev rappelte sich wieder auf und ließ sich kurz von einem Physiotherapeuten begutachten. Dann konnte er – offenbar ohne größere Einschränkungen – weiterspielen und gewann das Match 6:4, 6:4, 7:6 (17:15).

Tapeverband am linken Knie

Ganz aus der Welt waren die Sorgen um ihn damit aber nicht. Wiederholungen der Bilder zeigten, dass er sein Bein beim Sturz überstreckte. Am Ende des zweiten Satzes ließ Zverev den Physiotherapeuten abermals kommen und ihn einen Tapeverband unterhalb des betroffenen Knies anlegen.

Schmerzverzerrtes Gesicht: Alexander Zverev nach seinem Sturz am Netzdpa

„Auf Rasen fühle ich mich manchmal wie eine Kuh auf dem Eis“, sagte der 27-Jährige hinterher im Interview auf dem Platz. „Ich habe mich in manchen Bewegungen etwas eingeschränkt gefühlt und werde das checken lassen, aber ich war in der Lage, auf diesem Level weiterzuspielen. Wenn ich nachgelassen hätte, hätte ich keine Chance gehabt.“

Zur Pressekonferenz im Anschluss humpelte Zverev leicht, das Knie war in eine graue Bandage gehüllt. „Ich habe im Moment Schmerzen“, gestand die Nummer vier der Welt. „Ich werde es nun untersuchen lassen und sehen, was das MRT sagt. Aber ich glaube nicht, dass es etwas Ernstes sein kann, weil ich noch gespielt habe.“

In das Match war der Deutsche bestens vorbereitet gegangen. Und vorsorglich hatte Zverev auch das Publikum schon mal vorgewarnt, was es erwarten würde. „Es tut mir leid, ich muss eure Herzen brechen – oder ich hoffe, ich werde es“, sagte er nach seinem Zweitrundenerfolg zu den britischen Tennisfans, die ihre Landsleute wesentlich leidenschaftlicher unterstützen als Profis, die aus fernen und nicht ganz so fernen Ländern angereist sind. Zverevs Wunsch: „Bitte liebt mich danach wieder.“

Gewinnbringende Verbindung

Alexander Zverev - Figure 2
Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Das dürfte den Briten im ersten Moment nicht ganz leichtgefallen sein. Andererseits hatte Zverev in vielen Phasen des Matches sehr gutes Tennis gespielt. In dieser Form, das werden auch viele Zuschauer am Centre Court erkannt haben, ist der Herzensbrecher von Wimbledon eine große Bereicherung für das Turnier.

Die Briten könnten jedenfalls in der kommenden Woche, wenn das Knie es zulässt, noch viel Freude am Spiel des Deutschen haben, der im Achtelfinale am Montag nun auf Taylor Fritz (an Position 13 gesetzt) trifft, weil der US-Amerikaner den Chilenen Alejandro Tabilo (24) 7:6 (7:3), 6:3, 7:5 besiegte.

Zverev und der Rasen: Das scheint in diesen ersten Turniertagen eine neue gewinnbringende Verbindung zu sein – auch wenn die am Samstag mit dem Sturz auf eine Probe gestellt wurde. Der Deutsche serviert stark, wirkt sicher von der Grundlinie und auch am Netz recht souverän.

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Zverev schien sich schon vor dem Match recht sicher, dass er gegen Norrie gewinnen würde. Was an der guten Form und an seiner neuen Einstellung zum grünen Untergrund lag. Aber auch an Erfahrungen aus der Vergangenheit. Von fünf Duellen hat Zverev keines gegen den Briten verloren. „Wenn er gut spielt, ist es immer ein sehr schwieriges Match. Aber wenn ich meine Power und mein Level zeigen kann, habe ich das Gefühl, das ich ihn overpowern kann“, hatte Zverev gesagt.

Im Duell mit Norrie war er der deutlich aggressivere Spieler von beiden. Zverev diktierte die Ballwechsel, ließ den Briten, der eher einer der defensiveren Spieler auf der Tour ist, lange nicht ins Spiel kommen und sich auch von prominenten Gästen wie Fußball-Trainer Pep Guardiola auf der Tribüne nicht aus dem Konzept bringen. „Als ich Pep gesehen habe, wurde ich sofort nervös“, gestand Zverev hinterher.

Auf dem Platz war davon nichts zu spüren. Norrie wartete vergeblich auf eine Breakchance. Auch im langen Tiebreak im dritten Satz blieb Zverev der nervenstärkere Spieler und konnte sich auf seinen Aufschlag verlassen. Der Deutsche wehrte fünf Satzbälle des Gegners ab. Seinen sechsten Matchball nutzte er dann zum Sieg.

Struff und Siwatek ausgeschieden

Jan-Lennard Struff hat seinen erstmaligen Achtelfinaleinzug in Wimbledon verpasst. Der 34 Jahre alte Warsteiner unterlag in der dritten Runde dem Vorjahres-Halbfinalisten Daniil Medwedew aus Russland 1:6, 3:6, 6:4, 6:7 (3:7). Die Partie hatte am Freitag begonnen und konnte wegen Regens erst am Samstag beendet werden.

Struff, der bereits 2018 und 2019 in der dritten Runde gestanden hatte, war mit zwei überzeugenden Siegen gegen den Ungarn Fabian Marozsan und den Chinesen Zhang Zhizhen in das Turnier gestartet und hatte sich auch gegen Medwedew trotz einer 1:5-Bilanz etwas ausgerechnet. In Halle/Westfalen war es ihm schon einmal gelungen, den Favoriten auf Rasen zu besiegen.

Auf dem No. 2 Court in London beging er zunächst zu viele vermeidbare Fehler. Struff kämpfte sich dann in die Partie hinein und konnte bei der Fortsetzung am Samstag im vierten Satz auf Augenhöhe mit Medwedew spielen. Doch der Weltranglistenfünfte bewies in der entscheidenden Phase starke Nerven.

Bei den Damen scheiterte überraschend die polnische Weltranglistenerste Iga Swiatek in der dritten Runde. Die fünfmalige Grand-Slam-Turniersiegerin musste sich unerwartet der Kasachin Julia Putinzewa 6:3, 1:6, 2:6 geschlagen geben.

Putinzewa steht damit unerwartet im Achtelfinale des dritten Grand-Slam-Turniers der Saison und trifft auf die frühere lettische French-Open-Gewinnerin Jelena Ostapenko. In der ersten Runde hatte Putinzewa Angelique Kerber die erstmalige Rückkehr als Mutter nach Wimbledon verdorben (dpa/sid)

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