Aufnahmen von RAF-Mitgliedern werden bei „Aktenzeichen XY ...
Mit einem neuen Video, Fotos und neuen Informationen wollen die Ermittler die seit Jahrzehnten gesuchten früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub fassen. Eine Aufnahme zeigt den gesuchten Garweg offenbar im Jahr 2020 auf einem Gelände mit Wohnwagen, wie die Staatsanwaltschaft Verden und das niedersächsische Landeskriminalamt (LKA) in Hannover am Mittwoch mitteilten. In dem Video wünscht der Beschuldigte einer unbekannten Karin oder Carin viel Erfolg bei einer nicht näher benannten Prüfung. Er strahlt in die Kamera, zerstrubbeltes Haar, lockeres Oberteil.
Aus der Aufnahme werde Mimik und Gestik sowie die Aussprache des mutmaßlichen Räubers deutlich, erklärten die Behörden weiter. Die Ermittler erhoffen sich davon neue Hinweise auf den Aufenthaltsort Garwegs. Die Behörden vermuten demnach, dass sich Garweg noch in Deutschland aufhält und in der linken Szene über einen erheblichen Unterstützerkreis verfügt. Dazu seien Zeugenaussagen ehemaliger RAF-Terroristen herangezogen worden.
Mögliche Ex-Partnerinnen sollen sich beim LKA melden
Auch die Fahndung nach Ernst-Volker Staub dauerte an. Das dritte Mitglied des früheren mutmaßlichen RAF-Trios, Daniela Klette, war im Februar in Berlin festgenommen worden. Dabei wurden zahlreiche Beweismittel beschlagnahmt. Deren Auswertung dauerte ebenfalls an. Nach aktuellem Stand befinden sich darunter auch digitale Spuren in einer Größenordnung von 17 Terabyte. Bei der Auswertung dieser digitalen Asservate stießen die Beamten auch auf das nun veröffentlichte Video.
Zudem veröffentlichten die Ermittler auch Fotos, die Garweg in einer Wohnung im niedersächsischen Hildesheim zeigen sollen. Die Wohnung soll für Vorbereitungen einer Straftat genutzt worden sein. Die Fotos zeigen den Gesuchten demnach in der Spiegelung eines Fensters. Die Aufnahmen stammen vermutlich aus 2016.
Die bisherigen Ermittlungen ergaben laut den Behörden, dass Garweg zwischen 2008 und 2016 mit einer Lebensgefährtin in Berlin-Neukölln gelebt hatte, später zum Markgrafendamm zog und sich zeitweise in Hamburg aufhielt. Garweg besuchte in Berlin eine Fotografenschule und könnte zeitweise als Fotograf gearbeitet haben. Zudem ergaben sich Hinweise auf zahlreiche Beziehungen zu Frauen, die gebeten wurden, sich beim LKA zu melden.
Frühere RAF-Mitglieder sollen mehr Überfälle begangen haben
Die drei Beschuldigten sollen 2014 in Elmshorn (Schleswig-Holstein) und 2015 in Osnabrück (Niedersachsen) die Kassenbüros von Einkaufsmärkten überfallen haben. Garweg und Staub sollen zudem 2009 auch in Löhne-Ulenburg (Nordrhein-Westfalen) einen Einkaufsmarkt überfallen haben. Insgesamt sollen die beiden früheren RAF-Mitglieder für 13 Taten mit einem Gesamtschaden von mehr als 2,7 Millionen Euro verantwortlich sein.
Sie sollen damit ihr Leben im Untergrund finanziert haben. Gegen das Trio wird wegen versuchten sowie vollendeten schweren Raubes sowie wegen versuchten Mordes ermittelt. Auch erpresserischer Menschenraub wird ihnen vorgeworfen. Klette, Staub und Garweg gehörten der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF) an. 1998 erklärte sich die RAF, die mehr als 30 Menschen tötete, für aufgelöst.
Video wird am Abend bei „Aktenzeichen XY. Ungelöst" gezeigt
Am Abend (20.15 Uhr) soll das neue Video in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY. Ungelöst" gezeigt werden. „Man nimmt an, dass dieses Video Burkhard Garweg zeigt", heißt es in einer Mitteilung der Macher des ZDF-Formats. Der Beitrag sei kurzfristig noch in die Sendung eingebaut worden.
Das LKA veröffentlichte zudem gefälschte Ausweisdokumente, die möglicherweise zur Anmietung von Wohnungen in Tatort-Nähe genutzt wurden. „Es besteht der Verdacht, dass Daniela K. sich als Sarah (Tat in Stuhr) und Lucia (Tat in Hildesheim) ausgegeben und hierbei zur Anmietung möglicherweise gefälschte Ausweisdokumente vorgelegt haben könnte", hieß es. Gesucht werden jetzt die damaligen Vermieter.