Lange Haft in Österreich: Abu-Nidal-Attentäter gestorben

11 Stunden vor

Lange Haft in Österreich

Der Anschlag der palästinensischen Terrorgruppe Abu Nidal auf den Flughafen Wien am 27. Dezember 1985 mit vier Toten ist einer der schwersten der jüngeren österreichischen Geschichte gewesen. Damals kamen drei Passagiere und ein Attentäter ums Leben, 38 Personen wurden verletzt. Fast vier Jahrzehnte danach ist der letzte inhaftierte Terrorist nach 38 Jahren Haft in der Justizanstalt Stein gestorben.

Abu-Nidal - Figure 1
Foto ORF

Online seit heute, 0.22 Uhr

Ein Sprecher der Justizanstalt Stein bestätigte der APA am Mittwochabend Medienberichte, wonach Tawfik Ben Ahmed Chaovali tot in seiner Zelle aufgefunden worden sei. Wie bei jedem Todesfall in Haft werde „automatisch eine Obduktion“ angeordnet. Weitere Angaben, etwa zum Todeszeitpunkt, wollte der Sprecher nicht machen.

Chaovali und ein weiterer Terrorist wurden 1987 zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt. Während der Mittäter nach 22 Jahren freikam und nach Jordanien ausreiste, saß Chaovali 38 Jahre in Haft. 1995 war ihm ein Ausbruch aus der Justizanstalt Garsten (OÖ) gelungen, zwei Stunden später konnte er jedoch im Keller eines Wohnhauses in Steyr verhaftet werden.

Nach der Überstellung in die Justizanstalt Graz-Karlau unternahm er im November 1996 einen weiteren Fluchtversuch, bei dem er drei Angestellte des Anstaltsgefängnisses als Geiseln nahm. Beamte des Einsatzkommandos Cobra konnten ihn überwältigen, er wurde wegen der Entführung zu weiteren 19 Jahren Haft verurteilt.

Drei Menschen haben bei dem Anschlag auf dem Flughafen-Schwechat im Dezember 1985 ihr Leben verloren Terror nicht abgeschworen

Bis zuletzt schwor Chaovali dem Terror nicht ab, schrieb die „Kronen Zeitung“, er soll sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben.

Am 27. Dezember 1985 flüchteten die verletzten Attentäter nach dem Anschlag und rasten mit einem vor dem Flughafengebäude geraubten Auto davon. Nach einer wilden Verfolgungsjagd auf der B9 wurden die Terroristen schließlich in der Nähe von Fischamend von der Polizei gestellt. Bei einem erneuten Feuergefecht wurde ein Terrorist, der 25-jährige Abdel Aziz Merzoughi, getötet. Die beiden anderen schwer verletzten Palästinenser, der damals ebenfalls 25-jährige Chaovali und der 26-jährige Mongi Ben Saadaoui, gaben auf.

Bei den drei Attentätern handelte es sich um palästinensische Flüchtlinge aus den Lagern Sabra und Shatila. Die palästinensischen Flüchtlingslager im südlichen Stadtgebiet von Beirut erlangten 1982 nach einem grausamen Massaker an Zivilisten und Zivilistinnen durch christliche Milizen während des libanesischen Bürgerkrieges traurige Berühmtheit.

Für ihren Einsatz in Wien waren die jungen Männer im Libanon ausgebildet worden. Drahtzieher des Anschlags auf dem Wiener Flughafen und eines gleichzeitig auf dem römischen Flughafen Fiumicino durchgeführten Attentats war der damals weltweit gesuchte Terrorführer Sabri al-Banna – besser bekannt als Abu Nidal.

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten
Die beliebtesten Nachrichten der Woche