Pläne angenommen: Gläubiger von Benkos Signa Prime und ...

19 Mär 2024

Die prestigeträchtigsten Immobilien der weitgehend insolventen Signa-Gruppe werden in den nächsten Jahren von einem Treuhänder verkauft, die Gläubiger der Signa Prime Selection AG als auch Signa Development Selection AG haben dem Sanierungsplan zugestimmt.

Signa - Figure 1
Foto manager-magazin.de

18.03.2024, 19.19 Uhr

Premiumimmobilien: Auch das Oberpollinger in München ist Teil der Signa Prime

Foto: DPA

Die Gläubiger der insolventen Signa Prime Selection haben mehrheitlich für den vorgelegten Sanierungsplan gestimmt und damit einen Konkurs samt Notverkauf der Luxus-Immobilien abgewendet. Nun soll ein Treuhänder das Ruder übernehmen und alle Vermögenswerte verkaufen, teilte der Sanierungsverwalter Norbert Abel am Montag nach der Gläubigerversammlung mit. „In der Abstimmung wurden sowohl die Kopf- als auch die Kapitalmehrheit erreicht und der Treuhandsanierungsplan somit von den Gläubigern angenommen“, heißt es in der Mitteilung. Die bisherige Sanierung in Eigenverwaltung, die von einigen Gläubigern massiv kritisiert wurde, ist damit beendet.

Wie manager magazin aus Kreisen erfuhr, haben in einer gesonderten Versammlung die Gläubiger auch dem Sanierungsplan für die Signa Development Selection AG zugestimmt. Damit wird die vollständige Verwertung der Vermögenswerte ebenfalls einer Treuhänderin übergeben. Sanierungsverwalterin ist Andrea Fruhstorfer. Die Selection investierte ebenfalls in Entwicklungsprojekte in Ballungszentren, besonders im deutschsprachigen Raum und in Norditalien.

In einem Bericht des Sanierungsverwalters Abel wurde den Gläubigern der Singa Prime zuletzt eine Quote von 32 Prozent in Aussicht gestellt. Bei einem Konkurs hätten die Immobilien hingegen möglichst rasch verkauft werden müssen, was nach Einschätzung des Sanierungsverwalters eine geringere Quote für die Gläubiger bedeuten würde.

Signa ist das bisher größte Opfer der Immobilienkrise in Europa. Dem hoch verschuldeten Immobilienriesen machten die rasant gestiegenen Zinsen und die damit gesunkenen Bewertungen zu schaffen, die zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf führten. Die Insolvenz ist die größte in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Die Gläubiger haben Forderungen in Milliardenhöhe angemeldet.

Österreich lehnt Sanierung ab

Signa Prime galt als Flagschiff der vom Tiroler Unternehmer René Benko (46) aufgebauten Immobilien- und Handelsgruppe. Sie ist Eigentümerin wichtiger Immobilien, darunter der unfertige Elbtower in Hamburg, das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg, das Oberpollinger in München, das Luxushotel Park Hyatt sowie die Luxus-Einkaufsmeile „Goldenes Quartier“ in Wien.

Gläubiger der Signa Prime haben laut jüngsten Daten des Insolvenzverwalters Norbert Abel Forderungen von rund 12,8 Milliarden Euro angemeldet. Der Verwalter hat davon bislang nur etwa 5,9 Milliarden Euro anerkannt. Gemäß seinem Vorschlag sollen nun alle Immobilien von ihm als Treuhänder geordnet über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren verkauft werden, um von einer erwarteten Erholung am Markt zu profitieren. Damit sollen mindestens 30 Prozent der Forderungen beglichen werden.

Aus steuerlichen Gründen werden die deutschen Immobilien von Signa Prime formell nicht dem Treuhänder unterstellt, de facto behält er aber über Zustimmungsrechte und über offene Forderungen der Signa Prime an ihre Untergesellschaften die Kontrolle. Bei der Gläubigerversammlung in Wien ging es nur um die Abwicklung von Signa-Immobilien, nicht um den Verkauf von Warenhausbetrieben wie KaDeWe und Galeria Karstadt Kaufhof. Diese ebenfalls zur Signa-Gruppe gehörenden Einzelhändler sind jedoch ebenfalls insolvent und suchen nach Käufern.

Die Republik Österreich hatte bereits vorab bekannt gegeben, als einer der Gläubiger der insolventen Signa-Gesellschaften den vorgeschlagenen Sanierungsplänen nicht zustimmen zu wollen. Das sagte Wolfgang Peschorn, Präsident der österreichischen Finanzprokuratur und damit Anwalt der Republik, dem ORF Radio.

Der Chef der Finanzverwaltung begründete seine Ablehnung damit, dass die für einen langsamen Verkauf notwendige Liquidität nicht vorhanden sei. Diese brauche es, um auf eine Markterholung warten zu können und sich Zeit für einen Verkauf zu nehmen. „Nur über den Verkauf von Immobilien kann sich das Unternehmen in den nächsten Wochen über Wasser halten“, sagte Peschorn.

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten