Anwohner in Bielefelds Altstadt haben die Nase voll vom Restaurant ...

11 Tage vor

Bielefeld. Ein kleines Bistro verursacht großen Ärger mit seiner Abluft: Denn bisher gelangte die offenbar gänzlich ungefiltert in den Himmel über der Obernstraße. So zumindest lautet die Klage der Anwohner rund um den kleinen Kirchplatz von St. Jodokus, der wie ein Kessel fungiert. Aus dem es für die Dämpfe von Gebratenem und Gegrillten kein Entweichen gibt.

Restaurant - Figure 1
Foto Neue Westfälische

Wenn die Fleischspieße oder Hackbällchen auf dem Gasgrill brutzeln, qualmt es aus dem Schornstein. Doch ragt der nicht hoch hinaus in den Himmel, um die Gerüche von den Nachbarn fernzuhalten, sondern sitzt als kurzer Stumpf auf dem Dach des zweistöckigen Hauses. Weht dann der Wind von Osten, erwischt es die Bewohner im ausgebauten Dach der Sparkassen-Filiale frontal.

Bläst der Wind aus Westen, schließen auf der anderen Seite schlagartig die Fenster. Angel Iliew beobachtet das traurige Schauspiel der verwaisten Dachterrassen nun schon seit fast einem Jahr. Er wohnt mit seiner Frau im Haus gegenüber von dem kleinen Bistro namens „Greeks“, in dessen Räumen sich bis zum Frühjahr 2023 noch ein Schuhgeschäft befand. Er kennt die Nachbarn gut und deren wachsenden Unmut gegenüber der Gastronomie, die seit fast einem Jahr ohne finale Konzession ist.

Angrenzende Gebäude bilden einen Kessel

„Der Betrieb befindet sich derzeit noch in einem Antragsverfahren“, lautete die Antwort aus dem Ordnungsamt Mitte April. Die Kritik der direkten Anwohner, die namentlich nicht genannt werden möchten, zielt auf diesen Zustand: Wie könne es sein, fragen sie, dass sich nach fast einem Jahr immer noch nichts geändert habe. Fristen, heißt es dazu wieder aus dem Amt. Der Betreiber bekäme Fristen gesetzt, um die erforderlichen Baumaßnahmen vorzunehmen.

Denn wer die Umnutzung eines Gewerbes anstrebt, muss dazu einen Bauantrag einreichen. Erhält er daraufhin vom Amt einen positiven Bescheid, kann der Umbau beginnen. Der Ganze Disput wurde erst publik, als Neo-Gastwirt Georgios Pone und seine Architektin sich in einem Zeitungsartikel darüber echauffierten, einen 14 Meter hohen Schornstein für das kleine Bistro bauen zu müssen.

Der kleine Schornstein in der Mitte umzingelt von Dächern. | © Stefan Becker

Was auf den ersten Blick absurd klingt, sieht auf den zweiten völlig anders aus, wenn man vom Balkon der Iliews hinüberschaut zum Schauplatz des Theaters: Dort thront der kleine Gastro-Schornstein tapfer auf dem Dach des Hauses, das von den Nachbarn locker um eine Etage überragt wird. Und selbst die wirken fast filigran gegen die Wand aus Ziegeln vom angrenzenden Kirchendach. An dem kommt einfach kein Gyros-Duft vorbei.

Gastwirt spricht vom eingebauten Aktivkohle-Filter

„Nach den bestehenden Regelwerken dürfen in dem vorliegenden Fall von dem Betrieb keine Geruchsbelästigungen ausgehen. Diese Geruchsbelästigungen können vermieden werden, indem man die Abluft in einer entsprechenden Höhe abführt, oder aber auf anderem Wege reinigt. Welches Verfahren hier zur Anwendung gelangt, wird derzeit noch mit dem Betreiber abgestimmt“, hieß es weiter vom Ordnungsamt.

Da auf den zweiten Blick offenbar ebenfalls klar wurde, dass so ein potenzieller Industrie-Schlot optisch massiv mit dem Kirchenensemble kollidieren würde, blieb als ernst zu nehmende Alternative nur die Variante mit der gereinigten Abluft: „Wir haben uns mit dem Bauamt geeinigt und einen Aktivkohle-Filter eingebaut – es ist alles erledigt“, erklärte Bistro-Besitzer Pone am Montag prompt am Telefon. Ob die Anwohner auf ihren Dachterrassen jetzt tatsächlich aufatmen können, zeigt sich in den nächsten Tagen. Denn vom Presseamt hieß es am Montag: „Da das Verfahren noch nicht abgeschlossen ist, können wir Ihnen dazu derzeit keinen neuen Sachstand geben.“

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